Stiftung gegründet
Wien investiert 1,7 Millionen Euro in die Frauenförderung

| Janet Teplik 
| 13.08.2025

Die bundesweite Initiative soll die berufliche Qualifizierung von unausgebildeten Frauen zu Fachkräften finanzieren und dadurch die regionale Wettbewerbsfähigkeit stärken.

Die österreichische Bundeshauptstadt will einen wichtigen wirtschaftspolitischen Akzent setzen und hat dementsprechend eine österreichweit erste Frauenstiftung geschaffen. Nun sollen 1,7 Millionen Euro investiert werden, um die berufliche Qualifizierung von 100 Frauen ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu finanzieren. Das Pilotprojekt geht auf den Wiener Arbeitnehmer:innen Förderungsfonds waff zurück, die dafür mit dem AMS Wien zusammenarbeiten. Der Start ist für Herbst 2025 vorgesehen.

Wirtschaftsentwicklung der Bundeshauptstadt

Laut Bank Austria wurde nur für Wien 2024 ein Wirtschaftswachstum prognostiziert. Auch sei die Zahl der unselbstständig Beschäftigten in der Bundeshauptstadt bereits um 1,0 Prozent gestiegen, so Bürgermeister Michael Ludwig, der gemeinsam mit Frauenstadträtin Kathrin Gaál und Finanzstadträtin Barbara Novak die Details im Wiener Rathaus präsentierte. Damit verfolge Wien einen strategischen Ansatz, der auf einem positiven Kreislauf basiere. Mehr Beschäftigung führe zu steigendem privaten Konsum, was wiederum die Unternehmensinvestitionen ankurble und dadurch das Wirtschaftswachstum zusätzlich antreibe. Diese Entwicklung zeige sich etwa bei verschiedenen Branchen. So verzeichnete die Wiener Tagungsindustrie 2024 mit 6.600 Kongressen und Firmentagungen die beste Performance aller Zeiten, heißt es. Zudem sollen laut Ludwig Hochleistungsrechenzentren zur Entwicklung von KI-Modellen beitragen und Wien als Technologiestandort stärken.

"Wirtschaftswachstum schafft zusätzliche Arbeitsplätze – das machen wir nicht zum Selbstzweck, sondern als gezielte Investition in die Zukunft Wiens. Mit der Frauenstiftung setzen wir einen klaren wirtschaftspolitischen Schwerpunkt für den Herbst: Wer in die Ausbildung von Frauen investiert, stärkt nicht nur individuelle Lebenswege, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft unserer Stadt", führt der Bürgermeister aus. Weiters betont er: "Qualifizierte Arbeitskräfte sind das Fundament für nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Die Wertschöpfung 2023 ist in Österreich insgesamt um 1,2 Prozent gesunken, und nur in Wien um +2,2 Prozent auf rund 120 Milliarden Euro gestiegen. Besonders Frauen mit geringer Qualifikation – von den über 52.000 arbeitslosen Frauen in Wien haben allein 17.764 nur Pflichtschulabschluss – brauchen gezielte Unterstützung. Mit der Frauenstiftung schaffen wir nicht nur Perspektiven für die betroffenen Frauen, sondern investieren strategisch in unser wichtigstes wirtschaftliches Gut: gut ausgebildete Fachkräfte. Diese Förderung ist kein sozialpolitisches Almosen, sondern eine wirtschaftspolitisch kluge Entscheidung für einen starken Standort Wien. Nur durch kontinuierliche Investitionen in Bildung und Qualifizierung können wir unsere Position als führender Wirtschaftsstandort in Mitteleuropa weiter ausbauen und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit verwirklichen."

Wien in der Vorreiterrolle

In Wien sind zudem die meisten Frauen erwerbstätig (76 % gegenüber 72 % österreichweit). Auch biete die Stadt die besten Verdienstmöglichkeiten. Das mittlere Vollzeit-Bruttojahreseinkommen von Frauen in Wien betrage 50.117 Euro und liege damit um fast 3.000 Euro über dem österreichischen Durchschnitt von 47.364 Euro. Mit Blick auf die Teilzeitquote zeige sich außerdem, dass Wienerinnen mit 43 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 52 Prozent liege. Auch sei der Gender Pay Gap in der Bundeshauptstadt um rund zehn Prozent geringer als im Bundesdurchschnitt.

"Die größte Wiener Frauenbefragung 'Wien wie sie will‘ hat eindrucksvoll gezeigt: Den Wienerinnen sind vor allem Chancen ein großes Anliegen. Nämlich solche, die für ihr Leben einen echten Unterschied machen. Die Stadt Wien ist eine Stadt der Chancen und Möglichkeiten für Frauen. Mit dem waff hat die Stadt ein einzigartiges Instrument, das mit seinen Förderprogrammen Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen unterstützt. Und nun schaffen wir – als Ergebnis der großen Frauenbefragung – mit der waff-Frauenstiftung ein weiteres maßgeschneidertes Zukunftsprojekt für die Wienerinnen. Denn der Schlüssel zur faktischen Gleichstellung sind gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten – und das in unterschiedlichen Lebensphasen", so Gaál.

Maßnahmen zur Förderung

Das Programm soll sich dementsprechend gezielt an beim AMS Wien vorgemerkte Frauen ab 25 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung richten – mit einem besonderen Fokus auf Wiedereinsteigerinnen nach familienbedingter Berufsunterbrechung oder Care-Arbeit, heißt es. Dabei kombiniere das Unterstützungspaket Berufsorientierung, kostenlose Ausbildung im Wert von durchschnittlich 7.000 Euro pro Teilnehmerin, Weiterführung des Arbeitslosengeldes sowie einen zusätzlichen monatlichen Ausbildungszuschuss von 300 Euro.

Novak dazu: "Mit der bundesweit einzigartigen waff-Frauenstiftung investieren wir in ein Programm, das auf jede einzelne Biografie abgestimmt ist – eine Form der 'Präzisionsmedizin', die auf die berufliche Zukunft von Wienerinnen ohne abgeschlossene Ausbildung abzielt. Neben einer kostenlosen Ausbildung sichern wir währenddessen nicht nur ihr Einkommen ab, sondern fördern auch ihre Selbstbestimmung. So bringen wir mehr Menschen in Beschäftigung, was sich wiederum auf den Wirtschaftsstandort positiv auswirkt. Wien ist das Bundesland mit der höchsten Erwerbsbeteiligung von Frauen – und nirgendwo sonst in Österreich verdienen Frauen im Schnitt mehr."

Die Laufzeit der Frauenstiftung sei erst einmal auf ein Jahr angelegt – mit Option zur Verlängerung. Die durchschnittliche Verweildauer betrage 18 Monate. Weiters heißt es, dass für 2025 insgesamt 157,5 Millionen Euro für 43.040 Wiener:innen zur Förderung beruflicher Entwicklungschancen zur Verfügung stehe. Davon würden auch 25.078 Frauen profitieren. 

www.wien.gv.at

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