Wie sich vor wenigen Wochen herauskristallisierte, sind auch die ÖBB stark vom Sparzwang betroffen. Dennoch werden auch in den kommenden Jahren viele Milliarden Euro in die Schiene von morgen investiert. Während die Mittel für die Periode 2024–2029 zuletzt noch bei 21,1 Milliarden Euro veranschlagt wurden (LEADERSNET berichtete), zeigt der neue "ÖBB-Rahmenplan 2025-2030", dass diese Investitionssumme aufgrund der Budgetkonsolidierung etwas reduziert und mit 19,7 Milliarden Euro fixiert wurde. Offiziell vorgestellt wurde dieser neue Rahmenplan nun diese Woche von Bundesminister Peter Hanke und ÖBB-Vorstandsvorsitzenden Andreas Matthä.
So wird das Budget aufgeteilt
Insgesamt soll der ÖBB-Rahmenplan sicherstellen, dass bis 2030 rund 19,7 Milliarden Euro in den Ausbau des heimischen Bahnnetzes fließen: Dabei sollen 3,2 Milliarden Euro pro Jahr in die Kontinuität und Modernisierung der österreichischen Bahninfrastruktur investiert werden, 1,4 Milliarden Euro fließen in neue, dringend notwendige Projekte, und weitere 4,8 Milliarden Euro sind für die Instandhaltung des Bestandsnetzes reserviert.
"Die Investitionen in die Schiene bleiben auch in den kommenden Jahren auf sehr hohem Niveau. Insgesamt investieren wir bis 2030 beinahe 20 Milliarden Euro in den Ausbau der Schiene. Mit jedem Euro dieser Investitionen treiben wir die Mobilitätswende massiv voran und stärken zudem die heimische Konjunktur. Und noch eine gute Nachricht: Jeder neu bestellte Zug kommt auf die Schiene und steigert damit den Fahrgastkomfort", so Mobilitätsminister Peter Hanke bei der Präsentation.
"Über 3,2 Milliarden Euro werden zukünftig pro Jahr in den Ausbau des österreichischen Bahnnetzes investiert. Das ist eine beachtliche Summe und auch eine wichtige Zukunftsinvestition in eine leistbare und klimafreundliche Mobilität von morgen. Gleichzeitig leisten die ÖBB damit auch einen wichtigen Konjunkturimpuls für unsere Volkswirtschaft und sichern so tausende Jobs. 1,4 Milliarden Euro aus dem Rahmenplan fließen in zukünftige Neubauprojekte", schlüsselt Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding AG, auf.
ÖBB wollen "heute schon ans Übermorgen denken"
Wer übermorgen bauen will, müsse heute schon mit den Planungen beginnen und erste Schritte für neue Projekte in ganz Österreich setzen – nur so könne man die Entstehung potenzieller Bottlenecks, also Engpässe, verhindern, heißt es vonseiten der ÖBB. So hat man für die veranschlagten 1,4 Milliarden Euro schon einige Pläne:
Im Großraum Bregenz wurden etwa Mittel für die Planung des zweigleisigen Ausbaus zwischen Hard-Fußach und Lustenau bereitgestellt. Auch für Umbauten an Bahnhöfen – etwa in Dornbirn sowie am Innsbrucker Westbahnhof in Tirol – sind Planungen finanziell hinterlegt.
Hinsichtlich des Südens sollen die Planungen für eine zusätzliche, zweigleisige Neubaustrecke von Graz in Richtung Frohnleiten anlaufen – ergänzend zu den bestehenden zwei Gleisen. Der Ausbau soll langfristig die Fahrzeiten zwischen Graz und Bruck an der Mur verkürzen und ausreichend Kapazitäten entlang der Südstrecke schaffen. Auch der Nahverkehr nördlich von Graz könnte dadurch dichter getaktet werden. In Bruck an der Mur treffen die Südstrecke und die Phyrn-Schober-Achse aufeinander, südlich von Graz verzweigt sich die Verbindung in Richtung Koper (Südstrecke) und Kärnten (Koralmbahn).
