Während frühere Generationen oftmals von der Lehre bis zur Pension im gleichen Betrieb beschäftigt waren, ist dies inzwischen längst nicht mehr die Norm. Gerade jüngere Menschen streben nach einem Aufstieg auf der Karriereleiter, sehen sich nach weniger Belastung oder Zeitdruck, was oftmals in einem Firmenwechsel mündet. Und auch Führungskräfte fühlen sich durch Stress und zusätzliche Herausforderungen belastet, was sich auf die Zufriedenheit mit der aktuellen Jobsituation auswirkt. Mit zunehmendem Alter hingegen sinkt der Wunsch, sich hinsichtlich des Berufes oder Unternehmens neu zu orientieren. Dies geht aus dem aktuellen Österreichischen Arbeitsklima Index hervor, den die Arbeiterkammer Oberösterreich gemeinsam mit den Forschungsinstituten IFES und Foresight seit inzwischen knapp 30 Jahren erhebt. Befragt wurden heuer rund 4.000 in Österreich beschäftigte Personen.
Jede:r Zehnte denkt über Berufswechsel nach
Wie die aktuelle Umfrage zeigt, wünscht sich insgesamt rund ein Fünftel der Befragten eine höhere Position innerhalb des eigenen Tätigkeitsbereichs. In den Altersgruppen der 16- bis 25-Jährigen sowie der 26- bis 35-Jährigen ist es gar jeweils ein Drittel. Überdies geben in diesen Kohorten nur 14 Prozent (16 bis 25 Jahre) bzw. 25 Prozent (26 bis 35 Jahre) an, in ihrem aktuellen Betrieb und der jeweiligen Position bleiben zu wollen. Mit zunehmendem Alter zeigt dieser Wert jedoch stark, wodurch er bei den Beschäftigten über 45 Jahren bereits bei 70 Prozent liegt. Ungeachtet des Alters denkt übrigens rund jede:r Zehnte über einen vollständigen Berufswechsel nach, wobei dieser Wert in der Gastronomie- und Tourismusbranche mit 23 Prozent am höchsten ist.
Gründe für (Un)Zufriedenheit
Unter jenen Beschäftigten mit Wechselwunsch zeigt sich laut Studie eine deutlich stärkere Belastung im Arbeitsalltag als bei jenen, die sich keine Veränderung wünschen. So geben 36 Prozent der Berufs- und Firmenwechsler:innen an, unter Zeitdruck zu stehen und rund drei von zehn leiden unter seelisch belastender Arbeit. Außerdem klagt etwa ein Viertel von ihnen über schlechte Gesundheitsbedingungen am Arbeitsplatz. Nicht zuletzt meinen rund 18 Prozent der potenziellen Wechsler:innen, dass sie Unterbrechungen ihrer Freizeit durch berufliche Verpflichtungen in Kauf nehmen müssen, beispielsweise durch spontanes Einspringen.
Auf der anderen Seite zeigt sich, dass 88 Prozent jener, die laut eigenen Angaben in ihrer aktuellen Firma und Position bleiben wollen, mit ihrem Beruf insgesamt zufrieden sind – bei den potenziellen Wechsler:innen ist dies nur knapp mehr als die Hälfte. Zudem zeigen sich Beschäftigte, die über einen Job- oder Firmenwechsel nachdenken, deutlich unzufriedener mit ihrer Beziehung zu den Kolleg:innen, der Arbeitszeitregelung, dem Führungsstil von Vorgesetzten sowie dem Einkommen.
"Nur wenn Arbeitsbedingungen geschaffen werden, in denen die Beschäftigten zufrieden und gesund arbeiten können, wollen sie auch in den Betrieben bleiben. Hier sind die Arbeitgeber in die Pflicht zu nehmen", appelliert AK-Präsident Andreas Stangl.
Führungskräfte spüren ebenfalls große Belastung
Darüber hinaus hält die Studie fest, dass fast doppelt so viele männliche (16 %) wie weibliche Beschäftigte in leitenden Positionen tätig sind. Dabei ist der Geschlechterunterschied besonders im Tourismus beachtlich (Männer 19 %, Frauen 6 %).
Insgesamt sind die Führungskräfte zwar zufriedener mit ihrem Einkommen und den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten als unterstellte Beschäftigte, allerdings fühlen sie sich durch Arbeitsdruck und die Unterbrechungen der Freizeit durch berufliche Verpflichtungen stärker belastet. Darüber hinaus sieht ein Drittel der Führungskräfte eine Herausforderung im Treffen harter Entscheidungen, und ein Viertel tut sich mit dem Motivieren der eigenen Mitarbeiter:innen schwer. Zudem leidet gut ein Fünftel unter persönlichen Angriffen, und 23 Prozent sehen eine Schwierigkeit darin, die Vorgaben ihrer Vorgesetzten zu erfüllen.
Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden
Um diese großen Belastungen bei Beschäftigten mit und ohne Führungsaufgaben im Gesamten zu reduzieren, hat die Arbeiterkammer Oberösterreich einige Forderungen an Arbeitgeber:innen formuliert. So sollen etwa Überstunden und überlange Arbeitszeiten besser verteilt bzw. angebaut werden. Überdies müsse man Arbeit und Privates strikter trennen, weswegen Wochenenden und Freizeitphasen, die der Erholung dienen, nicht durch berufliche Verpflichtungen unterbrochen werden dürfen. Generell müsse man laut der AK OÖ bessere Arbeitsbedingungen schaffen, um die Zufriedenheit nachhaltig zu steigern, insbesondere mit Fokus auf die Qualität der Führung und den Ausbau gesundheitsförderlicher Maßnahmen.
Mehr Informationen zum Österreichischen Arbeitsklima Index finden Sie in unserer Infobox.
www.ooe.arbeiterkammer.at
Kommentar veröffentlichen