Für die Erstellung der mittlerweile 41. WdF-Einkommensstudie wurden die Angaben von 441 Führungskräften aus der ersten und zweiten Führungsebene durch das Marktforschungsinstitut Triconsult ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass die Gehälter auf der zweiten Führungsebene stärker zugelegt haben als auf der ersten. Laut der Analyse gleichen sich die Unterschiede zwischen den Führungsebenen also wieder etwas an, im langjährigen Vergleich aber liegt die zweite Führungsebene noch immer deutlich zurück.
"Die 41. WdF-Einkommensstudie gibt einen guten Einblick, wie es den heimischen Führungskräften aktuell geht. Sie stehen auf Grund der immer noch spürbaren Corona-Pandemie und den zusätzlichen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine und der damit zusammenhängenden Wirtschaftskrise vor kumulierten und sich wechselseitig verstärkenden Herausforderungen", erklärt Andreas Zakostelsky, Bundesvorsitzender des WdF. "Das deckt die Entwicklung der Gehälter nur bedingt ab, wird von den Führungskräften vielmehr als Teil ihres Jobs verstanden. 2022 ist auch für die heimischen Führungskräfte ein ganz besonders herausforderndes Jahr."
Plus von 4,5 Prozent
Doch wie sehen die Gehälter nun im Detail aus? Während das Jahreseinkommen der Führungskräfte im Jahresabstand um 4,5 Prozent auf 225.680 Euro gestiegen ist, erreicht das Jahreseinkommen der ersten Führungsebene 250.900 brutto und die Führungskräfte der zweiten Ebene erzielen ein Jahresgesamteinkommen von 142.600 Euro. Das ist für die erste Ebene ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und für die zweite Ebene ein Plus 5 Prozent.

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"In derzeit sehr fordernden Zeiten müssen gerade die heimischen Führungskräfte schwere und weitreichende Entscheidungen treffen, die langfristige Folgen für ihre Mitarbeiter:innen und Unternehmen haben. Die Covid-Pandemie, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die Energiekrise beschäftigen Manager:innen im Berufsalltag massiv, das zeigt auch die 41. WdF-Einkommensstudie deutlich. Andere Herausforderungen, wie der Wegfall von Absatzmärkten oder die Sperre von Betriebsstäten werden angesichts der Herausforderungen zweitrangig, wie die Studie zeigt", so der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, „dennoch beweisen die Führungskräfte des Landes abermals, dass sie Krise managen können und sich den Herausforderungen eines volatilen Umfelds stellen – in Verantwortung für Mitarbeiterinnern, Mitarbeiter und die Zukunft des Unternehmens."
Erfolgsabhängigkeit nimmt zu
Auch ihren Führungskräften gegenüber seien die Arbeitgeber:innen vorsichtig und würden die Grundgehälter kaum erhöhen (plus 1,2 Prozent), dafür würden sie einen Teil des finanziellen Risikos in die erfolgsabhängigen Gehaltskomponenten verlagern. 65 Prozent der Top-Manager:innen (zuletzt 64 Prozent) erhalten demnach einen wesentlichen Teil ihres Einkommens erfolgsabhängig, in der zweiten Ebene seien es 73 Prozent. Hauptkriterien waren hier Gewinn und Zielerreichung. Es werde also zunehmend relevant, das Unternehmen sicher durch die Krisen zu steuern, der Gewinn rücke dabei etwas in den Hintergrund.
Alternative Antriebe bei Dienstautos am Vormarsch
Beim laut dem Manager:innen-Netzwerk wichtigsten Fringe Benefit – dem Dienstfahrzeug – hat das WdF erneut die Antriebsart erhoben: Der Elektroantrieb (inkl. Hybrid) mache in der ersten Führungsebene bereits ein Drittel aus und der Antrieb mit fossilen Treibstoffen liege nur mehr knapp über 50 Prozent.
55 Prozent der Top-Manager:innen und 52 Prozent der zweiten Führungsebene erhalten laut der Analyse eine betriebliche Altersvorsorge. Das dominierende Element der Finanzierung dieser Altersvorsorge sei mit stark steigender Frequenz die Pensionskasse. Rückstellungen seien stark rückläufig.

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Pandemie und Krieg dominieren
Corona bleibe die größte Herausforderung, die 86 Prozent der Führungskräfte stark beschäftige, der Krieg in der Ukraine sei für 72 Prozent der Manager:innen im Berufsalltag eine Herausforderung, bei der Finanzkrise sei das in 57 Prozent der Fall gewesen. Und obwohl die Finanzkrise im Gefolge der Weiterverwertung von US- Hypotheken deutlich länger zurückliegt, habe die europäische Schuldenkrise nach Griechenland die heimischen Führungskräfte deutlich weniger beschäftigt und auch weniger Aufwand verursacht.
Mit zu den wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft gehöre es, systemkritische Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die das Unternehmen langfristig betreffen, die bei unvollständiger Information und meist unter Zeitdruck gefällt werden müssten, seien belastend und oft für die weitere Karriere entscheidend. Im dritten Jahr der Pandemie seien solche Entscheidungen noch häufiger geworden: Waren es im Vorjahr 71 Prozent der Führungskräfte, die häufiger solche Entscheidungen treffen mussten (davon 22 Prozent sehr viel mehr), sind es aktuell sogar 76 Prozent, dabei aber 28 Prozent, die das sehr viel öfter tun müssen. Der Krieg in der Ukraine nötigt 44 Prozent der befragten Führungskräfte zu häufigeren systemkritischen Entscheidungen. Die Herausforderungen durch Inflation, Energiekrise und vor allem den Klimawandel seien da noch gar nicht berücksichtigt. "Turbulente Zeiten" ist fast euphemistisch.
Marginalien
In stabilen Zeiten wären 21 Prozent der Führungskräfte, die den Wegfall von Absatzmärkten beklagen oder 20 Prozent, die mit der Sperre von Betriebsstätten kämpfen, Anlass für sehr tiefe Sorgenfalten. Angesichts der Dominanz anderer Probleme seien das beinahe schon Marginalien. Und genau das beschreibe, was die aktuelle Herausforderung der Führungskräfte in diesem Land sei.
www.wdf.at
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