In Oberösterreich wurden neue Planungen im Zusammenhang mit der sogenannten "Neuen Innkreisbahn" aufgenommen. Dazu zählen der viergleisige Ausbau zwischen Wels und Lambach samt Anpassungen am Bahnhof Wels sowie ein selektiver zweigleisiger Ausbau zwischen Ried im Innkreis und Braunau am Inn.
Auch für die nächste Phase der Linienverbesserung "Pass Lueg" zwischen Golling-Abtenau und Sulzau in Salzburg stehen bereits Baugelder bereit. Ziel sei es, die Fahrzeit zwischen Salzburg und Bischofshofen zu verkürzen und den Schutz vor Naturgefahren in diesem Abschnitt zu verbessern.
Im Ballungsraum Wien sollen vor allem die Planungen zur Verlängerung der Vorortelinie S45 vom Handelskai bis zum Praterkai – als Teil eines künftigen "Wiener S-Bahn-Rings" – auf künftige Anforderungen reagieren. Vorgesehen ist ein Ring aus zwei Linien, S45 und S80, mit Umstiegsmöglichkeiten in Hütteldorf und Praterkai sowie neuen Haltestellen bei der Reichsbrücke und der Donaumarina.
Einsparungen bei weniger frequentierten Regionalbahnen
Investiert werden soll auch weiterhin in jene Regionalbahnen, von denen die Österreicher:innen profitieren – darunter etwa die Traisentalbahn, die Kamptalbahn und die Puchbergerbahn in Niederösterreich, die Mattigtalbahn in Oberösterereich oder die Steirische West- und Ostbahn in der Steiermark.
Jene Regionalbahnen, die in den vergangenen Jahren trotz der allgemein gestiegenen Nachfrage von Fahrgästen weniger frequentiert wurden und damit überproportional kostenintensiv seien, sollen jedoch einer Prüfung unterzogen werden. Konkret seien folgende Strecken betroffen: in Oberösterreich die Mühlkreis-, Hausruck- sowie Almtalbahn und in der Steiermark die Thermenbahn. Hier sollen – gemeinsam mit den Ländern – in den nächsten Monaten neue Wege für öffentlichen Verkehr abseits der Hauptstrecken erarbeitet werden.
In der Politik sorgte diese Ankündigung bereits in den vergangenen Wochen für Aufruhr. In Oberösterreich ist es etwa zu einem "politischen Schulterschuss" aller Landesfraktionen gekommen: So forderte der Landtag geschlossen vom Bund "die Einhaltung der bestehenden Finanzierungszusagen durch die Bundesregierung", und die Fraktionen sprachen sich "unmissverständlich gegen einen Rückbau der Bahnlinien aus – und stattdessen für deren Erhalt und Weiterentwicklung". Die Begründung: Regionalbahnen dürften keine "Verhandlungsmasse" sein, weil sie "unverzichtbare Lebensadern für den ländlichen Raum" darstellen. In der Steiermark, wo die Thermenbahn auf dem Spiel steht, erfolgte hingegen kein solcher Schulterschluss: Zwar hatten grüne Bundesräte Änderungen im Rahmenplan gefordert, waren damit allerdings bei SPÖ und ÖVP abgeblitzt.
Weitere Vorhaben
Überdies sieht der Rahmenplan 2025–2030 auch Mittel in der Höhe von 4,8 Milliarden Euro für die Instandhaltung des Bahnnetzes vor. Zudem wurden Gesamtpakete geschnürt, die u. a. Maßnahmen zur verbesserten Widerstandsfähigkeit der Bahninfrastruktur im Zusammenhang mit Naturereignissen beinhalten. Nicht zuletzt liegt ein Schwerpunkt im neuen Rahmenplan auch auf zusätzlichen Programmen zur Digitalisierung und Modernisierung des Eisenbahnbetriebs sowie zur Zugsteuerung.
www.oebb.at
Kommentar veröffentlichen