Vor allem Start-ups haben derzeit die Nase vorn, da sie den Hype um KI erkannt und für sich genutzt haben. Wir möchten einige Namen vorstellen, die langfristig einen großen Erfolg genießen könnten.
Neccton – das KI-Unternehmen für die Glücksspielbranche
Die Legalisierung hat in weiten Teilen Europas dazu beigetragen, dass die Anzahl an Online-Spielotheken zunimmt. Wo sich Menschen in einer interaktiven Umgebung bewegen, ist maximaler Schutz wichtig.
Das aus Österreich stammende Unternehmen Neccton hat eine Software auf Basis von KI entwickelt, die den Schutz optimieren soll. Das selbstlernende System erkennt anhand des Spielerverhaltens, ob eine potenzielle Gefährdung vorliegt. Falls ja, können Automatismen wie die Sperrung in Gang gesetzt werden.
Das Phänomen von KI in der Glücksspielbranche ist nicht neu, auch renommierte Anbieter setzen verstärkt darauf. Für Neccton stehen die Zeichen derzeit auf Expansion zu den deutschen Nachbarn. Auch dort hat der Glücksspielstaatsvertrag dazu geführt, dass ein Wachstum der Branche zu beobachten ist.
Agile Robots – das Münchner Unternehmen hat Zukunftspotenzial
Obwohl die USA Europa bei der Finanzierung von Start-ups abgehängt haben, gibt es auch im Umland einige vielversprechende KI-Start-ups. Im benachbarten München wurde 2018 das Unternehmen Agile Robots gegründet, das Roboterarme speziell für die Luft- und Raumfahrt entwickelt.
Der Clou daran ist, dass hier keine reine Robotertechnik entwickelt wird, sondern eine Hybrid-Technologie, die Roboterarme mit Menschen verbindet. Mit einer Finanzierungssumme von 270 Millionen Euro konnte sich Agile Robots in Deutschland an die Spitze setzen und wird auch in der Zukunft den steilen Weg nach oben antreten.
Shift Technology – französisches KI-Start-up mit vielen Entwicklungschancen
Für das Versicherungswesen ist Shift Technology ein Stern am Horizont, denn die Branche wird immer wieder von Betrugsfällen gebeutelt. Das in Frankreich gegründete, 100 Millionen Dollar schwere Unternehmen setzt darauf, Betrugsdelikte schneller und effizienter zu verhindern. Dafür wird mittels KI ein Schema erarbeitet, das betrügerisches Verhalten automatisch entlarvt.
Die Tech-Profis bieten ihr Angebot als SaaS-Modell an und sind bereits mit zahlreichen namhaften Versicherern (Axa, CAN, Covéa) verbunden. Für Shift wäre eine weitere Finanzspritze ein Segen, um das Erfolgsmodell weiter auszubauen.
Darktrace aus Großbritannien – KI-basierte Sicherheit im Internet
Rund 230 Millionen Pfund Fördergelder konnte sich Darktrace bereits sichern und befindet sich in kontinuierlichem Aufschwung. Das Unternehmen entwickelt eine selbstlernende KI, die auf die Erfassung und Verhinderung von Cyberattacken geschult ist. Bislang war im Bereich Sicherheit vor allem proaktives Handeln gefragt. Durch KI-gestützte Systeme geht das Denken nun eher in Richtung Prävention.
„Autonomous Response“, wie das Herzstück von Darktrace heißt, ergreift ohne menschliche Anweisung Maßnahmen zur Reduktion von Gefahren oder arbeitet gemeinsam mit humanen Security-Teams. Da moderne Unternehmen immer stärker auf IoT, SaaS und Cloud-Services setzen, ist ein effizientes und nicht beeinträchtigendes Sicherheitssystem unverzichtbar. Das sichert die Erfolgschancen für Darktrace.
