So performten die Bundesländer 2023 bei der Wirtschaftsleistung

Nach einem starken Wirtschaftswachstum im Vorjahr legte die Leistung in den österreichischen Regionen kaum zu bzw. schrumpfte sogar. Bundesländer mit hohem Industrieanteil sind vom Rückgang am stärksten betroffen.

Nach einem Anstieg der Wirtschaftsleistung in allen Bundesländern im Jahr 2022 von deutlich über drei Prozent, mit zwei Ländern mit sogar fast zehn Prozent Wachstum, gab es heuer laut einer aktuellen Analyse eine deutliche Abkühlung der Konjunktur in den Regionen. Wie schon im Jahr davor waren demnach auch 2023 die Industrieregionen von der wirtschaftlichen Entwicklung stärker benachteiligt. Die Sachgüterindustrie und der Bausektor waren am stärksten von den stark steigenden Preisen und der schwachen globalen Nachfrage aufgrund multipler Krisen betroffen. Positive Impulse seien in den meisten Bundesländern vom Tourismus, vom Immobilienwesen und dem öffentlichen Bereich gekommen, heißt es in der "UniCredit Bank Austria Volkswirtschaft Bundesländeranalyse 2023".

"Österreichweit rechnen wir für 2023 mit einem BIP-Rückgang von 0,5 Prozent gefolgt von einer moderaten Erholung über den Konsum mit einem Wachstum von 0,3 Prozent 2024", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Das schwierige Marktumfeld in den unterschiedlichen Bereichen im Jahr 2023 würde sich dementsprechend auch in der Wirtschaftsentwicklung der einzelnen Bundesländer widerspiegeln. Die Bundesländer mit einem relativ hohen Dienstleistungsanteil waren gegenüber den industrieorientierten Regionen im Vorteil. Bruckbauer: "Dennoch konnte heuer kein Bundesland ein Wirtschaftswachstum von über ein Prozent verzeichnen."

So performten die Bundesländer

Mit dem Burgenland und Vorarlberg bilden die beiden kleinsten Bundesländer den Spitzenreiter bzw. den Nachzügler im diesjährigen Bundesländerranking. "Das Burgenland mit 0,4 Prozent gefolgt, von Salzburg und Wien mit jeweils 0,3 Prozent, verzeichneten 2023 mit ihrem relativ hohen Dienstleistungsanteil ein schwach positives Wachstum", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz und ergänzt: "Alle anderen Bundesländer mussten einen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung hinnehmen."

In den Regionen Tirol und Kärnten schrumpfte die Wirtschaft so wie im bundesweiten Durchschnitt um 0,5 Prozent. Dahinter folgen die Länder mit einem hohen Industrieanteil. In Ober- und Niederösterreich ging die Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent bzw. 0,9 Prozent zurück. Das Schlusslicht bilden die Steiermark mit minus 1,3 Prozent und Vorarlberg mit minus 1,8 Prozent.

Trotz schwacher Konjunktur robuster Arbeitsmarkt

Nach einem Rückgang der Arbeitslosenquote in allen Bundesländern in den Jahren 2021 und 2022 habe sich heuer der Arbeitsmarkt in den Regionen trotz des Wirtschaftseinbruchs sehr konjunkturresilient erwiesen. "Kein Bundesland verzeichnete im Gesamtjahr 2023 einen starken Anstieg der Arbeitslosenquote", sagt Schwarz. Tirol und Niederösterreich werden voraussichtlich heuer im Jahresdurchschnitt sogar eine niedrigere Arbeitslosenquote aufweisen als 2022. Wie im Vorjahr kann sich Salzburg mit 3,8 Prozent über die niedrigste Arbeitslosenquote freuen. Trotz des stärksten Beschäftigungswachstums aller Bundesländer bleibe Wien mit einer Quote von 10,6 Prozent im Jahresschnitt 2023 die Region mit der höchsten Arbeitslosigkeit.

