Gastkommentar von Peter Sverak
Stabilität im Wandel – Warum KI Chefsache ist

| Redaktion 
| 24.06.2025

Gastkommentar von Peter Sverak, ehemaliger Landesgeschäftsführer der Wiener Volkspartei.

Die Welt verändert sich in einem Tempo, das vielen Unternehmen kaum noch erlaubt, sich auf Routinen zu verlassen. Digitalisierung, Disruption, geopolitische Spannungen, neue Generationen von Mitarbeiter:innen – das alles ist längst kein Horizont von "morgen" mehr, sondern täglicher Realitätscheck.

Und mitten in diesem Wandel steht die Künstliche Intelligenz. Für manche ein Hype, für andere ein Risiko. Für erfolgreiche Unternehmen: eine strategische Notwendigkeit.

KI ist kein IT-Thema – sondern ein CEO-Thema

Noch immer glauben viele, dass sich Fragen zur digitalen Transformation in der IT-Abteilung abbilden lassen. Ein fataler Irrtum. Wer KI nur als Tool betrachtet, wird ihre eigentliche Wirkung nie erfassen. Denn KI verändert nicht nur Prozesse – sie verändert Entscheidungslogiken, Arbeitskulturen, Erwartungshaltungen. Und sie verlangt Führung.

Dabei geht es nicht um technische Expertise an der Unternehmensspitze. Sondern um ein klares strategisches Verständnis: Welche Potenziale eröffnet KI? Wo kann sie entlasten, beschleunigen, differenzieren – und wo würde blinder Aktionismus mehr Schaden als Nutzen bringen?

Vom Eisblock zur Eiswürfelfabrik – und weiter

Disruption ist kein Kind der Digitalisierung. Sie ist ein Grundprinzip der Wirtschaftsgeschichte. Im 19. Jahrhundert waren Eisblöcke aus den Seen Neuenglands ein Exportschlager – ehe elektrische Kühlung das Geschäft abrupt beendete. Wer rechtzeitig in die nächste Stufe dachte, erfand die Eiswürfelfabrik. Wer zu lange wartete, verschwand.

Heute sehen wir ähnliche Brüche: Kodak, einst Innovationsführer der Fotografie, verpasste den Umstieg zur Digitaltechnik – und meldete Insolvenz an. Nokia dominierte den Mobilfunkmarkt, bevor das iPhone mit einem radikal anderen Ökosystem zur neuen Norm wurde.

Der Unterschied: Diese Wendepunkte dauerten früher Jahre. Heute genügen Monate.

Netflix: Strategie statt Planung

Ein Beispiel für strategische Weitsicht liefert Netflix. Der einstige DVD-Versender erkannte früh, dass Streaming nicht nur ein neuer Vertriebsweg, sondern ein komplett neues Geschäftsmodell war. Statt die eigene Logistik weiter zu perfektionieren, setzte man alles auf digitale Inhalte – und wurde vom Verleihdienst zum globalen Produzenten.

Heute wird Netflix selbst wieder herausgefordert. Von neuen Plattformen, von verändertem Nutzerverhalten, von der Frage: Wie bleibt man agil, ohne beliebig zu werden?

Die Antwort liegt nicht in der perfekten Planung, sondern in strategischer Klarheit. Oder wie ich es oft erlebt habe: Planung ist Excel. Strategie ist Entscheidung.

Nicht Geschwindigkeit zählt – sondern Relevanz

Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren gelernt, schneller zu arbeiten. Weniger haben gelernt, das Richtige zu tun. KI bietet jetzt die Chance, beides zu verbinden: Geschwindigkeit und Relevanz.

Aber das gelingt nur, wenn Führungskräfte bereit sind, Verantwortung neu zu denken. Wenn sie nicht nur auf Effizienz, sondern auf Wirksamkeit setzen. Wenn sie nicht nur Tools einführen, sondern Haltung entwickeln – gegenüber Wandel, Technologie und den Menschen im Unternehmen.

Fazit: KI ist nicht die Antwort auf alles. Aber sie stellt die richtigen Fragen.

Sie zwingt uns, das eigene Geschäftsmodell neu zu betrachten. Sie zeigt uns, wo wir Routinen hinterfragen sollten. Und sie macht deutlich: Die größten Risiken liegen nicht in der Technik – sondern im Zögern.

Wer als CEO heute nicht über KI nachdenkt, wird morgen über Relevanz reden müssen.


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Peter Sverak

Peter Sverak war bis Mai 2025 Landesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter der Wiener Volkspartei. Davor war er über ein Jahrzehnt als Unternehmer in den Bereichen strategische Kommunikation, Public Affairs und Kampagnenführung tätig – mit Schwerpunkt auf Positionierung, Führungsbegleitung und gesellschaftspolitischer Wirkung.

Seine Erfahrung an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Medien fließt heute in seine Arbeit als strategischer Vordenker und publizistischer Impulsgeber ein.

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Peter Sverak

Peter Sverak war bis Mai 2025 Landesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter der Wiener Volkspartei. Davor war er über ein Jahrzehnt als Unternehmer in den Bereichen strategische Kommunikation, Public Affairs und Kampagnenführung tätig – mit Schwerpunkt auf Positionierung, Führungsbegleitung und gesellschaftspolitischer Wirkung.

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