Wohnimmobilienfinanzierung: COVID-19 Pandemie, Entwicklungen und Trends

LEADERSNET hat den Geschäftsführer von Novius Finance, Sasa Drocic, zum exklusiven Interview über die Wohnimmobilienfinanzierung gebeten.

LEADERSNET: Wer ist Novius Finance?

Sasa Drocic: Unsere Rolle als Finanzierungsexperten bei der Beschaffung von Finanzierung für Privatpersonen und Unternehmen gewinnt stetig an Bedeutung. Wir sind Spezialisten in der Finanzierung von Immobilien, sowie Firmenverkäufe und Erweiterungen. Als Finanzierungsexperten fungieren wir als vertrauensvoller Mittelsmann zwischen Kreditnehmern und Kreditgebern und vertreten ausschließlich die Interessen unserer Kunden.

LEADERSNET: Wie hat sich der österreichische Immobilienmarkt in Bezug auf Wohnimmobilienfinanzierungen in den letzten Jahren entwickelt, insbesondere seit Beginn der COVID-19-Pandemie?

Sasa Drocic: Die Corona-Krise löste einen regelrechten Immobilienboom aus, da die ohnehin niedrigen Zinsen bis Ende 2021 weiter gesunken sind. Dies führte zu einem knappen Angebot an neuen Wohnungen und Reihenhäusern in Österreich, mit Ausnahmen in einigen Wiener Bezirken und Kleinstädten, was wiederum zu Preiserhöhungen führte.
Heute spielen andere Faktoren eine Rolle. Der Ukraine-Krieg und der zwischenzeitliche Anstieg der Energiepreise trieben die Inflation zeitweise auf exorbitante Höhen, was die Kaufkraft normaler Haushalte einschränkte. Seit dem 21. Juli 2022 hat die EZB den Hauptrefinanzierungssatz einige Male erhöht, was zu höheren Kreditkosten bei den Banken geführt hat. Ab August 2022 gelten auch die restriktiven Immobilienkreditvergaberichtlinien der KIM-Verordnung. Dies führte dazu, dass die monatlichen Neukreditvergaben für Wohnbaukredite an private Haushalte von August 2022 bis März 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um etwa 30 % bis fast 67 % gesunken sind. Diese nachlassende Nachfrage hat bereits Auswirkungen auf die Immobilienpreise, insbesondere bei Gebrauchtimmobilien.

LEADERSNET: Welche Finanzierungsoptionen stehen Käufern von Wohnimmobilien in Österreich derzeit zur Verfügung, und welche Trends zeichnen sich ab?

Sasa Drocic: Die KIM-Verordnung hat bei vielen Kritik hervorgerufen, obwohl sie darauf abzielt, die finanzielle Stabilität zu fördern und das Risiko von Kreditausfällen zu verringern. Die Maßnahmen sind grundsätzlich sinnvoll, jedoch wurden sie zur gleichen Zeit wie Zinserhöhungen eingeführt, was problematisch ist.
Diese Regelungen haben nicht nur Auswirkungen auf Menschen mit geringem Einkommen, sondern auch auf diejenigen, die ein höheres Einkommen haben, aber nicht über die geforderten Eigenmittel verfügen. Dies hat dazu geführt, dass viele österreichische Kreditnehmer einer Finanzierung bei deutschen Banken in Betracht ziehen, um bessere Finanzierungsmöglichkeiten zu finden.
Als Finanzexperten haben wir diesen Trend erkannt und rechtzeitig Partnerschaften in Deutschland aufgebaut. Der Vorteil besteht darin, dass österreichische Kunden ihre österreichischen Immobilien nach deutschem Recht finanzieren können. Dies ermöglicht eine Finanzierung je nach Bonität, welche die Höhe des Eigenkapitalanteils, die Laufzeit und der Schuldendienstquote angibt.

LEADERSNET: Welche Herausforderungen und Chancen sehen Experten für zukünftige Wohnimmobilienfinanzierungen in Österreich, insbesondere vor dem Hintergrund der sich ändernden wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen?

Sasa Drocic: Die zukünftige Entwicklung des Immobilienmarktes in Österreich ist schwer vorherzusagen. Es gibt bereits sichtbare negative Veränderungen und grobe Einschätzungen, aber exakte Prognosen sind schwer zu nennen.
Wichtiger ist es, den aktuellen Herausforderungen zu gegen zu steuern, Lösungen zu finden und Mehrwert zu schaffen. Obwohl die Immobilienpreise stagnieren, träge gebaut wird und es immer mehr an Wohnmöglichkeiten fehlen.
Auch auf dem Mietmarkt gibt es Veränderungen, denn der Anstieg ist bereits spürbar. Aufgrund hoher Zinsen erscheinen Mietwohnungen dadurch erschwinglicher. Studien zufolge sind die Mieten in Graz die günstigsten in Europa, während Wien auf Platz 12 von 34 Städten liegt.
Was ich aus aktueller Sicht sagen kann, ist, dass in Österreich keine Ruhe einkehren wird, solange die EZB keinen klaren Kurs einschlägt. Die fortgesetzte Erhöhung des Leitzinses durch die EZB erschwert es auch den Banken, eine klare Richtung zu finden. Daher erwarten wir, dass die Finanzierungsfreude der Banken vorerst eingeschränkt bleibt, insbesondere bei Bauträgerprojekten.

LEADERSNET: Was sind die bisherigen Reaktionen auf den Markt und das Geschäftsmodelle?
Sasa Drocic: In einem sich ständig wandelnden Markt ist die Zusammenarbeit mit starken Partnern von entscheidender Bedeutung. Wir haben unser Portfolio frühzeitig erweitert und bieten umfassende Finanzierungslösungen für Unternehmen im Gewerbebereich an.
Unsere Finanzierungsmöglichkeiten erstrecken sich von Start-ups bis hin zu Unternehmen, die sich verkaufen oder erweitern möchten. Partnerschaften in den Bereichen Immobilien, Gewerbe und Finanzierung spielen eine zentrale Rolle bei der Schaffung von Mehrwert für alle Beteiligten.
Diese Partnerschaften können zwischen verschiedenen Akteuren entstehen, darunter Investoren, Finanzinstitute, Finanzvermittler, Immobilienmakler, Unternehmer und andere Dienstleister. Am liebsten arbeiten wir in einem geschlossenen Kreislauf: von der Gewerbefinanzierung für einen Bauträger, der sein Bauprojekt realisieren möchte, bis hin zum Endkunden, der die Immobilie über einen Maklerpartner erwirbt und von uns finanziert wird.
Insgesamt betrachten wir bei Novius Finance Kooperation im Bereich Immobilien und Finanzierung als einen Weg, um Synergien zu schaffen, Ressourcen zu bündeln und das Kundenerlebnis zu verbessern. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure können innovative Lösungen entwickelt und umfassendere Dienstleistungen angeboten werden, was letztendlich den Erfolg aller Beteiligten fördert. Dies gilt auch in Zeiten herausfordernder Marktbedingungen.

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