Umdenken in Sozialarbeit erforderlich
SOS-Kinderdorf fordert mehr Präventionsarbeit in Familien

| Larissa Bilovits 
| 17.03.2025

Zum Tag der sozialen Arbeit setzt sich der gemeinnützige Verein dafür ein, unter Druck geratene Familien frühzeitig zu unterstützen, denn – wird man erst dann tätig, wenn die Krise schon passiert, würden nicht nur die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Eltern leiden, sondern auch die Volkswirtschaft. 

Dienstag, der 18. März, markiert den Tag der sozialen Arbeit. Zu diesem Anlass fordert SOS-Kinderdorf mehr Prävention in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. "Wir müssen Familien, die unter Druck geraten, rasch und individuell unterstützen, anstatt erst mit den teuren Folgen umzugehen", so Christian Rudisch, Geschäftsleiter von SOS-Kinderdorf.

Prävention von Anfang an

Während hinsichtlich der Gesundheit längst das Credo "Vorbeugen ist besser als Heilen" Anerkennung findet, wird soziale Arbeit in unserer Gesellschaft oftmals als reine Reaktion auf Härtefälle verstanden. "Leider gibt es keine Impfung gegen Lebenskrisen", so Rudisch. "Aber wir können junge Menschen stärken und ihnen Unterstützung bei der Bewältigung von Herausforderungen anbieten."

Dementsprechend tritt SOS-Kinderdorf dafür ein, Prävention von Anfang an zu stärken – beginnend nach der Geburt des Kindes, da diese Phase bereits entscheidend dafür sein kann, ob ein Familiensystem funktioniert oder nicht. Also müsse man frischgebackene und besonders junge Eltern in dieser Zeit gut unterstützen, beispielsweise durch verbindliche Informationsgespräche zum Thema Entwicklung, Gesundheit, Pflege und Versorgung von Kindern. Außerdem soll man ihnen Anlaufstellen und Unterstützungsmöglichkeiten bei Herausforderungen und Überforderungssituationen als Eltern(teil) aufzeigen. Dadurch sollen familiäre wie individuelle Risikofaktoren identifiziert und eine entsprechende Versorgung eingeleitet werden.

In weiterer Folge sei es aber ebenso in Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen unerlässlich, Präventionsmaßnahmen einzuleiten, um Kindern bei Bedarf frühzeitig Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Hierbei fordert der gemeinnützige Verein sowohl kleinere Gruppengrößen in Kindergärten als auch mehr Ressourcen für Schulsozialarbeit. Zudem müsse Arbeitszeit so gestaltet werden, dass sich elterliche Care-Arbeit und Erwerbsarbeit problemlos kombinieren lassen.

Warum sich Prävention mehrfach auszahlt

Von Prävention profitieren aber nicht nur die Kinder und deren Eltern, sondern auch die Wirtschaft: So ist SOS-Kinderdorf davon überzeugt, dass sich jeder in Prävention investierte Euro volkswirtschaftlich mehrfach auszahlt. Dies aus dem Grund, dass präventive Maßnahmen, die belasteten Familien helfen, günstiger seien als mögliche Folgen, wenn Familien erst in der Krise Hilfe erhalten oder auseinanderbrechen. Werden Kinder von ihren Eltern getrennt und müssen infolgedessen fremduntergebracht werden, kostet das den Staat ordentlich Geld. Gleiches gilt für Kinder, die es im späteren Leben nicht schaffen, sich eigenständig zu versorgen. "Vor allem können präventive Maßnahmen aber Kindern und ihren Familien viel Leid ersparen und müssen darum dringend in den Fokus rücken", appelliert Rudisch.

Fachkräfte gefordert

Laut dem SOS-Kinderdorf-Geschäftsleiter brauche es einen neuen Wertediskurs über die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien. "Diese systemrelevante und höchst anspruchsvolle Aufgabe verdient gesellschaftlich die entsprechende Anerkennung." Gleichzeitig kommt Rudisch auf den Fachkräftemangel zu sprechen, denn von diesem ist der Sozialbereich massiv betroffen. Um dem Bedarf an familiärer Unterstützung gerecht zu werden, brauche es aber dringend qualifiziertes Personal. Hier gebe es seit Jahren zu wenige Ausbildungsplätze, was den Druck auf die Mitarbeitenden stark erhöht, da die Verantwortung auf zu wenigen Schultern lastet. "Auch bei der Frage der Ausbildung geht es letztlich ums Geld. Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze und mehr Geld, um diese gut qualifizierten Sozialarbeiter:innen und Sozialpädagog:innen leistungsgerecht beschäftigen zu können."

www.sos-kinderdorf.at

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