Das BFI Wien hat mit Jahresbeginn die Stellantis-Lehrwerkstätten im Opel-Werk übernommen. Wie kam es dazu?
Es ist eigentlich eine simple Topf-auf-Deckel-Geschichte: Stellantis und der Grundstückseigner, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), haben nach einer Nachnutzung für die Lehrwerkstätten des Opel-Werks gesucht und wir hatten Bedarf an einer hervorragenden Ausbildungsinfrastruktur für unsere Mechatronik-Ausbildung. Heraus gekommen ist eine Lösung, die nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit – mit den Lehrwerkstätten haben wir auch Teile des Maschinenfuhrparks übernommen – sehr gelungen ist. Unsere Lehrlinge profitieren von einer modernen Ausbildungsstätte, in der sie gezielt auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts vorbereitet werden können. Und davon profitiert auch die Wiener Wirtschaft.
Wie ist das zu verstehen?
Durch unsere langjährige intensive Zusammenarbeit mit hunderten Wiener Industrie- und Gewerbebetrieben – sei es in Sachen Ausbildung, Praktika oder Vermittlung von Fachkräften –, hat sich das BFI Wien nicht nur einen sehr guten Ruf in der Fachkräfteausbildung erarbeitet. Durch den intensiven Austausch mit den Betrieben ist auch sichergestellt, dass unsere Lehrlinge genau die Kompetenzen erlernen, die am Markt gefragt werden und somit tolle Job-Aussichten haben. Gleichermaßen erhalten die Wiener Betriebe eine große Anzahl an top ausgebildeten Fachkräften quasi ‚frei Haus‘ geliefert.
Für jene, die sich unter einer Lehrwerkstätte nichts Konkretes vorstellen können. Was unterscheidet eine Lehrwerkstätte wie die Ihre von einer Lehre im Betrieb?
Am Papier wenig. Betriebliche Lehrlinge wie die von uns ausgebildeten Lehrlinge müssen die gleiche Lehrabschlussprüfung bei der Wirtschaftskammer absolvieren, die gleichen Berufsschulen besuchen und im Grunde denselben Lehrstoff vermittelt bekommen. Unsere Lehrwerkstätten haben aber den Vorteil, dass wir nicht im wirtschaftlichen Wettbewerb sind. Das heißt. Wir können ganz individuell auf die Jugendlichen eingehen, was einem Betrieb, der jede Arbeitskraft dringend braucht, um am Markt bestehen zu können, in der Regel gar nicht möglich ist. Hinzu kommt, dass wir den jeweiligen Lehrberuf in seiner gesamten Breite ausbilden können, während vor allem Kleinbetriebe, die sich auf eine Nische spezialisiert haben, dazu gar nicht die Möglichkeiten haben.
Wie ist das zu verstehen?
Das Berufsbild in vielen Berufen wird immer komplexer und breiter. Nehmen wir den Lehrberuf Mechatronik. Die Ausbildung umfasst ein verpflichtendes zweijähriges Grundmodul Mechatronik und eine eineinhalbjährige Ausbildung in einem von fünf Hauptmodulen – etwa Automatisierungstechnik, Fertigungstechnik oder Medizingerätetechnik. Zusätzlich können noch Spezialmodule wie Robotik oder Additive Fertigung gewählt werden. Und das dann noch in unterschiedlichen Kombinationen aus Haupt- und Spezialmodul. Sie sehen ein sehr umfassendes Feld. Vor allem Betriebe, die in ihrem Tun höchstspezialisiert – und oft sehr erfolgreich – sind, können das nicht in der Breite ausbildungstechnisch bedienen.
Zurück zu Ihren Ausbildungen. Wie sind die Erfolgsaussichten der Jugendlichen?
Insgesamt werden 90 Prozent unserer Lehrlinge entweder während oder nach der Ausbildung in einen Betrieb übernommen. Knapp die Hälfte der Jugendlichen wird noch in der Ausbildung an eine Firma vermittelt. Die zweite Hälfte absolviert ihre Ausbildung bis zur Lehrabschlussprüfung zur Gänze bei uns – und hat dank unserer Betriebskontakter mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt der Prüfung eine Job-Zusage in der Tasche.
Wie können die Unternehmen von diesem System profitieren?
In unterschiedlichen Formen: Firmen auf Personalsuche bringen wir regelmäßig mit unseren angehenden Fachkräften zu Bewerbungsgesprächen zusammen. Statt mühsam Einzeltermine vereinbaren zu müssen, können Betriebe also in einem Aufwaschen zahlreiche potenzielle Kandidaten kennenlernen und den "perfect match" finden. Ganz ohne Vermittlungsprovision oder andere Fallstricke. Natürlich besteht auch schon während der Ausbildung die Möglichkeit, die jungen Menschen mittels Berufspraktika kennenzulernen, sie dann als schon fortgeschrittene Lehrlinge zu übernehmen oder eine Einstellung nach Ausbildungsende zu vereinbaren. Ebenfalls kostenlos und unverbindlich.
Gibt es auch Unternehmen, die bei Ihnen Lehrlinge quasi in Auftrag geben?
Ja, wir arbeiten auch mit Betrieben, die "maßgeschneidert" bevorzugen. Das heißt, wir vereinbaren mit den Unternehmen auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Ausbildungspläne – und übernehmen dann zur Gänze die Ausbildung der jungen Menschen. So erhalten Firmen "eigene Lehrlinge", ohne selbst ausbilden zu müssen. Diese Möglichkeit ist aber noch weniger bekannt. Daher kann ich nur jeden, der an einer Zusammenarbeit in dieser Form Interesse hat, einladen, uns zu kontaktieren.
Infos zu Fachkräfteausbildung und -Vermittlung: www.bfi.wien/business/lehrlings-und-fachkraeftevermittlung
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