Anfang der 1850er Jahre hatte der Berliner Drucker Ernst Litfaß eine Idee, die die Außenwerbung bis heute nachhaltig verändern sollte: Um der damals rasant zunehmenden Wildplakatierung entgegenzuwirken, stellte er – nach jahrelangen Verhandlungen mit der Stadt Berlin – 1855 eine erste Anschlagsäule zum Anbringen von Plakaten auf einem Gehweg auf. Die Litfaßsäule war geboren. Sowohl bei Werbetreibenden als auch bei den Behörden fand dieses Konzept rasch Anklang, denn während erstere sich darauf verlassen konnten, dass ihre Plakate für die angemietete Zeit ohne Überklebungen sichtbar sein würden, wurde von staatlicher Seite eine vorherige Zensur der Inhalte möglich. So wurden in den kommenden Jahren bereits dutzende Säulen geschaffen, und 1865 erhielt Ernst Litfaß schließlich ein gültiges Monopol der Stadt Berlin für die Aufstellung seiner Säulen.
Wie Litfaßsäulen das Wiener Stadtbild prägen
Im Laufe der Jahre hat sich die Litfaßsäule in zahlreichen Städten ausgebreitet – so auch in Wien. Hier werden auch heute noch rund 1.500 Litfaßsäulen betrieben, die sich in ihrer Bauart und Funktion unterscheiden. Darunter auch die sogenannten "historischen Litfaßsäulen", die oftmals unter Denkmalschutz stehen und das Stadtbild mit ihrem ursprünglichen Charme prägen.
Meist an frequentierten Standorten zu finden sind zudem die "City-Light-Säulen", die durch ihre Hintergrundbeleuchtung auch in der Nacht Werbeplakate sichtbar machen. Dies zeigt, dass es sich bei Litfaßsäulen in Wien um ein dynamisches und anpassungsfähiges Medium handelt, das sich stets weiterentwickelt und dennoch seine traditionelle Funktion beibehält.
Spezielles Plakat zum 170. Jubiläum
Im heurigen Jahr feiert die Säule ihr 170-jähriges Jubiläum. Dem zum Anlass hat Kulturformat gemeinsam mit prominenten Vertreter:innen der österreichischen Kulturszene ein Jubiläumsplakat kreiert, das am Dienstag feierlich an einer Litfaßsäule am Wiener Ring enthüllt wurde. Mit dabei waren Moderator und Mörbisch-Intendant Alfons Haider, MuseumsQuartier-Direktorin Bettina Leidl, Metropol-Chef Peter Hofbauer, KHM-Geschäftsführer Paul Frey und Kulturformat-Geschäftsführerin Daniela Grill.
"Die Litfaßsäule ist mehr als nur ein Werbeträger; sie ist ein Stück gelebte Stadtgeschichte und ein Kulturgut, das sich über die Jahrhunderte immer wieder neu erfunden hat", so Daniela Grill, Geschäftsführerin von Kulturformat. "Wir sind stolz darauf, dieses Jubiläum gemeinsam mit so prominenten Persönlichkeiten zu feiern und die Bedeutung dieses urbanen Wahrzeichens hervorzuheben."
Prominente Glückwünsche
Anlässlich der Präsentation des Jubiläumsplakates darf sich die Litfaßsäule über einige prominente Glückwünsche freuen. "Die Litfaßsäule ist ein wunderbarer analoger Kommunikationskanal in unserer digitalen Welt. Sie erreicht ein breites Publikum und ist ein fester Bestandteil des Wiener Stadtbilds – ein wichtiger Partner für Kunst und Kultur", meint Bettina Leidl, Direktorin des Wiener MuseumsQuartiers. "Als Veranstalter:innen wissen wir die Reichweite und die Präsenz der Litfaßsäule sehr zu schätzen", betont Alfons Haider, Generalintendant der Seefestspiele Mörbisch und des Schloss Tabor. "Sie bringt unsere Botschaften direkt zu den Menschen und ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner für unsere Festspiele."
Auch für die Theaterbetreiber:innen sei die Litfaßsäule unerlässlich, sagt Peter Hofbauer, Impresario des Wiener Metropol: "Sie verleiht unseren Ankündigungen eine besondere Sichtbarkeit und trägt maßgeblich dazu bei, dass unsere Veranstaltungen das Publikum erreichen. Sie ist ein Stück Wiener Seele." Gleiches gelte für das Kunsthistorische Museum, erläutert Paul Frey, Geschäftsführer des KHM-Museumsverbandes: "Litfaßsäulen erinnern traditionsreich und zeitgemäß an die KHM-Jahreskarte und die einzigartigen Sammlungen und machen unsere Gäste auf bisher unentdeckte Künstler:innen wie heuer Michaelina Wautier neugierig."
LEADERSNET war bei der feierlichen Enthüllung des Jubiläumsplakates dabei. Eindrücke finden Sie in unserer Galerie.
www.kulturformat.at
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