Rezession in Industrie und Bau

Nach zwei Jahren mit einem starken Wertschöpfungsplus verzeichnete die Industrie der Analyse zufolge heuer einen kräftigen Rückgang der realen Wirtschaftsleistung im Bereich von drei Prozent. Den stärksten Einbruch der Industriekonjunktur habe es in Vorarlberg, der Steiermark und Niederösterreich mit einem Minus der Industriewertschöpfung von etwa fünf Prozent gegeben. Besser sei es für Salzburg und das Burgenland gelaufen, die eine Industrierezession mit schrumpfender Wertschöpfung verhindern konnten. In der Bauwirtschaft habe das Konjunkturbild mit einem Rückgang der Wertschöpfung von voraussichtlich zwei Prozent im heurigen Jahr ähnlich trüb wie im Sachgüterbereich ausgeschaut, so die Experten. Die westlichen Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg waren von der starken Abkühlung speziell im Wohnungsbau überdurchschnittlich stark betroffen. Relativ robust habe sich die Bauwirtschaft in der Steiermark gezeigt.

Die schwache Wirtschaftslage spiegelte sich auch in der Außenhandelsstatistik wider, zeigt die Volkswirtschaft Bundesländeranalyse 2023. Trotz der stark steigenden Preise dürften die Warenausfuhren im Gesamtjahr 2023 nur leicht auf 197,5 Milliarden Euro steigen. Relative Stärke hätten die Exporte von Maschinen und pharmazeutischen Erzeugnissen gezeigt, wovon vor allem die Länder Oberösterreich bzw. Wien und Tirol profitieren konnten. Einen starken Einbruch gab es hingegen bei den Exporten von Holz und Papier, was speziell die Außenhandelsbilanz von Salzburg, Tirol und Kärnten belastete.

Dienstleistungssektor mit schwachem Plus

Im Gegensatz zur Industrie und Bauwirtschaft gab es 2023 für den österreichischen Dienstleistungssektor ein schwaches Plus bei der geschätzten Wertschöpfung gegenüber 2022. Insgesamt verzeichneten demnach der Tourismus, die Informationstechnologie und der öffentliche Bereich eine solide Zunahme der Wirtschaftsleistung. Hingegen belasteten die schwache Industriekonjunktur und der nachlassende Konsum aufgrund der stark steigenden Preise die Entwicklung in der Transportwirtschaft bzw. im Handel. "Angeführt vom Tourismus war der tertiäre Sektor vor allem in Wien, Salzburg und Tirol die größte Wachstumsstütze, während der Dienstleistungsbereich in Oberösterreich und Kärnten 2023 deutlich schrumpfte", sagt Schwarz. Für das Gesamtjahr 2023 rechne die Unicredit Bank Austria mit einem Anstieg der Übernachtungen in Österreich auf einen neuen Rekordwert im Bereich von 154 Millionen Nächtigungen.

Ausblick 2024

Für 2024 erwarten die Ökonomen den Beginn einer moderaten Erholung in Österreich mit einem leichten BIP-Anstieg in Österreich von 0,3 Prozent basierend auf einen weiteren Rückgang der Inflation. "Aufgrund einer weiterhin robusten Nachfrage im Tourismus und dank steigender Reallöhne höherem Konsum werden auch 2024 die dienstleistungsorientierten Bundesländer wie Wien und Salzburg gegen über den Industriebundesländern wie die Steiermark und Oberösterreich bevorzugt sein", sagt Schwarz.

Nachdem sich der Arbeitsmarkt in den Bundesländern 2023 sehr robust gezeigt hat, rechnen die Experten der UniCredit Bank Austria für 2024 mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote in Österreich auf durchschnittlich 6,7 Prozent nach 6,4 Prozent 2023. Die Arbeitslosigkeit werde voraussichtlich in allen Bundesländern steigen mit einem überdurchschnittlichen Anstieg in den Bundesländern mit hohem Industrieanteil.

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