LEADERSNET: Was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Arbeit – die Technik, das Regelwerk oder die Möglichkeit, Systeme effizienter zu machen?
Philip Sager: Mich fasziniert die Kombination aus hochtechnologischen Systemen, strengen regulatorischen Anforderungen und der Möglichkeit, wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen auf technischer Grundlage zu treffen. In der Luftfahrt – insbesondere im Triebwerksmanagement – geht es darum, komplexe Problemfälle und Aufgaben unter Zeitdruck zu analysieren, zu bewerten und das technisch Machbare mit dem wirtschaftlich Sinnvollen in Einklang zu bringen. Genau diese Vielschichtigkeit motiviert mich täglich.
LEADERSNET: Ihr Büro ist spezialisiert auf Triebwerksmanagement in der zivilen Luftfahrt. Was umfasst Ihr Tätigkeitsbereich – und welche Entwicklungen beobachten Sie besonders genau?
Sager: Ich berate Airlines und Leasinggesellschaften bei der technischen Betreuung ihrer Flugzeugtriebwerke – von der Auswahl der Wartungspartner über die Angebotsprüfung bis zur Begleitung von Table Inspections und Rechnungsprüfung oder Organisation von Leasing-Motoren. Besonders genau beobachte ich derzeit die Entwicklungen rund um nachhaltige Triebwerksstrategien, etwa im Hinblick auf E-Mobility-Konzepte, Sustainable Aviation Fuels (SAF) oder effizientere Wartungszyklen.
LEADERSNET: Wie können Ihre Leistungen dazu beitragen, den Flugbetrieb nachhaltiger und zukunftssicher zu gestalten?
Sager: Ein Flugzeugtriebwerk ist für einen Großteil der technischen Betriebskosten eines Flugzeugs verantwortlich. Entsprechend wichtig ist eine vorausschauende und schlaue Planung der Instandhaltung und -setzung über viele Jahre. Durch Analysen der Triebwerksparameter können unnötige Instandhaltungen vermieden, Standzeiten reduziert und Lebenszyklen optimal genutzt werden. Das reduziert nicht nur Kosten, sondern spart auch Ressourcen – ein wesentlicher Beitrag zur nachhaltigen Luftfahrt. Zudem ermögliche ich meinen Kund:innen bessere Entscheidungsgrundlagen, z. B. bei der Wahl von Servicedienstleistern oder bei Leasing-Rückgabe-Prozessen.
LEADERSNET: In welchen Bereichen ist Ihr Ingenieurbüro aktuell besonders gefragt – und wo steckt Ihrer Meinung nach noch großes ungenutztes Potenzial?
Sager: Aktuell ist die Unterstützung von CAMOs und die Erstellung eines Triebwerkwechselplans herausfordernd. Großes Potenzial sehe ich bei kleineren oder mittelgroßen Betreibern, die oft keine eigene gut ausgebildete technische Abteilung haben – hier kann ich als externe Unterstützung sehr schnell strukturelle Klarheit und wirtschaftlichen Mehrwert schaffen.
LEADERSNET: Mit welchen Tools oder Methoden unterstützen Sie Ihre Kund:innen bei der Umsetzung komplexer technischer Entscheidungen?
Sager: Da gibt es keine einfache Antwort, jede:r Kund:in ist individuell. Ich arbeite mit eigenen Checklisten und Erfahrungsdatenbanken. Ob bei der Überprüfung von Kostenvoranschlägen, bei der Spezifikation von Workscopes oder bei Table Inspections – es geht immer darum, technisches Wissen mit betrieblicher Realität zu verbinden.
LEADERSNET: Welche Rolle spielen Digitalisierung und Automatisierung generell in Ihrer Branche – und wo liegt dabei die größte Gefahr?
Sager: Digitalisierung ist in der Luftfahrt längst Alltag – Wartungsdaten, Flugstunden, Ereignisberichte, die Flugbücher sind vollständig digitalisiert. Die Herausforderung liegt darin, diese Fülle an Daten sinnvoll zu interpretieren und für seinen Vorteil zu nutzen. Die Gefahr besteht dort, wo Entscheidungen nur noch auf Zahlen basieren – ohne technische Einordnung. Genau hier sehe ich meine Rolle: zwischen Daten und Entscheidung zu vermitteln.
