Europäische Erhebung
Hotellerie wünscht sich mehr KI-Einsatz, stößt aber auf Probleme

| Janet Teplik 
| 11.08.2025

Eine aktuelle europäische Erhebung verdeutlicht, dass Künstliche Intelligenz in der Branche zwar weiter Einzug hält, es aber vielerorts zur korrekten Umsetzung schlichtweg am richtigen Know-how und den Ressourcen mangelt. 

Die Künstliche Intelligenz (KI) ist weiter auf dem Vormarsch – so auch in der Hotelbranche, wo sie das Potenzial hat, das Wesen der Hotellerie grundlegend zu verändern. Eine neue europäische Erhebung der Fachhochschule Westschweiz Wallis hat daher untersucht, inwieweit die neue Technologie bereits Einzug gehalten hat. Vielorts bleibt der digitale Aufbruch nämlich auf der Strecke, sodass trotz wachsender Begeisterung und Chancen für Effizienz, Servicequalität und Preissteuerung sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz verzögert.

Österreich über dem Durchschnitt

Untersucht wurden im Zeitraum zwischen Jänner und April 2025 mehr als 1.500 Hotels in sechs Ländern – darunter auch 247 österreichische Betriebe. Es zeigte sich, dass gerade einmal 41 Prozent der Teilnehmenden KI aktiv nutze. In Österreich liege die Quote mit 49 Prozent jedoch deutlich darüber. Dennoch sieht Georg Imlauer, Fachverbandsobmann Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich, dringenden Handlungsbedarf. "In Zeiten, in denen wir immer wieder nach qualifizierten Mitarbeiter:innen suchen, sollte KI kein Luxusprojekt sein. Sie ist ein Werkzeug, das Prozesse vereinfacht und Mitarbeiter:innen entlastet – damit mehr Menschlichkeit dort bleibt, wo sie zählt und gebraucht wird: beim Gast", so Imlauer, der nicht zuletzt wegen des fortwährenden Personalmangels auf Künstliche Intelligenz setze. 

Auch wenn der Einsatz noch nicht flächendeckend ausgebaut ist, zeige die Untersuchung weiters, dass heimische Hoteliers und Hôtelières den Einfluss von KI auf Hotelbetriebe mit durchschnittlich 7,3 von zehn Punkten bewerten. Hier liegt Österreich erneut weit über dem europäischen Schnitt von 6,1. Mehr noch: hierzulande habe mehr als ein Drittel der Befragten den Einfluss sogar mit neun oder zehn Punkten bewertet (38 %). Mit Blick auf die tatsächliche Nutzung würde sich Österreich ebenfalls als Vorreiter behaupten. Demnach haben 18 Prozent der Hotels KI erst im vergangenen Jahr eingeführt, 21 Prozent nutzen sie bereits seit über zwei Jahren – ein Wert, der fast doppelt so hoch liege wie im gesamteuropäischen Vergleich (12 %). Besonders begehrt bei den Anwendungen seien dabei Texterstellungstools wie ChatGPT, das von 90 Prozent der KI-Nutzer:in verwendet werde. Danach folgen Analysen von Gästebewertungen (59 %), automatisierte Antworten auf Gästefragen (50 %), Revenue Management (48 %), prädikative Analysen (43 %) und Produktionsentwicklungs-Assistenzsysteme (36 %). Sie alle werden in Österreich häufiger genutzt als anderswo, heißt es.

Besonders schätze man KI aufgrund der Zeitersparnis (82 %), gefolgt von verbesserter Kommunikation und Marketing (68 %) und operativer Effizienz (56 %). Aber auch Aspekte wie Kostensenkung, Wettbewerbsdifferenzierung und interkulturelle Kommunikation werde in Österreich signifikant häufiger als Nutzen wahrgenommen.

Bestehende Herausforderungen

Trotz des Wunsches nach mehr KI-Einsatz seien die Einstiegshürden hoch. Laut Umfrage sei demnach das größte Hemmnis der Mangel an bezahlbaren, sofort einsetzbaren Lösungen (42 %). Danach rangiert sich Unwissen über verfügbare Tools (41 %) und Integrationsschwierigkeiten in bestehende Systeme (40 %) sowie Sicherheits- und Datenschutzbedenken (37 %). Besonders kleine und mittelgroße Betriebe hätten es hier schwer, derartige Hürden zu überwinden, was wiederum langfristig die digitale Wettbewerbsfähigkeit gefährde. 

"Die meisten Hotels wollen KI einsetzen – sie wissen nur nicht, womit sie anfangen sollen", so Imlauer. Ziel sei es, dass Hotelbetreiber:innen ihre aktuelle betriebliche Situation in den Bereichen Administration, Personalplanung, Finanzen, Revenue Management sowie Reputationsmanagement systematisch analysieren und priorisieren. Ein besonderer Fokus liege dabei auf jenen Punkten, die im Alltag am meisten belasten, wie Zeitfresser, unzureichende finanzielle Kontrolle oder auch langsame Reaktionszeiten. Daher gelte, diese Herausforderungen klar zu definieren und gezielt mit der Unterstützung von KI-Lösungen sowie entsprechenden Anbietern am Markt anzugehen, appelliert der Obmann. 

Für Imlauer sei klar, die nächste Stufe der Digitalisierung brauche nicht nur Technik, sondern auch strategische Begleitung. "Wir brauchen keine Hologramm-Rezeptionist:innen. Was wir brauchen, sind Systeme, die Buchungen intelligent steuern, Dienstpläne mitdenken und Gästeerlebnisse personalisieren – ohne dabei Komplexität oder Bürokratie zu erzeugen. Dazu brauchen wir praxisnahe Schulungskonzepte und einfach handhabbare Lösungen, insbesondere für kleinere Betriebe. Es darf nicht sein, dass nur die ganz großen Häuser oder internationalen Ketten digital mithalten können", führt der Obmann aus, der weiters gezielte Fördermaßnahmen für die digitale Transformation in der Hotellerie fordert. 

Fazit der Studie

Die Studie hebt demnach hervor, dass Künstliche Intelligenz längst in der heimischen Hotellerie angekommen ist. Der Sektor zeige eine hohe Bereitschaft, neue Technologien einzusetzen, brauche aber noch die richtigen Rahmenbedingungen. "Wenn wir Digitalisierung mit Hausverstand betreiben und KI nicht als Bedrohung, sondern als Partner denken, dann können wir die Qualität in der österreichischen Hotellerie sichern und weiter ausbauen", so Imlauer abschließend. 

www.wko.at

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