Editorial des Herausgebers
Nicht mein Bier?

| Wolfgang Zechner 
| 10.06.2025

Es ist eine dieser Schlagzeilen, die auf den ersten Blick fast folkloristisch wirkt: Drei Bierkonzerne stemmen mehr als die Hälfte des weltweiten Ausstoßes. Eine Nachricht, irgendwo zwischen Hopfenblüte und Weltwirtschaft. Doch hinter der Nüchternheit der Hektoliter-Zahlen steckt ein fundamentales Machtgefüge, das auch für den österreichischen Handel und den hiesigen Biermarkt nicht folgenlos bleibt.

Der Heineken-Konzern, die globale Nummer zwei, ist bei uns kein Unbekannter. Die Brau Union, zu der Marken wie Gösser, Puntigamer oder Zipfer zählen, ist integraler Teil des niederländischen Konzerns. Mit rund 240 Millionen Hektolitern Jahresproduktion weltweit steht das Unternehmen exemplarisch für den Spagat zwischen internationaler Skalierung und regionaler Identität. Was hierzulande aus der Flasche rinnt, stammt organisatorisch längst aus Amsterdam.

Für Österreich bedeutet das: Die Grenzen zwischen heimisch und global verlaufen nicht mehr entlang der Etiketten, sondern entlang der Bilanzbuchhaltung. Wer Zipfer trinkt, bekommt auch Heineken. Das muss kein Nachteil sein – aber es verschiebt die Kräfteverhältnisse in Richtung zentralisierter Einkaufsstrukturen, hochoptimierter Logistikketten und Preismodelle, die für kleine Anbieter kaum noch zu schlagen sind.

Genau darin liegt das Problem für viele mittelständische Brauereien, von denen es auch in Österreich noch etliche gibt. Sie spüren den Druck: Energiepreise, Rohstoffkosten, Vertriebsaufwand. Mit einer Plakatkampagne griffen die Privatbrauereien zuletzt den Marktführer sogar frontal an. Und der Lebensmittelhandel? Der predigt zwar Regionalität, trinkt aber trotzdem Aktionen – gerade bei Bier. 

Der Handel steht also vor einer Entscheidung: Will man mit der Preispeitsche den Markt weiter homogenisieren, oder setzt man auf echte Vielfalt, auch wenn sie ein paar Cent mehr kostet? Doch nicht nur der Handel ist gefordert. Auch die Konsument:innen tragen Verantwortung. Wer bei jedem Einkauf zur billigsten Dose greift, setzt ein klares Marktzeichen, und zwar gegen Vielfalt und gegen eine lebendige Braukultur. Es braucht mehr Bewusstsein dafür, dass Bier nicht nur ein Produkt ist, sondern ein kulturelles Lebenszeichen, das mehr verdient als Preiskampf und Gleichmacherei. Guter Geschmack beginnt mit einer bewussten Entscheidung – an der Kassa.

Heineken, Anheuser Busch (?), und wer noch?
Es wäre schon interessant die drei eingangs erwähnten größten Bierkonzerne im Artikel dann auch zu nennen.

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