Salzburg AG-Chef: "Es ist weiterhin ein Fahren auf Sicht"

| Redaktion 
| 07.01.2024

Im LEADERSNET-Interview spricht Michael Baminger über die Strategien und Ziele des Energieanbieters, die aktuellen Herausforderungen der Branche, wie man Kund:innen weiter in den Fokus rücken will und den Ausbau Erneuerbarer Energien vorantreibt.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Baminger, die Salzburg AG hat einen mehrmonatigen Strategieprozess hinter sich. Dieser hat einen vertieften Fokus auf die Kund:innen als übergeordnetes Ziel hervorgebracht. Können Sie uns konkrete Beispiele nennen, wie diese Strategie bei den Kund:innen spürbar ankommen soll?

Michael Baminger: Die Salzburg AG führte einen Strategie-Check durch, um die Positionierung und die daraus abgeleiteten Ziele zu evaluieren. Die daraus notwendigen Ableitungen haben zentrale Änderungen zum Ziel. Zum Beispiel das hochgesteckte Ziel, kundenfreundlichstes Unternehmen zu werden. Es muss uns gelingen, unser Service für die Kund:innen noch besser zu machen. Das reicht von schneller und einfacher Information bis hin zu fairen Preisen. Denn eines ist klar, unser Versprechen gilt: Sobald wir Spielräume haben, geben wir diese unseren Kund:innen weiter. Wir werden weiter an neuen, zukunftsfähigen Geschäftsmodellen arbeiten und digitale Lösungen entwickeln. Der wirtschaftliche Fokus liegt darauf, effizient und nachhaltig Wert zu schaffen und Wertschöpfung für unsere Region zu generieren.

LEADERSNET: Auch bei People & Culture gibt es bei der Salzburg AG Umstrukturierung. Welche Ziele werden hier verfolgt und welche Maßnahmen werden hierfür gesetzt?

Baminger: Wir sind bereits unter den Top-Arbeitgebern in Salzburg, aber wir wollen mehr: Wir wollen die beste Arbeitgeberin werden. Der Wettbewerb um qualifiziertes Personal wird immer intensiver, egal ob es darum geht Mitarbeiter:innnen zu halten oder um neue Kolleg:innen für uns zu begeistern. Dafür müssen wir gerüstet sein. Unter People & Culture verstehen wir ein Kompetenzzentrum für alle Personalagenden, das den strategischen Fokus auf Mitarbeiter:innen legt. Nicht nur auf aktuelle, sondern auch auf potentielle neue Kolleg:innen. Es vereint Personalentwicklung, strategische Planung, Recruiting, Personalmanagement und auch die Themen Kultur und "Change".


LEADERSNET: Wie spiegeln sich die neue Schwerpunktsetzungen in der Unternehmensstruktur wider?

Baminger: Hier gibt es einige zentrale Änderungen entlang unserer neuen strategischen Ausrichtung. Uns war es zum Beispiel besonders wichtig, dass der Bereich Customer Care mit dem gesamten Kundenservice auf die zweite Führungsebene gehoben wird. Dies geschieht ganz nach unserem Ziel Customer Hero und somit kundenorientiertestes Unternehmen zu werden. Auch unser neues "Kompetenzzentrum" für alle Personalagenden und "Change" wird mit "People & Culture" direkt unter dem Vorstand angesiedelt.

LEADERSNET: Österreich steht vor einer Energiewende. Bis 2030 soll die Stromproduktion bilanziell klimaneutral sein. Kann das gelingen und welche Maßnahmen will die Salzburg AG setzen?

Baminger: Die Salzburg AG ist in Sachen Energiewende Schrittmacherin. Alleine im kommenden Jahr 2024 investieren wir rund 376 Millionen Euro - so viel wie noch nie in der Unternehmensgeschichte. Davon fließen mehr als 111 Millionen Euro in den Ausbau Erneuerbarer Energien und Erzeugungsanlagen. Um die Energiewende weiter vorantreiben zu können, benötigt es umfangreiche Investitionen, die wir für ein grünes Morgen stemmen. Gleichzeitig müssen wir auch die Netze ausbauen, denn ohne Netze gibt es keine Energiewende. Hier investieren wir im kommenden Jahr gemeinsam mit unserer Tochter, der Salzburg Netz GmbH, rund 143 Millionen Euro, davon fließen rund 122 Millionen in das Strom- und Gasnetz.
Damit die Energiewende gelingen kann, müssen wir sämtliche Möglichkeiten in Betracht ziehen und uns die Digitalisierung und neue Innovationen im wahrsten Sinne des Wortes zu Nutzen machen. Das tun wir beispielsweise schon mit unserer Plattform ENOX.share für Energiegemein-schaften, die österreichweit eingesetzt werden kann. Mit diesem Produkt ist es uns als Salzburg AG gelungen, eine digitale Plattform zu schaffen, auf der sich Nutzerinnen und Nutzer zusammenschließen und Energie austauschen können. Das Besondere daran ist, dass wir unseren Kund:innen eine Lösung aus einer Hand bieten. Diesen eingeschlagenen Weg wollen wir 2024 mit weiteren neuen Produkten ergänzen.

