Seit Jahren ist die wirtschaftliche Gesamtstimmung im Land von Unsicherheiten und einer mittlerweile mehrjährigen Rezession geprägt. Trotzdem konnte der Einzelhandel in Österreich im Jahr 2024 laut Statistik Austria nominell ein Umsatzwachstum von 2,7 Prozent erzielen. Das entspricht einem realen, also einem inflationsbereinigten Wachstum in der Höhe von 0,9 Prozent.
Insgesamt erwirtschaftete der heimische Einzelhandel (ohne Kfz und Tankstellen) im Vorjahr einen Nettoumsatz von 77,2 Milliarden Euro. Vor allem das Weihnachtsgeschäft zeigte im Vorjahr eine robuste Entwicklung: Im Dezember stieg der Umsatz nominell um 4,6 und real um 3,1 Prozent. Bereits im Monat davor, also im November, konnte der Handel ein kräftiges Plus verzeichnen.
Nach der positiven Umsatzentwicklung zum Jahresende 2024 ist die Konsumstimmung aktuell wieder verhalten. "Die heimischen Konsument:innen zeigen sich trotz gestiegener Realeinkommen zurückhaltend. Während sich die rückläufige Inflation positiv auf das Verbrauchervertrauen auswirkt, dämpft die steigende Arbeitslosenquote die Ausgabenbereitschaft. Angesichts der schwierigen allgemeinen Wirtschaftslage ist die zuletzt positive Umsatzentwicklung im Einzelhandel bemerkenswert. Unsere Branche beweist damit einmal mehr ihre Widerstandsfähigkeit in herausfordernden Zeiten", erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
Arbeitsmarkt rückläufig, höhere Sparquote
Auf dem heimischen Arbeitsmarkt geht der Bestand an unbesetzten Stellen seit Monaten deutlich zurück. Auch im Einzelhandel betrug der Rückgang allein im Dezember fast 25 Prozent. Aktuell gibt es im österreichischen Einzelhandel aber immer noch 9.339 offene Jobs.
Während sich die österreichische Staatsverschuldung mittlerweile auf über 398 Milliarden Euro summiert, was einer Schuldenquote von fast 83 Prozent entspricht, setzt die Bevölkerung verstärkt aufs Sparen. "Die schwache Konsumdynamik spiegelt sich in einer höheren Sparquote wider. Das Wifo erwartet heuer einen Anstieg auf 12 Prozent. Damit liegt unser Land im EU-Vergleich im oberen Spektrum", so Handelssprecher Will.
Preissteigerungen bei Energie und Dienstleistungen
Sorgen bereitet den Expert:innen aktuell wieder die jüngste Entwicklung der Inflation. Nach einem Rückgang auf 2,0 Prozent im Dezember zog die Teuerungsrate im Jänner auf 3,3 Prozent an. Die größten Preistreiber sind aktuell die Bereiche Haushaltsenergie sowie Restaurants, Hotels und Dienstleistungen. Der Preisauftrieb bei Industriegütern und Lebensmitteln hat sich indes deutlich verlangsamt. Der Wifo-Konjunkturreport zeigt, dass sich die Stimmung im Einzelhandel seit November schrittweise verbessert hat. Allerdings hat sich das Verbrauchervertrauen in den vergangenen Monaten merkbar abgekühlt. Laut dem harmonisierten EU-Konsumklimaindikator lag das Verbrauchervertrauen hierzulande im Jänner bei minus 19,2 Punkten. Auch für Deutschland wies der EU-Indikator zuletzt eine Verschlechterung der Konsumstimmung aus, wenngleich dieser mit minus 11,9 Punkte sanfter als in Österreich ausfiel. Insgesamt sind die heimischen Haushalte im Vergleich zu Deutschland aktuell deutlich pessimistischer in ihrem Stimmungsbild.
Vorsichtiger Optimismus
Dennoch möchte das Wifo nicht schwarzmalen: "Die Erwartungen für 2025 sind zwar verhalten, aber es gibt auch positive Impulse. Wir erwarten für 2025 und 2026 ein moderates Wirtschaftswachstum von 0,6 und 1,2 Prozent. Die Gesamtjahresinflation dürfte heuer 2,3 Prozent betragen. 2026 rechnen wir dann mit 2,0 Prozent", betont Wifo-Ökonom und Studienautor Jürgen Bierbaumer.
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