Markus Schafferer: "Grüne Immobilien sind besser, gesünder und teurer zu verkaufen"

Markus Schafferer, Eigentümer und CEO der PEMA im Interview über die Krise am Immobilienmarkt, die Folgen der SIGNA-Pleite, gute Einstiegszeitpunkte und Nachhaltigkeit als zentrales Element der Immobilien-Branche.

LEADERSNET: Wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung am Immobilienmarkt?

Markus Schafferer: Ich war vor kurzem auf der EXPO Real in München. Dort konnte ich ein klares Stimmungsbild der aktuellen Herausforderungen auf dem Immobilienmarkt gewinnen. In Deutschland ist die Marktlage sehr volatil, was sich deutlich von der Situation in Österreich abhebt. Während wir am heimischen Immobilienmarkt zwar nur noch wenige Transaktionen beobachten, bleiben die Preise relativ stabil. In Deutschland hingegen sehen wir starke Preisrückgänge in allen Bereichen. Ein wesentlicher Faktor hierfür ist die Struktur der Marktteilnehmer: In Deutschland agieren große institutionelle Investoren, was in Österreich in diesem Maße nicht der Fall ist.

LEADERSNET: Die große Party ist also vorbei, größter Spielverderber sind die deutlich höheren Zinsen…

Markus Schafferer: Die stark gestiegenen Zinsen sind natürlich ein Belastungsfaktor, wie wohl das auch sehr viel mit negativer Psychologie zu tun hat. Betrachtet man den 20-jährigen EURO-SWAP, so liegt dieser unter 2,5 % – mit einer fallenden Tendenz. Langfristig gesehen ist das kein Niveau, das Anlass zur Sorge geben sollte. Es ist daher aktuell ein guter Zeitpunkt für einen Einstieg, sofern man die finanziellen Mittel dafür hat.

LEADERSNET: Wie sehr beeinflussen Inflation und Rezession dieses Szenario?

Markus Schafferer: Natürlich stark, wobei es hier eher um Vertrauensfragen geht. Die Ukraine-Krise und die allgemeine politische Lage in Europa drücken nachhaltig auf die Stimmung. Hinzu kommen hausgemachte Probleme: Die SIGNA-Pleite und die Schieflage anderer großer Entwickler haben nachhaltigen Schaden angerichtet. Wir stecken eigentlich mitten in einer Vertrauenskrise in der Immobilienentwicklung, einschließlich einer Marktbereinigung. Das betrifft sowohl Bankenfinanzierungen als auch Private Equity. Das wird uns sicher noch zwei Jahre begleiten, bis es wieder solide aufwärts geht.

LEADERSNET: Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen dem Wohn- und Gewerbeimmobilienmarkt?

Markus Schafferer: 
Das Comeback bei Wohnimmobilien wird schneller erfolgen. Bei Gewerbeimmobilien wird die Durststrecke rezessionsbedingt länger andauern. Besonders im städtischen Raum ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien weiterhin hoch, während es in letzter Zeit nur wenige neue Projekte gab. Das zeigt sich auch in den steigenden Mieten, die nicht nur mit der allgemeinen Teuerung zusammenhängen. Dies trifft derzeit vor allem die Mittelschicht.

LEADERSNET: Wie positioniert sich ein Immobilienentwickler wie die PEMA in so einem Marktumfeld?

Markus Schafferer: Wir konzentrieren uns gezielt auf das Refurbishment, also die Instandsetzung und Aufwertung bestehender Immobilien. Neuprojekte wie Hochhäuser oder Hotels sind derzeit nicht in unserem Fokus. Bei unseren Refurbishment-Vorhaben legen wir besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und orientieren uns an den ESG-Kriterien.


© Patricia Weisskirchner

LEADERSNET: Wie sehr muss man sich als Immobilien-Entwickler dem Thema Nachhaltigkeit unterwerfen? Gibt es dahingehende Druck von Investoren oder ist es auch ein bisschen "Green Washing"?

Markus Schafferer: Hier geht es um weit mehr als nur Greenwashing. Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Elemente des Immobilienmarktes. Um langfristigen Erfolg zu sichern, müssen wir uns intensiv mit ESG-Themen beschäftigen – sowohl bei Neubauprojekten als auch im Refurbishment. Der Immobiliensektor trägt die Verantwortung, zur CO₂-Reduktion beizutragen, und auch wir bei PEMA nehmen diese Aufgabe ernst. Nachhaltigkeit ist nicht nur für Investoren von Bedeutung; auch bei der Projektfinanzierung zeigen sich erhebliche Unterschiede in den Konditionen. Eine nachhaltige Immobilie ist deutlich wertvoller als eine "alte", energieintensive. Wir sind überzeugt, dass verantwortungsvolles Handeln nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft ist.

LEADERSNET: Es gibt für die Immobilienbranche von der Politik formulierte Nachhaltigkeitsziele und Umsetzungszeiträume – etwa in Wien die Umrüstung von Gas-Thermen auf Fernwärme. Werden diese Ziele halten, oder gibt es möglicherweise eine Rolle rückwärts, ähnlich der Situation bei E-Autos und Verbrennern?

Markus Schafferer: Ich gehe davon aus, dass das alles halten wird. Der Druck entsteht ja wie gesagt auch auf der Finanzierungsseite. Daher wird das vielleicht sogar schneller umgesetzt als die Politik das vorgibt. Grüne Immobilien sind besser, gesünder und am Markt teurer zu verkaufen.

LEADERSNET: Apropos Verkaufen. Abseits der Firmenaktivitäten bei PEMA. Wo investiert Markus Schafferer privat sein Kapital?

Markus Schafferer: Privat investiere ich gerne in Kunst, Gold und Aktien. Meine berufliche Laufbahn habe ich als Kunsthändler begonnen, dieses Interesse ist mir geblieben. Bei Aktien agiere ich breit gestreut, da sind auch immer wieder mal Titel der Wiener Börse dabei.


© Patricia Weisskirchner

LEADERSNET: Wie sieht es mit Startups aus? Stichwort KI, möglicherweise gibt es hier ja auch technologische Einflussfaktoren für die Immobilienbranche…

Markus Schafferer: Ich verfolge die Entwicklung junger Unternehmen mit großem Interesse, denke auch, dass sich da in den kommenden Jahren technologisch einiges tun wird. KI wird uns überall beschäftigen und mit Sicherheit einiges an Erleichterungen bringen. Bezüglich möglicher Investments halte ich mich aber noch zurück. Junge Immobilien-UnternehmerInnen mit Fokus auf Technologie können sich aber jederzeit bei mir melden. 

Mehr zu Markus Schafferer finden Sie HIER
Mehr zu PEMA finden Sie unter PEMA.at

 


Entgeltliche Einschaltung

LEADERSNET:

leadersnet.TV