LEADERSNET: Welche technologischen Entwicklungen beobachten Sie derzeit mit besonderem Interesse – und bei welchen glauben Sie, dass sie Ihre Branche in den nächsten Jahren grundlegend verändern könnten?
Sager: Ich beobachte mit Interesse die Entwicklung neuer Triebwerksgenerationen, etwa im Hinblick auf Hybridlösungen, alternative Treibstoffe und digitale Wartungskonzepte. Neue Triebwerksgenerationen bringen immer neue Materialien, neue Herstellungsprozesse – viele Vorteile, aber eben auch Möglichkeiten für neue Herausforderungen.
LEADERSNET: Können Sie ein aktuelles Projekt nennen, das sinnbildlich für Ihre Arbeitsweise und Ihr Innovationsverständnis steht?
Sager: Leider nein, die wenigsten Projekte unterliegen nicht der Verschwiegenheit. Aber die Kollegen von ADT Engineering arbeiten an spannenden innovativen Projekten, Safran arbeitet stark in Richtung eines Unducted Fans (der ein neues Flugzeug-Design benötigt), Airbus hat mit Wasserstoff experimentiert – in der Luftfahrt wird viel entwickelt.
LEADERSNET: Wie gelingt es Ihnen, innovative Lösungen mit gesetzlichen Vorgaben in Einklang zu bringen – ohne dabei an Dynamik zu verlieren?
Sager: Die Luftfahrt ist stark reguliert – das ist richtig und wichtig. Innovation passiert hier nicht gegen die Regeln, sondern innerhalb klarer Rahmenbedingungen. Manchmal entwickelt sich die Technik schneller als die zugehörigen Gesetze, das ist manchmal etwas zermürbend. Ich setze auf systematische Vorbereitung, gute Kommunikation und transparente Dokumentation. So entsteht keine Reibung, sondern ein reibungsloser Ablauf.
LEADERSNET: Der Leitsatz "Ingenieurbüros: Motor für Innovation und Technik" – wo sehen Sie sich konkret in diesem Antriebssystem? Zahnrad, Zündfunke oder vielleicht sogar das Navigationssystem?
Sager: Hinter jeder Erfindung, hinter jeder Maschine, jedem Gerät steckt ein:e Ingenieur:in. Wir sind von Natur aus neugierig und Macher:innen, von daher sehe ich mich als Navigationssystem mit fundierter Datenbasis. Ich unterstütze meine Kund:innen dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen – nicht auf Bauchgefühl, sondern auf technischer Analyse und wirtschaftlichem Verständnis basierend. Es geht darum, Klarheit zu schaffen und Richtung zu geben.
LEADERSNET: Wie beurteilen Sie die Zukunftsperspektiven für junge Menschen in Ihrem Berufsfeld – und was tun Sie konkret, um den Nachwuchs für dieses oft unterschätzte, aber enorm spannende Tätigkeitsfeld zu begeistern?
Sager: Die Luftfahrttechnik bleibt ein hochspannendes und dynamisches Feld – wenn auch sehr fordernd. Gerade in der Technik herrscht immer Zeitdruck, Flugzeuge sollen fliegen, Passagiere wollen befördert werden. Gerade bei Unregelmäßigkeiten kommt da schlagartig Druck auf. Junge Menschen mit technischem Interesse, internationalem Denken und Analysefähigkeit haben aber dadurch hier viele Möglichkeiten, sich zu entwickeln. In kaum einem anderen Umfeld kann man so viel Internationales sehen und lernen. Ich versuche, durch die Sichtbarkeit meiner Arbeit – sei es über Projekte oder persönliche Gespräche – zu zeigen, dass technische Beratung in der Luftfahrt nicht nur komplex, sondern auch extrem sinnstiftend und zukunftsorientiert ist.
www.psc.aero
www.ingenieurbueros.at
Kommentar veröffentlichen