Nachahmung oder Hommage?
Wie Bing sich vermeintlich als Google tarnt

| Larissa Bilovits 
| 09.01.2025

In der Vergangenheit hat Microsoft schon des Öfteren in die Trickkiste gegriffen, um User:innen auf der hauseigenen Suchmaschine zu halten. Die jüngste Strategie umfasst ein Google-ähnliches Design, das bei Nutzer:innen für Verwirrung sorgen könnte.

Wer im Internet nach etwas sucht, greift meist auf die Suchmaschine Google zurück. Wenig verwunderlich also, dass das Wort "googeln" längst im offiziellen Duden steht und im alltäglichen Sprachgebrauch als Synonym für Internetrecherche Verwendung findet. Tatsächlich steht Google laut Statista mit einem Marktanteil von 89,6 Prozent im vergangenen Jahr unangefochten an der Spitze der Suchmaschinen. Auf dem zweiten Platz, weit abgeschlagen mit lediglich rund sechs Prozent, findet sich Bing von Konkurrent Microsoft. Weitere Anbieter wie Yahoo!, Ecosia und DuckDuckGo verzeichneten je rund ein Prozent Marktanteil.

Die unglaubliche Marktmacht von Google hierzulande zeigt sich aber auch im Browser-Kontext mit Google Chrome. Jedoch ist Microsofts Edge-Browser auf Windows-Geräten stets vorinstalliert und wird dementsprechend häufig genutzt. Und hier ist erstmal Bing als Standardsuchmaschine eingestellt. Wie kann man nun also User:innen dazu bringen, nicht sofort auf Google umzusteigen? Dazu hat sich Microsoft in der Vergangenheit schon so einiges einfallen lassen. So dürfte auch ein jüngstes Beispiel für Verwirrung bei so manchen User:innen sorgen.

Bing mit bekanntem Look

Wer aktuell bei Bing bzw. in der Adressleiste des Edge Browsers nach "Google" sucht (und dabei nicht bei Microsoft eingeloggt ist), erhält eine Suchergebnis-Seite, die aussieht, als wäre man direkt auf Google gelandet. Auch ein sogenanntes "Doodle" – sprich die grafische Veränderung des Firmenlogos, für das Google bekannt ist – findet sich hier. Erst wenn man nach unten scrollt findet man die tatsächlichen Suchergebnisse, die schließlich zur eigentlichen Google-Seite führen.

Microsoft Bing

© Screenshot / Microsoft Bing

Da dieses Design derart stark an Google erinnert, könnte es eventuell passieren, dass User:innen glauben, tatsächlich auf Google gelandet zu sein. Allerdings ist über dem Doodle der Hinweis "Beworben von Microsoft" zu lesen, und unter der Suchleiste wird auf eine kostenlose Spendenaktion von Microsoft Bing hingewiesen.

Google zeigt wenig Reaktion

Man möchte meinen, für Google sei diese "Annäherung" im Design ein Problem. Immerhin ist das auch nicht das erste Mal, dass Bing in die Trickkiste greift, um User:innen zu halten, wie etwa das US-amerikanische Technikportal The Verge hier anhand mehrerer Beispiele dokumentiert hat. In Wahrheit kann Google aber wenig dagegen ausrichten. Und will es vielleicht auch gar nicht, denn wenn man nach dem diesbezüglichen X-Posting von Parisa Tabriz, Vice President und General Manager von Google Chrome, geht, fühlt man sich bei Google eher ein wenig geschmeichelt: "Nachahmung ist die aufrichtigste Form der Schmeichelei, aber die Nachahmung der Google-Homepage durch Microsoft ist eine weitere Taktik in einer langen Geschichte von Tricks, um Nutzer:innen zu verwirren und die Auswahl einzuschränken", schreibt die Managerin.

Vermutlich fühlt sich der Konzern von der Microsoft-Strategie nicht wirklich tangiert, weil die Suchmaschine eine derart große Dominanzstellung im weltweiten Markt einnimmt. Deutlich größer scheint die Bedrohung durch KI-Chatbots zu sein, da Tools wie ChatGPT oder Perplexity rasch heranreifen und immer hochwertigere Ergebnisse liefern. Hier positionieren sich sowohl Google mit "Gemini" als auch Microsoft mit "Copilot" im Konkurrenzkampf mit etablierten KI-Anbietern wie OpenAI.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV