Trauerbegleitung und Unternehmensführung
Leadership in einem sensiblen Umfeld

| Redaktion 
| 07.03.2024

Mit 23 Jahren übernahm Bestatterin und Trauerbegleiterin Elisabeth Jandl die Leitung des Betriebs Tempora der Stadt Amstetten. In ihrem Berufsfeld sind Empathie und Einfühlungsvermögen unerlässliche Kompetenzen.  

Elisabeth Jandl hat sich schon sehr früh für den eher ungewöhnlichen Beruf der Bestatterin und Trauerbegleiterin entschieden und die Bestattermeisterprüfung abgeschlossen. Für sie ist es eine sehr sinngebende und wegweisende Arbeit. Nach ihrer Ausbildung übernahm sie mit 23 Jahren die Leitung der Bestattung Tempora, Teil der Stadtwerke Amstetten. 

"Frauen wirken nach Außen oft unentschlossener und zögerlicher, wenn sie nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen, wie es oft ihre männlichen Kollegen machen. Dabei ist das keine negative Herangehensweise, besonders bei einem so sensiblen Umfeld: vorsichtiges Verhalten bedeutet nicht Unentschlossenheit. Besonnenheit ist eine Stärke", sagt sie.

Empathie und Einfühlungsvermögen sind unerlässlich

Als Geschäftsführerin hat sie die Verantwortung über 23 Mitarbeiter:innen – vom Kernteam über die Sargträger:innen bis hin zu den Aushilfen. "Die pietät- und würdevolle Abwicklung rund um den Trauerfall, gemeinsam mit meinem Team, ist für mich eine der wichtigsten Verantwortungsbereiche bei den Stadtwerken Amstetten. Der Tod einer geliebten Person ist eine Ausnahmesituation, in der sich die Menschen befinden. Sie sind verletzlich, oft etwas mit den Erledigungen überfordert, Finanzielles und Organisatorisches sind nicht immer geklärt und die Hinterbliebenen werden plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt. Hier ist es für uns besonders wichtig, mit viel Rat und Einfühlungsvermögen zur Seite zu stehen, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um auf die jeweilige Lage individuell eingehen zu können."

"Es geht bei einer Bestattung nicht nur darum, ein Unternehmen zu führen, sondern auch um die Fähigkeit, Emotionen zu managen und Menschen in Ausnahmezuständen bestmöglich zu begleiten. Dafür sind Empathie und Einfühlungsvermögen – emotionale Intelligenz, wenn man so möchte – unumgänglich", fährt sie fort.  Als Geschäftsführerin erweist es sich bei der Mitarbeiter:innensuche als schwierig, früh genug zu erkennen, ob dieser Beruf potenzielle neue Kolleg:innen emotional zu sehr belastet. Man sollte eine gesunde Distanz wahren können und einen Sinn in der Tätigkeit sehen, so wird der Beruf zur Berufung.

Systemrelevanter Beruf in der Tabuzone

Die Bestattung Tempora begleitet rund 250 Sterbefälle pro Jahr. Bestatter:in ist einer der systemrelevanten Berufe, der auch während Krisen wenig mediale Aufmerksamkeit erhält.  Das Thema ist vielen unangenehm und oft mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden, kurz: man spricht nicht gerne darüber. Nichtsdestotrotz ist die Bestattung Teil der kritischen Infrastruktur und der Beistand sowie die Beratung rund um den Trauerfall sind unsagbar wichtig für die Hinterbliebenen.

www.tempora.at

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