Windhager-Insolvenz: Zittern um 400 Jobs und fast fertiges Wärmepumpenwerk

| Tobias Seifried 
| 07.01.2024

Von der Millionenpleite des Heizungsherstellers sind mehr als 500 Gläubiger:innen betroffen. Zudem gibt es bei der 100-Millionen-Euro "schweren" Großbaustelle in Pinsdorf kurz vor der Fertigstellung einen Baustopp. 

Am Freitag teilte der KSV1870 mit, dass die Windhager Zentralheizung Technik GmbH (Produktion) und die Windhager Zentralheizung GmbH (Vertrieb und Service) am Landesgericht Salzburg ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt haben. Die offizielle Eröffnung des Verfahrens dürfte am Montag (8. Jänner) oder Dienstag (9. Jänner) erfolgen. Der Salzburger Heizungshersteller hat mehr als 400 Mitarbeiter:innen, die nun um ihre Jobs bangen müssen. Kündigungen soll es vorerst zwar keine geben, dennoch wurden alle vorsorglich beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet.

Baustopp bei fast fertigem Wärmepumpenwerk

Windhager stellt Heizkessel für alle gängigen Energiearten sowie Pelletheizungen her. Zudem wurde in den letzten Monaten im oberösterreichischen Pinsdorf (bei Gmunden) ein riesiges Werk für Wärmepumpen aus dem Boden gestampft. Doch kurz vor der Fertigstellung gibt es bei der 100-Millionen-Euro-Investition einen Baustopp. Eigentlich hätte die neue Produktionsstätte mit 300 neuen Arbeitsplätzen im Sommer 2024 in Betrieb gehen sollen. Ob es dazu kommen wird, steht derzeit in den Sternen. Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi sagte zum ORF, dass aktuell Gespräche mit potenziellen Investor:innen laufen. Man hoffe welche zu finden, die dazu bereit sind, das Wärmepumpenwerk mitzutragen. Falls das nicht gelingt, müsste Windhager den fast fertigen Bau wohl aufgeben und an ein anderes Unternehmen verkaufen. Im Oktober 2023 zeigte sich Gubi noch zuversichtlich. Im LEADERSNET-Interview kündigte er an, dass in dem Werk künftig rund 20.000 Stück Wärmepumpen pro Jahr erzeugt werden sollen. Geplant war die Produktion gemeinsam mit dem Wärmepumpenspezialisten M-TEC.

Hohe Verbindlichkeiten und mehr als 500 Gläubiger:innen

Die Verbindlichkeiten sind enorm. Laut dem Kreditschutzverband belaufen sich die Passiva bei Windhager Zentralheizung auf rund 8,2 Millionen Euro, bei Windhager Zentralheizung Technik auf rund 78,2 Millionen Euro. Dem stehen Aktiva von 2,2 Millionen Euro (Zentralheizung) bzw. 21,4 Millionen Euro (Zentralheizung Technik) gegenüber. Die Passiva und Aktiva von Windhager Logistik müssen erst eruiert werden. Von der Pleite sind dem KSV1870 zufolge mehr als 500 Gläubiger:innen betroffen - rund 354 in der Produktionsgesellschaft und rund 150 in der Vertriebs- und Servicegesellschaft.

Insolvenzgründe

Als Ursachen für die finanziellen Probleme nannte Gubi in der ORF-Sendung Oberösterreich heute zum einen die äußerst negative Marktentwicklung. Zuletzt seien die Geschäfte bei Windhager um bis zu 70 Prozent eingebrochen, was vor allem am enormen Anstieg der Pelletspreise, das lange Warten auf Förderungen sowie die Diskussion, ob Pellets bzw. Holz zu den nachhaltigen Energieträgern zählen, gelegen habe. Zum anderen nannte er die 100-Millionen-Euro Investition in Pinsdorf, welche die Größte der Firmengeschichte darstellt. Hier habe man zuletzt trotz massivster Anstrengungen mit den Banken keine Lösung für eine Weiterfinanzierung des Projekts erzielen können. 

Das Primärziel sei nun ein sehr schnelles Sanierungsverfahren mit einem Investor. Zudem hofft Gubi, möglichst keine Kündigungen durchführen zu müssen.

www.ksv.at

www.windhager.com 

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