Gastkommentar Ralf-Wolfgang Lothert
Freundschaft und Kameradschaft

| Redaktion 
| 24.08.2025

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria. 

Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Spätestens seit Donald Trump zum zweiten Mal Präsident der USA geworden ist, scheint sich vieles nur noch um "Deals" zu drehen. Bei diesen Abmachungen spielen Werte wie Vertrauen, Langfristigkeit, Solidarität oder Verlässlichkeit oft keinerlei Rolle – sie können sich täglich, ja sogar minütlich ändern und tragen nicht zu einem optimistischen Ausblick in die Zukunft bei. Diese Entwicklung ist beunruhigend.

Was mir dabei besonders fehlt, ist eine für zwischenmenschliche Beziehungen zentrale Komponente: Freundschaft und Kameradschaft. Meine geneigten Leser:innen werden sich nun fragen: "Was meint er denn damit?" Lassen Sie mich wie gewohnt von vorne beginnen, um das zu erklären.

Freundschaft ist eine freiwillige, emotionale Beziehung zwischen Menschen, die auf Vertrauen, Zuneigung, Verständnis und gegenseitiger Unterstützung beruht. Kameradschaft ähnelt diesem Konzept, bezeichnet aber stärker eine solidarische Verbindung, die vor allem durch gemeinsame Aufgaben, Ziele oder eine bestimmte Zugehörigkeit entsteht – sei es im Beruf, in Vereinen, im Ehrenamt oder im Militär.

Persönliche Freundschaften und kameradschaftliche Bindungen gehören zu den wichtigsten Werten und Wegbegleitern unseres Zusammenlebens. Wahre Freundschaften halten auch über lange Zeiträume ohne Kontakt. Sie geben Sicherheit, Zuversicht, Solidarität und Planbarkeit. Kamerad:innen, denen ich im Gefecht vertraut habe, vertraue ich auch im privaten Leben. Freundschaft und Kameradschaft sind in guten Zeiten doppelt bereichernd, inspirierend und fruchtbar – und in schwierigen Zeiten ein verlässliches Sicherheitsnetz.

Auch die Politik kennt Beispiele solcher Beziehungen. Denken wir an Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill, François Mitterrand und Helmut Kohl, Tony Blair und Gerhard Schröder, Bruno Kreisky und Willy Brandt, Barack Obama und Angela Merkel, Heinz Fischer und Wolfgang Schüssel. Diese Verbindungen hatten oft positive Auswirkungen auf die politische Zusammenarbeit. Ich spreche hier ausdrücklich nicht von "Freunderlwirtschaft", sondern von den Grundpfeilern echter Freundschaft: Vertrauen, Loyalität und Verlässlichkeit – oder das, was man auf gut Deutsch als echte Handschlagqualität bezeichnet.

Solche Bindungen lassen sich nicht verordnen – weder in der Politik noch in der Wirtschaft. Aber man kann und sollte sie anstreben. Die Werte, die aus Freundschaft und Kameradschaft entstehen, gehören wieder stärker ins politische und wirtschaftliche Handeln integriert. Die "Deal-Politik", wie sie etwa der amerikanische Präsident vorlebt, mag kurzfristig Erfolge bringen, ist aber mittelfristig zum Scheitern verurteilt. Der Stärkere gewinnt, Solidarität spielt keine Rolle, und jeder Deal wird sofort gegen einen vermeintlich besseren Deal eingetauscht. Wer heute Verbündeter ist, kann morgen Gegner sein – und umgekehrt. Das zerstört Planbarkeit, Vertrauen und nachhaltige Kooperation.

Diese Dynamik betrifft nicht nur die Wirtschaft. Auch ein Friedensprojekt hat keine stabile Grundlage, wenn es unter dem Zwang eines kurzfristigen Deals entsteht. Echte Lösungen brauchen eine Basis aus gegenseitigem Respekt, Zuverlässigkeit und einem langfristigen Miteinander.

Ich bin deshalb überzeugt: Freundschaft und Kameradschaft – oder zumindest die Werte, die aus ihnen erwachsen – sind unverzichtbare Bausteine, um Politik und Wirtschaft stabiler, verlässlicher und menschlicher zu gestalten. Sie sind keine nostalgischen Relikte aus vergangenen Zeiten, sondern ein Zukunftsmodell. Wer nachhaltig erfolgreich sein will, sollte nicht nur in Verträge und Strategien investieren, sondern auch in Beziehungen, die auf Vertrauen und Solidarität gründen.

Bei JTI Austria legen wir deshalb großen Wert auf ein solches Miteinander, Kollegialität wird nicht nur als Schlagwort verstanden, sondern aktiv gelebt. Dies beginnt bei einem respektvollen Umgang im Alltag über die Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen bis hin zur Förderung langfristiger Partnerschaften mit Geschäftspartner:innen. So zeigen wir, dass wirtschaftlicher Erfolg und gelebte Werte keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig verstärken. Mitarbeitende, die sich aufeinander verlassen können, entwickeln nicht nur eine hohe Loyalität zum Unternehmen, sondern auch die Bereitschaft, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen – weit über den eigenen Aufgabenbereich hinaus.

Denn am Ende des Tages gilt: Deals kommen und gehen, aber Freundschaften und Kameradschaften bleiben.

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