IDnow – die Identitätsprüfung aus Deutschland
Europaweit erledigen Menschen ihre Finanzen heute online. Das endet nicht beim Onlinebanking, sondern geht über Kontoeröffnung bis hin zum digitalen Kreditantrag. IDnow ist ein Start-up aus München, das die Effizienz virtueller Bankgeschäfte revolutioniert hat. Das KI-System ermöglicht Unternehmen und Privatpersonen eine Authentifizierung ohne persönliche Vorsprache. Statt bei der Bank mittels Personalausweis eine Legitimierung durchzuführen, reicht ein Videocall mit KI-Unterstützung.
Ausweis und persönliche Daten werden abgeglichen, die Bestätigung erfolgt in Echtzeit. Auf diese Weise lassen sich Verträge noch schneller abschließen und der Bedarf an Bankfilialen, Post-Ident-Verfahren und persönlicher Vorsprache sinkt. Deep Learning hilft dabei, den digitalen Prozess ebenso sicher zu gestalten wie eine Legitimierung vor Ort. Mit 119 Millionen Dollar ist das Münchner Unternehmen gut aufgestellt und hat beste Zukunftschancen.
Konux – Revolution für den Schienenverkehr
München scheint in Sachen KI-Start-ups eine der stärksten Städte bei den Nachbarn zu sein. Mit Konux gibt es ein weiteres KI-Unternehmen, das auf Deep Learning für den Erfolg setzt. Das Wagniskapital liegt bei 130 Millionen Dollar, einer hohen Summe, die in Deutschland von kaum einem anderen Unternehmen erreicht wird. Die Entwicklung der KI soll dazu beitragen, Schienensysteme besser warten und prüfen zu können. So sollen Sensoren Daten an die KI liefern, die im Anschluss ausgewertet werden.
Erkennt die KI Schwachstellen, gibt sie rechtzeitig Bescheid. So lassen sich Wartungsarbeiten bereits durchführen, bevor es zu einem Zwischenfall gekommen ist. Ungeplante Reparaturen an Bahnschienen haben einen erheblichen Einfluss auf den Verkehr und sind zu vermeiden.
Aleph Alpha – die Konkurrenz zu ChatGPT
Ob an der Uni oder im Job, jeder hat irgendwo schon einmal von ChatGPT gehört oder sogar mit dem Bot geplaudert. Aus Deutschland droht Konkurrenz, genauer gesagt aus Heidelberg. Das im Jahr 2019 gegründete Unternehmen Aleph Alpha entwickelt einen Bot, der hinsichtlich seiner Funktionalität sehr nah an den Urvater herankommt. Die Kapitalbewertung liegt bei beeindruckenden 450 Millionen, das Wachstum ist groß.
Das Start-up möchte einen Chatbot zur Verfügung stellen, der Fragen aus allen Themenbereichen beantwortet und bei der Strukturierung von Informationen hilft. Außerdem soll das Programm in der Lage sein, Bilder allein aufgrund der Beschreibung zu entwickeln. Hauptzielgruppen sind Behörden und Unternehmen, die mit der Heidelberger Lösung den Workflow verbessern sollen.
Contentsquare – die Macher aus Paris mit hohem Startkapital
Das Pariser Unternehmen verfügt über Investitionen in Höhe von mehr als 1 Milliarde Euro. Die Aufgabe des Start-ups besteht darin, mithilfe von intelligenten Systemen die User-Experience bei einzelnen Vorgängen zu tracken. Mit der Plattform lassen sich Interaktionen detailreich nachvollziehen und auf wiederkehrende Parameter analysieren. Die KI ist dann in der Lage, entsprechende Empfehlungen zu geben, was wiederum die Zufriedenheit steigert. Contentsquare gehört in Frankreich zu den ganz großen Wachstumsunternehmen und wurde bereits mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt.
EU-Start-ups auf dem Vormarsch – die USA aber immer noch Marktführer
Nirgendwo sonst fließt so viel Geld in KI-Start-ups wie im Silicon Valley. Europa schlägt sich allerdings wacker und in Skandinavien, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden ist die Entwicklung auf dem Vormarsch.
Spannenderweise treffen wir vor allem in München auf eine Vielzahl an vielversprechenden Unternehmen. Beim Gedanken an deutsche Innovationsstädte fällt oft der Name Berlin. Wenn es um maschinelles Lernen geht, ist München aber ganz vorn mit dabei.