Das ändert sich ab 1. Juli 2023 für Mieter:innen

| Redaktion 
| 13.04.2023

Vermieter:innen müssen Makler:innen künftig selber bezahlen. Das könnte allerdings einen Rattenschwanz an Problemen nach sich ziehen, wie ein Blick nach Deutschland zeigt.

Es waren hauptsächlich positive Reaktionen, die den finalen Beschluss, das Besteller:innenprinzip nun auch in Österreich anzuwenden, begleitet haben. Ab 1. Juli 2023 fallen für all jene, die eine Immobilie zur Miete suchen, ohne jemanden mit der Suche beauftragt zu haben, die Maklerprovisionen weg. Diese betrugen seit 2010 ein Maximum von zwei Bruttomonatsmieten. Künftig zahlt nämlich nur noch der, der anschafft – sprich: ein: Vermieter:in oder Eigentümer:in, der eine Wohnung vermieten will oder ein:e Wohnungssuchende:r, der:die Makler:innen im Zuge eines Suchauftrags betraut.

Vermieter:innen verzichten auf Makler:innen

Das könnte allerdings einen Rattenschwanz an Themen nach sich ziehen, ist man bei der österreichischen Immobilien-Plattform "FindMyHome.at" überzeugt.

Dieser werde es in Zukunft weder leichter noch billiger macht, die passende Bleibe zu finden. "In Deutschland (wo das Besteller:innenprinzip bereits gilt) haben viele Vermieter:innen auf den Dienst des:der Makler:in verzichtet. Was zur Folge hat, dass sich Makler:innen vordergründig auf den Verkauf von Immobilien fokussieren, für die das Besteller:innenprinzip nicht gilt", meint Bernd Gabel-Hlawa, CEO und Gründer von FindMyHome.at.

Weniger Aufklärung, weniger Transparenz

Und dies, so Gabel-Hlawa, habe weitreichende Folgen. "Der komfortable und transparente digitale Angebotsmarkt auf den Plattformen wird sich verringern, mit dem Verlust der beidseitigen Interessensvertretung entfällt auch die Aufklärung des Konsument:innenschutzgesetzes, wenn der:die Makler:in den:die Vermieter:in vertritt." Immerhin würde sich der:die Makler:in in der Regel neben der Vermittlung auch um den Mietvertrag, die sorgfältige Kautionsabwicklung, Um- und Abmeldungen uvm. kümmern.

Die zu erwartenden Folgen benennt Gabel-Hlawa so:

  • Altmieter kümmern sich mit dem Einverständnis des:der Vermieter:in um neue Mieter:innen und geben den Zuschlag an den:die Bestbieter:in der Ablöse.
  • Vermietungsangebote landen in ungeprüften Kanälen wie privaten Social Media Communities.
  • Mietpreise steigen durch Bestbieter-Angebote.
  • Das Prinzip "Wer kennt wen" kommt wieder in Mode, was nationale und internationale Zuwanderer:innen in den Städten besonders hart trifft.
  • Künftig werden viele Vermieter:innen auch die höhere einseitige Maklerprovision in das Mietangebot einkalkulieren.

"Wie am Bazar"

Was im Prinzip für alle Suchenden so verlockend klingt, könne demnach deutlich nach hinten losgehen, wie Gabel-Hlawa vermutet. "Mietobjekte im niedrigen und mittleren Preissegment werden mit der neuen Regelung für viele Maklerunternehmen wirtschaftlich uninteressant zu vermitteln. Es werden daher mehr Angebote mit Preiswunsch der Immobilienbesitzer:innen statt marktkonformen Preisen angeboten. Dies führt auch zur Unsicherheit bei Mieter:innen. Sprich: Man weiß wie auf einem Bazar nicht mehr, was Hand und Fuß hat."

Und wie wird sich die neue Lösung auf die Beziehung zwischen Mieter:in und Makler:in auswirken? Gabel-Hlawa: "Ich denke immer positiv, daher hoffe ich, dass Immobilienbesitzer:innen und Suchende mit der neuen Regelung die vielseitigen Leistungen eines:einer qualitativen Makler:in besser einschätzen und schätzen lernen und als Besteller:in bereit sind, gebührend zu bezahlen. Wir als Österreichs Qualitätsplattform bemühen uns weiterhin und mehr denn je darum, für Transparenz und ein umfassendes Immobilienangebot mit geprüften Anbietern zu sorgen."

www.findmyhome.at

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