Fotos & Video von der AmCham Studienpräsentation
"Die USA sind nicht nur Absatzmarkt, sondern Investitionsmarkt"

Die AmCham und Accenture stellten eine gemeinsame Studie über die transatlantischen Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA vor. LEADERSNET.tv fragte beim Präsidenten der Amerikanischen Handelskammer und Expert:innen nach, wie sich die wirtschaftlichen Beziehungen entwickelt haben und was es in Zeiten des Zollkonflikts braucht, damit die USA weiter unser zweitwichtigster Handelspartner bleiben.

Am Mittwoch luden die Amerikanische Handelskammer in Österreich (AmCham) und Accenture Österreich zur Präsentation ihrer gemeinsam mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut Economica erstellten Studie zur Entwicklung der transatlantischen Handelsbeziehungen. Dabei zeigte sich, dass der Exportmarkt USA 2024 weiter gewachsen ist und US-Unternehmen bereits 2,5 Prozent des BIP in Österreich verantworten. Damit hat das Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch seine Position als zweitgrößter Handelspartner Österreichs weiter ausgebaut. Wie sich der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Zollstreit auf die heurige Bilanz auswirken wird, bleibt abzuwarten. Im Vorjahr liefen die Geschäfte zwischen den beiden Ländern jedenfalls hervorragend.

"Österreichs Exporte sind in fast allen Ländern zurückgegangen. In die USA ist das Exportvolumen von 14,7 auf 16,2 Milliarden Euro gestiegen", sagte AmCham-Präsident und Country Managing Director von Accenture Österreich Michael Zettel im Rahmen der Studienpräsentation. Der US-Anteil an allen Exporten sei von 7,4 Prozent (2023) auf 8,5 Prozent (2024) gestiegen.

Handelsbilanzdefizit bei Dienstleistungen

Zettel erläuterte zudem: "Österreich verzeichnet seit über 20 Jahren eine positive Handelsbilanz, die stetig zunimmt. Der Handelsbilanzüberschuss von 8,5 Milliarden Euro unterstreicht die große Bedeutung der USA als Zielland für Produkte aus Österreich." Neben dem Handel mit Produkten wächst parallel der Handel mit Dienstleistungen. Österreich exportierte demnach im Jahr 2000 noch Dienstleistungen im Wert von 1,3 Milliarden Euro in die USA. 2024 waren es bereits 3,4 Milliarden Euro. Trotz des Wachstums verzeichnet Österreich im Bereich Dienstleistungen ein Handelsbilanzdefizit. Hauptgrund seien die starken US-Exporte in den Bereichen Finanzdienstleistungen sowie Rechts- und Wirtschaftsdienste. "Die transatlantischen Handelsbeziehungen sind tief verwurzelt, langfristig ausgerichtet und erfassen unterschiedliche Bereiche. Zudem prägen Schlüsseltechnologien den Handel zwischen Österreich und den USA und die Investitionen nehmen von beiden Seiten zu. Die USA sind nicht nur Absatzmarkt, sondern Investitionsmarkt", so der AmCham-Präsident. 23,7 Milliarden Euro investierten Österreichs Konzerne 2024 in den USA. Zu einer Dynamisierung kam es im vergangenen Jahr bei den Investitionen aus den USA in Österreich. Die FDI-Bestände liegen bei 16,8 Milliarden Euro.

Auf die LEADERSNET.tv-Frage, was es in Zeiten des Zollkonflikts braucht, um die gute Partnerschaft weiterhin aufrechtzuerhalten, sagte Zettel: "Möglichst wenig Handelsbeschränkungen. Ideal wären ein neues Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA sowie der Abbau aller Handelshindernisse."

Höhere Zolleinnahmen, niedriger Zollsatz

"Die USA generieren aktuell insgesamt höhere Zolleinnahmen, der gewichtete Zollsatz ist jedoch niedriger", erläutert Christian Helmenstein, Vorstand von Economica und Chefökonom der Industriellenvereinigung, der für die Studie die gegenseitigen Zölle analysiert hat. Österreich generiert demnach 148 Millionen Euro Zolleinnahmen aus US-Einfuhren. Der Zollsatz beträgt durchschnittlich 1,88 Prozent. Die USA erhalten laut Helmenstein 188 Millionen Euro von Einfuhren aus Österreich bei einem durchschnittlichen Zollsatz von 1,05 Prozent. "EU-seitig werden mehr Produktkategorien mit einem Zollsatz höher als ein Prozent belegt als von den USA. Die EU erhebt in der Mehrheit aller gehandelten Produktkategorien höhere Zollsätze als die USA", erklärte der Ökonom. Dies betreffe über 1.400 Produktkategorien mit einem um 0,5 bis 4,5 Prozentpunkte höheren Zollsatz.

Bedeutende Investitionsbeziehungen

"Unser Handel basiert auf einigen der fortschrittlichsten Technologien, darunter Arzneimittel, moderne Maschinen, Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile sowie medizinische Geräte", betonte Ken Walsh, Senior Commercial Officer U.S. Embassy Vienna, und führte weiter aus: "Zudem sind unsere Investitionsbeziehungen von Bedeutung. Zehntausende von Arbeitsplätzen werden durch US-Investitionen in Österreich und österreichische Investitionen in den USA gestützt. Tatsächlich gehört Österreich seit drei Jahren in Folge zu den zehn am schnellsten wachsenden Investitionsquellen in den USA."

US-Unternehmen als Wirtschaftsfaktor in Österreich

"Die Top-50 US-Unternehmen in Österreich sind ein konstant starker Partner für die heimische Wirtschaft und ein echter Faktor für unsere Volkswirtschaft. Sie verantworten 2,5 Prozent des BIP, schaffen und sichern 148.000 Arbeitsplätze und zahlen 5,1 Milliarden. Euro an Steuern und Abgaben in Österreich", erklärte Philipp Krabb, Research Lead Accenture Österreich. Die Top-50 US-Unternehmen erwirtschaften den Angaben zufolge 16,7 Milliarden Euro Umsatz durch ihre Tätigkeit in Österreich. "Einen besonders starken Impact haben die Unternehmen der IKT-Branche. Sie sichern in Österreich 39.000 Mitarbeiter, generieren 4,2 Milliarden Euro Umsatz, ermöglichen österreichischen Unternehmen die Nutzung innovativer Technologien wie Künstliche Intelligenz", erzählt Krabb.

"Die transatlantischen Handelsbeziehungen sind vielschichtig und in beiden Ökonomien tief verwurzelt. Die USA sind für die österreichische Wirtschaft zweifellos ein wichtiger Partner", sagte Karin Zeltner, Generalsekretärin der AmCham. "Es ist uns ein großes Anliegen, die tollen Beziehungen auch im heurigen Jahr fortzuführen. Im Speziellen aufgrund der derzeitigen Situation der beiden Länder, in der wir versuchen, zu zeigen, dass das Brückenbauen essenziell ist", so Zeltner zu LEADERSNET.tv mit Blick auf den Zollkonflikt.

Video Interviews

Was Michael Zettel, Philipp Krabb, Christian Helmenstein und Karin Zeltner im Rahmen der Studienpräsentation sonst noch sagten, erfahren Sie im LEADERSNET.tv-Video.

Fotos von der Präsentation sehen Sie in der Galerie

www.amcham.at

www.accenture.com

www.economica.eu

Sollten Sie das Video nicht abspielen können, klicken Sie bitte hier!

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV