Die Wirtschaft ankurbeln und Wohnraum schaffen, aber was braucht es hierfür? "Der im Juni präsentierte Mietpreis-Stopp ist es jedenfalls nicht", sagt VÖPE-Präsident Andreas Köttl. Die aktuelle Wohnbaupolitik der Bundesregierung wirke sich laut Köttl vielmehr als Konjunkturbremse und genau das muss sich rasch ändern.
Im Presseclub Concordia präsentierte Köttl gemeinsam mit Isabella Stickler, Bundesobfrau der Arge Eigenheim, sowie Thomas Drozda, Vorstandsdirektor der Arwag Holding-AG, ein gemeinsames Maßnahmenpaket für die Wohnzukunft Österreichs. Im Mittelpunkt stehen ein neu definierter Wohnkostenindex, Impulse für kostenoptimiertes und nachhaltiges Bauen sowie Finanzierungsmodelle, die vor allem jungen Menschen den Erwerb oder die Sanierung von Wohnraum erleichtern sollen. Das alles wurde in Allianz mit weiteren Partnern der Branche entwickelt.
Neuer Wohnkostenindex
Der präsentierte Mietpreis-Stopp sei kein taugliches Modell zur Preislinderung. Harte Preisdeckel wirken zwar populär, verknappen aber langfristig Wohnraum, so die Expert:innen. "Es braucht einen verlässlichen, sachlichen Index, der nicht von schlagartigen Erhöhungen, wie sie etwa in der Gastronomie oder Hotellerie zu beobachten sind, beeinflusst wird. Unser Wohnkostenindex bietet genau das: eine faire und ausgewogene Lösung für Mieter:innen, Vermieter:innen und die Bauwirtschaft. Er sorgt für Stabilität, Investitionssicherheit und leistbaren Wohnraum, ohne den Markt zu verzerren oder das Budget zusätzlich zu belasten. Unser Wohnkostenindex ist im Grunde eine Vereinigung im Verhältnis 70:30 zwischen dem "Kern-VPI" (70 %) und dem "Baukostenindex (30 %)", sagt Thomas Drozda.
Ein geglätteter Wohnkostenindex würde Fairness für Mieter:innen und Vermieter:innen gleichermaßen schaffen, ist sich Andreas Köttl sicher. "Er macht Wohnkosten kalkulierbar. Er bremst die Inflation. Und er stärkt die Wirtschaft und ermöglicht weiterhin Investitionen in die Erhaltung, Sanierung und den Neubau. Unser 'Wohnkostenindex' kann sofort verlautbart werden, er kann sofort gelten, und er kann daher schon jetzt die Mietpreise dämpfen, und trotzdem die Wirtschaft stärken. Er ist planbar und schafft bereits jetzt Klarheit, anstelle unterschiedlichster Index-Regelungen und -Deckel für jedes zukünftige Jahr", so Köttl.
Kostenoptimiertes und nachhaltiges Bauen
Für die Allianz sind die wichtigsten Ursachen für den rapiden Anstieg der Baukosten vor allem ein Dickicht aus Normen, sowie technisch überzogene Detailvorgaben. Das präsentierte Reformpaket zeige, wie Baukosten deutlich reduziert und gleichzeitig die Klimaziele schneller erreicht werden können. Angelehnt an das dänische Modell schlägt die Allianz vor, klimabezogene Grenzwerte über die gesamte Nutzungsdauer gesetzlich festzulegen und schrittweise zu verschärfen. Zudem wird eine Rückkehr zu EU-konformen Berechnungsparametern gefordert.
Erleichterung für Eigentum
Auch der Zugang zu Eigentum soll erleichtert werden. Vorgeschlagen wird unter anderem die Wiedereinführung der staatlich besicherten Wohnbau-Investitionsfinanzierung, wie sie in früheren Jahren erfolgreich zur Anwendung kam. Ergänzend dazu fordern die Initiator:innen die steuerliche Absetzbarkeit von Zinsen bei der Finanzierung von Eigenheimen. Ein weiterer zentraler Vorschlag ist die Einführung einer "Modernisierungsumlage mit Fairnesskomponente", die es ermöglichen soll, notwendige Sanierungen auch im preisregulierten Bestand umzusetzen – sozial ausgewogen und wirtschaftlich tragfähig.
Langfristige Steuerung nur mit Objektförderung möglich
Die Bundesobfrau der Arge Eigenheim, Isabella Stickler, warnte vor einer einseitigen Verlagerung hin zur Subjektförderung, etwa in Form von Wohnbeihilfen. Laut Stickler verliert die öffentliche Hand ohne gezielte Objektförderung die Möglichkeit, den Wohnbau strategisch zu steuern – räumlich, sozial und qualitativ.
Das österreichische Modell aus Wohnungsgemeinnützigkeit und gezielter Objektförderung hat über Jahrzehnte rund eine Million leistbare Wohnungen hervorgebracht – ein international anerkanntes Erfolgsmodell. Eine rein einkommensabhängige Subjektförderung hingegen gilt als reaktiv und ineffizient: Sie verursache laufende Kosten, ohne langfristige strukturelle Wirkung zu entfalten. Beispiele aus Deutschland und Großbritannien sollen deutlich zeigen, dass der Rückzug aus der Objektförderung zu einem drastischen Einbruch im leistbaren Neubau geführt hat.
"Subjektförderung kann zwar auf Preisentwicklungen reagieren, initiiert jedoch keine Bauprojekte, schließt keine regionalen Versorgungslücken, setzt keine Standards und sichert keine langfristige Preisbindung. Sie verursacht laufende Kosten – ohne dauerhafte strukturelle Wirkung", erklärt Stickler.
Abschließend betonte Andreas Köttl: "Wenn wir leistbares Wohnen erhalten und zugleich die Bauwirtschaft stärken wollen, brauchen wir keine politischen Placebos, sondern praktikable Lösungen. Das heute vorgestellte Maßnahmenpaket ist ein konstruktiver Beitrag, der zeigt, wie es gelingen kann – wirtschaftlich sinnvoll, sozial verantwortungsvoll und sofort umsetzbar."
www.voepe.at
www.arwag.at
www.argeeigenheim.at
Kommentar veröffentlichen