Auch Investitionen in regionale Photovoltaik-, Windkraft- oder Kleinwasserkraftanlagen können besonders interessant für Investor:innen sein. investing green ist eine Crowdinvesting-Plattform, die die Salzburg AG speziell für Erneuerbare-Energie-Projekte, wie Photovoltaikanlagen, Kleinwasserkraftwerke und ähnliches ins Leben gerufen hat.
Und: Keine Energiewende ohne Verkehrswende. Der Öffentliche Verkehr in Salzburg wurde modern aufgestellt und kann jetzt gemeinsam mit Land, Stadt und der neuen Gesellschaft Salzburg Linien GmbH zukunftsorientiert weiterentwickelt werden. Mit den öffentlichen Förderungen werden alleine kommendes Jahr über 50 Millionen Euro investiert.

LEADERSNET: Können Sie uns konkrete Projekte nennen, die schon im kommenden Jahr in Angriff genommen werden? Welche Investitionen werden getätigt?

2024 setzen wir die Arbeiten am Wasserkraftwerk Stegenwald und Sulzau fort. Auch in das Fernwärmenetz investieren wir im kommenden Jahr knapp 32 Millionen Euro. Darüber hinaus werden wir im kommenden Jahr Entscheidungen über den Bau von Windkraftanalgen treffen. Die Messungen an potenziellen Standorten werden im Frühjahr abgeschlossen sein. Im PV-Bereich stellen wir unseren Solar.Park in Eugendorf fertig und sind auch auf der Suche nach weiteren Standorten für Groß-PV-Anlagen.

LEADERSNET:  Wie verhält es sich mit den Wachstumsplänen und wie werden die Zielsetzungen mit den Nachhaltigkeitsansprüchen in Einklang gebracht?

Baminger: Die Projekte in den Regionen sind Impulse für die lokale Wirtschaft, bringen Wertschöpfung, sichern Arbeitsplätze im Bundesland, erhöhen den Eigenstromanteil über erneuerbare Quellen und tragen maßgeblich zur CO2 Reduktion bei. Dass diese Projekte auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Effizienz und Zukunftsfähigkeit bewertet werden, ist für uns selbstverständlich. Neue Geschäftsfelder werden sich vor allem im Hinblick auf unser Corporate Venturing Programm und neue Technologien bzw. Digitalisierung entwickeln.

LEADERSNET: Das Jahr neigt sich dem Ende, ihr erstes als CEO der Salzburg AG. Was waren die größten Herausforderungen und wie lautet ihre persönliche Bilanz?

Baminger: Die globalen Herausforderungen beeinflussen die Energiebranche nach wie vor stark. Es ist weiterhin ein Fahren auf Sicht. Der Salzburg AG war es ein großes Anliegen, jene zu unterstützen, die es in diesen Zeiten nicht so einfach haben, daher hat das Unternehmen – als einer der ersten in der Branche – umfangreiche Unterstützungs- und Maßnahmenpakete geschnürt. Unser Versprechen Spielräume bei den Energiepreisen an unsere Kund:innen weiterzugeben, haben wir gehalten und sehr früh einen neuen günstigeren Tarif ermöglicht. Die neue Strategie und Organisation sind sicher ebenso Meilensteine wie Projekte der erneuerbaren Energie, die neue Verkehrsstruktur und einiges mehr. Vor allem aber habe ich viele Kolleg:innen kennengelernt, die das Herz am rechten Fleck haben und mit viel Einsatz für unsere Kund:innen sowie an den Zukunftsthemen arbeiten. Es ist eine Freude gemeinsam mit meinem Kollegen Herwig Struber im Vorstand an dieser gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.

www.salzburg-ag.at

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