EZB dreht erneut an der Zinsschraube

| Tobias Seifried 
| 15.06.2023

Während sich die US-Notenbank bei der Erhöhung bereits eine Pause erlauben kann, ist die Inflation im Euro-Raum dafür noch zu hoch. Der Einlagensatz steigt sogar auf den höchsten Wert seit 22 Jahren.

Wie im Vorfeld von Expert:innen erwartet, hält die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer im Sommer 2022 eingeleiteten Zinspolitik fest. Eine Überraschung ist das freilich nicht, schließlich ist die Inflation im Euro-Raum mit über sechs Prozent noch weit von dem der EZB angepeilten Wert von zwei Prozent entfernt. In Österreich liegt sie nach wie vor bei über acht Prozent. In den USA hat die Notenbank Fed hingegen eine Pause eingelegt. Dort ist die Inflationsrate zuletzt auf vier Prozent gesunken und der Leitzins mit 5,0 bis 5,25 Prozent deutlich höher als im Euro-Raum. 

Höchster Wert seit 22 Jahren

Am Donnerstag (15. Juni) haben die Währungshüter der EZB eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte beschlossen. Damit steigt der Leitzins auf 4,0 Prozent. Geschäftsbanken, die sich frisches Geld bei der Notenbank leihen wollen, müssen dafür also vier Prozent bezahlen. Der auf den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz wurde ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte auf nun 3,5 Prozent erhöht - das ist der höchste Wert seit 22 Jahren.

Die aktuelle Zinserhöhung ist die achte seit Juli des Vorjahres. Davor hatten zahlreiche Finanzexert:innen kritisiert, dass die EZB zunächst viel zu langsam und unentschlossen auf die dahingaloppierende Inflation im Euro-Raum reagiert habe. Mit der erneuten Erhöhung untermauern die Währungshüter rund um EZB-Präsidentin Christine Lagarde ihre Ambition, das Zweiprozentziel so schnell wie möglich zu erreichen. Die Notenbankchefin hatte zuletzt im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments bekräftigt, den Kampf gegen die Inflation fortzusetzen.

OeNB reagiert

Die Österreichische Nationalbank (OeNB) hat auf den geldpolitischen Beschluss des EZB-Rats vom 15. Juni 2023 bereits reagiert. Am Donnerstagnachmittag kündigte die OeNB an, den Hauptrefinanzierungszinssatz per 21. Juni 2023 auf 4,0 Prozent zu erhöhen. Der Basiszinssatz wird am selben Tag von derzeit 2,88 Prozent auf 3,38 Prozent angehoben, die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 4,25 Prozent erhöht und der Referenzzinssatz von derzeit 4,0 Prozent auf 4,50 Prozent angehoben.

Jahresinflation von 5,4 Prozent erwartet

Wie stark diese EZB-Entscheidung die Inflation im Euro-Raum abschwächen wird, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Die Währungshüter rechnen mit einer Jahresteuerungsrate von von 5,4 Prozent. Für Sparer:innen sind es jedenfalls gute Nachrichten, auch wenn die Teuerungsrate nach wie vor deutlich über den Zinssätzen liegt und sich die Banken mit der Weitergabe der höheren Zinsen Zeit lassen. Kreditnehmer:innen müssen künftig hingegen noch tiefer in die Tasche greifen. Bestehende Bankkund:innen sind davon vor allem dann betroffen, wenn sie sich für einen Kredit mit variablem Zinssatz entschieden haben. Und natürlich betrifft das auch alle Unternehmen, die für Expansionspläne neue Kredite aufnehmen müssen.

www.ecb.europa.eu

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