"Einkaufsmanagerindex"
Unsicherheiten und Risiken belasten Österreichs Industriebetriebe

| Redaktion 
| 26.06.2025

Der "Einkaufsmanagerindex" zeigt, dass sich die Anzeichen einer Aufhellung der Konjunktur im Juni wieder abschwächten, nachdem die Produktion erneut verringert wurde und sich der Rückgang der Neuaufträge beschleunigte.

Am Donnerstag stellte die UniCredit Bank Austria ihren "Einkaufsmanagerindex" für Juni vor. "Die Turbulenzen rund um die Verschärfung der geopolitischen Unsicherheiten durch den Konflikt zwischen Israel und dem Iran sowie die damit verbundenen Risiken von stark steigenden Energiepreisen belasteten im Juni die heimische Industrie wieder etwas stärker. Der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex sank auf 47,0 Punkte. Damit erreichte der Indikator aber immerhin den zweithöchsten Wert seit rund zweieinhalb Jahren", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: "Der Indikator entfernte sich wieder weiter von der Grenze von 50 Punkten, ab der eine stabile Konjunkturerholung signalisiert werden würde. Die Schwächephase der heimischen Industrie setzte sich Mitte des Jahres somit weiter fort."

UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex © S&P Global/UniCredit Research

Lücke zur europäischen Industrie wird größer

Mit dem Rückgang des UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex im Juni um fast eineinhalb Punkte hat sich die Lücke zur europäischen Industrie wieder vergrößert. "Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum erreichte wie schon im Vormonat 49,4 Punkte. Die europäischen Industrieunternehmen weiteten im Juni den vierten Monat in Folge ihre Produktion aus und die Auftragslage war stabil. Die Entwicklung war jedoch nicht einheitlich im gesamten Euroraum. Der weiteren Aufwärtsbewegung in Deutschland auf 49,0 Punkte stand ein klarer Rückgang in Frankreich entgegen", so Bruckbauer.

Im direkten Vergleich mit dem Euroraum und im Speziellen Deutschland besteht für die heimische Industrie somit wieder mehr Luft nach oben. "Fast alle Teilkomponenten des UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex gingen im Juni zurück. Die Produktionsleistung wurde zurückgenommen, da stärkere Auftragseinbußen verbucht werden mussten. In der Folge wurden mehr Jobs als zuletzt abgebaut, was sich allerdings positiv auf die Produktivität im Sektor auswirkte. Die Ertragslage der Betriebe verschlechterte sich jedoch tendenziell, da die Abgabepreise etwas stärker als die Kosten sanken", fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.

Produktionsleistung verringert sich

Im Mai verbesserte sich die Produktion zwar, zum Ende des zweiten Quartals verringerte sich die Produktionsleistung aber erneut. Getrieben wurde der Rückgang von dem Konsum- und dem Vorleistungsgüterbereich, während die Hersteller:innen von Investitionsgütern einen weiteren Produktionsanstieg verzeichneten. "Erwartungsgemäß erwies sich der Produktionsanstieg im Vormonat als nicht nachhaltig, da die österreichische Industrie weiterhin nur einer schwachen Nachfrage gegenübersteht. Der Rückgang des Neugeschäfts beschleunigte sich im Juni sogar wieder deutlich. Der Index der Auftragseingänge sank auf 44,3 Punkte", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: "Neben einer allgemeinen Zurückhaltung der Kund:innen bei der Vergabe neuer Aufträge infolge hoher wirtschaftlicher Unsicherheiten setzte der heimischen Industrie die ausländische Konkurrenz stark zu. Wettbewerbseinbußen infolge hoher Kostenanstiege führten zum Verlust von Neugeschäft unter anderem aus Deutschland."

Beschäftigungsrückgang verstärkte sich

Der Index zeigt aber auch, dass nachdem der Jobabbau in den vergangenen zwei Monaten relativ moderat gewesen ist, sich der Rückgang der Beschäftigten in der heimischen Industrie im Juni wieder beschleunigte. Die Anzahl der Beschäftigten in der Sachgütererzeugung in Österreich verringerte sich seit dem Jahreswechsel um mehr als 7.000 bzw. 1,2 Prozent. Fast 40 Prozent und beinahe 25 Prozent entfallen davon auf die Industriehochburgen Oberösterreich und die Steiermark.
Aufgrund der Abwanderung in andere Sektoren bzw. demografischer Faktoren stieg die Anzahl der Arbeitssuchenden im gleichen Zeitraum dagegen nur um rund 2.000.

UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex und Teilindizes © S&P GlobalUniCredit Research

"Die Arbeitslosenquote betrug im Juni 2025 in der Sachgütererzeugung saisonbereinigt 4,4 Prozent und lag damit um 0,3 Prozentpunkte höher als zum Jahreswechsel. Trotz des geringsten Anstiegs war die Arbeitslosenquote in der Wiener Industrie mit 7,9 Prozent zur Jahresmitte weiterhin die höchste aller Bundesländer, während in Tirol der Wert sogar unter drei Prozent lag", meint Pudschedl und ergänzt: "In den kommenden Monaten ist mit einem weiteren moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit in der heimischen Industrie zu rechnen. Wir gehen von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 4,5 Prozent für 2025 aus, nach nur 3,8 Prozent im Vorjahr." In der Gesamtwirtschaft erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria eine Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent.

Neue Risiken und weniger Optimismus

Der "Einkaufsmanagerindex" zeigt, dass sich die Anzeichen einer Aufhellung der Konjunktur wieder abschwächten, nachdem die Produktion erneut verringert wurde und sich der Rückgang der Neuaufträge beschleunigt hatte. Mit den Bemühungen zur Kostensenkung auch über den Abbau von Personal wurden schrittweise bereits Produktivitätsfortschritte erzielt, bisher jedoch nicht ausreichend, um wieder zu den alten Erfolgen zurückzufinden. Die unmittelbaren Aussichten für die österreichische Industrie sind laut den UniCredit Bank Austria Experten daher weiterhin zurückhaltend.

Aber: In den kommenden Monaten könnten langsam die ersten positiven Effekte des deutschen Investitionsprogramms spürbar werden und die heimische Industrie davon profitieren. Allerdings haben die Risiken für eine erneute Abschwächung angesichts der US-Zollpolitik und der gestiegenen geopolitischen Verwerfungen, die massive Auswirkungen auf die Rohstoffpreise, insbesondere auf den Preis von Erdöl und Gas haben könnten, in den vergangenen Wochen wieder zugenommen.

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