Generationenwechsel sind kritischste Phase für Familienbetriebe

Studie stellte solche Unternehmen auf den Prüfstand: Erfolgsmodell mit großer Zukunft und einer Sollbruchstelle.

Familienunternehmen sind ein wichtiges Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. Rund 160.000 Betriebe beschäftigen fast zwei Millionen Menschen. Sie sind in vielen Regionen Garant für das wirtschaftliche Bestehen.

"Dies unterstreicht die Bedeutung von Familienunternehmen für den Wirtschaftsstandort Österreich und ist eine Aufforderung für uns tiefer Einblick in ihre Abläufe wie auch Strukturen zu nehmen", so Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin von Leitbetriebe Austria.

Ein klarer Auftrag

Die vom Market Institut durchgeführte Studie, im Auftrag von Leitbetriebe Austria - "Familienunternehmen auf dem Prüfstand" – repräsentiert ein insgesamt positives Fazit. "Die befragten Unternehmer:innen und Führungskräfte sind im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen äußerst zuversichtlich", erklärt Market Geschäftsführer Werner Beutelmeyer und weiter: "Praktisch niemand ist generell skeptisch, 60 Prozent sehen darin uneingeschränkt ein Zukunftsmodell, die restlichen 40 Prozent machen ihre positive Sicht letztlich auch von den Aussichten der jeweiligen Branche abhängig."

Als wichtigste Vorzüge gegenüber anderen Unternehmensformen werden die hohe Loyalität der Mitarbeiter:innen, kurze Entscheidungswege, eine gemeinsame Wertebasis, Stabilität und Flexibilität genannt. 

Unternehmergenerationen ticken unterschiedlich

Als besonders kritische Phase werde der Generationenwechsel gesehen: "Hier macht die Umfrage eine deutliche Diskrepanz zwischen den Sichtweisen der Eltern und der Nachfolger deutlich", so Beutelmeyer. "Beispielsweise betrachten 78 Prozent aller Befragten die rechtzeitige Übergabe als besonders wichtig, aber nur 64 Prozent der über 65-Jährigen. Und während 75 Prozent der Älteren eine beratende Rolle für die nachfolgende Unternehmensführung für wichtig halten, sehen das von den Jüngeren gerade einmal 43 Prozent so."

Auch strategisch hätten die verschiedenen Generationen unterschiedliche Ansätze, wobei es doch einige überraschende Erkenntnisse gäbe: Für bloß 22 Prozent der Jüngeren sei Unternehmenswachstum sehr wichtig, mit 39 Prozent liege die Rate bei den Älteren fast doppelt so hoch. Auch wollten Jüngere in höherem Maß die Geschäftsführung in der Familie halten, während sich Ältere in höherem Maß für externe Manager erwärmten. "Hier zeigt sich doch ein gewisses Vertrauensdefizit", resümiert Beutelmeyer.

Generationenwechsel als (lösbare) Managementaufgabe

Christian Fuchs, Beirat und Leiter der Leitbetriebe Austria-Unit "Family Business", betrachtet die Studienergebnisse als wichtigen Fingerzeig für Unternehmerfamilien: "Ein Generationenwechsel in einem Familienunternehmen ist etwas ganz anderes als ein Wechsel in der Geschäftsführung von Unternehmen mit anderen Eigentümerstrukturen. Aber auch diese Herausforderung lässt sich managen und mit rechtzeitiger Planung, einem langfristigen Konzept und klaren Spieregeln kann das Konfliktpotenzial zwischen den Generationen deutlich verkleinert werden."

Fuchs plädiert dafür, rechtzeitig Klarheit zu schaffen: "Übergaben auf Ad-hocBasis funktionieren in den seltensten Fällen wirklich gut. Sowohl die Familie als auch das Unternehmen profitieren davon, wenn beizeiten die wichtigsten Parameter festgelegt werden: Wann soll der Generationenwechsel über die Bühne gehen, wer übernimmt welche Position, welche Rolle verbleibt der älteren Generation und welche grundlegenden Unternehmensstrategien sollen auch nach dem Wechsel weitergeführt werden. Wenn es dazu Auffassungsunterschiede zwischen den Generationen gibt, sollte rechtzeitig ein gemeinsamer Nenner gesucht werden, statt darauf zu hoffen, dass man sich später schon noch zusammenraufen wird."

Klare Spielregeln und Blick von außen

Im Optimalfall könnten diese klaren Spielregeln durch eine "Familienverfassung" geregelt werden, so Fuchs. Die Verfassung bindee alle Familienmitglieder ein und damit werde sichergestellt, dass nicht nur die Vorstellungen einzelner Personen umgesetzt würden. Das führe zu einer gestärkten und geeinten Unternehmerfamilie und erhöhe auch die Identifikation mit dem Unternehmen. 

Vor allem in größeren Unternehmen oder in sich besonders dynamisch entwickelnden Branchen sieht Fuchs aber auch die Notwendigkeit externer Expertise. Ein kompetenter Blick von außen könne unternehmerische Versäumnisse und strategische Fehlentscheidungen verhindern helfen, so der Experte abschließend.

www.leitbetriebe.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV