Studie "Zukunft der Arbeit" widerlegt Klischees über geschlechtsspezifische Entscheidungskriterien

Das Ergebnis überraschte sogar jene Expert:innen, welche die Analyse durchgeführt haben.

Manche Klischees halten sich offenbar über Jahrzehnte – etwa die Behauptung "Frauen orientieren sich bei ihrer Berufswahl primär an Soft Facts, Männer entscheiden sich rational." Doch dieses Vorurteil über unterschiedliche Zugänge von weiblichen und männlichen Arbeitskräften zu ihren Karriereentscheidungen hält einem Faktencheck nicht stand, wie die Studie "Zukunft der Arbeit 2.0" von Leitbetriebe Austria und zukunft.lehre.österreich. zeigt. Zwar gibt es tatsächlich durchaus erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, doch entgegen der landläufigen Ansicht sind es die Frauen, die bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes systematischer und faktenorientierter vorgehen als Männer.

Überraschendes Ergebnis

"Dieses Ergebnis war auch für uns eine Überraschung, aber genau dazu wurde unsere Studie gemacht: Vermeintliche Wahrheiten zu überprüfen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und damit den Entscheidungsträger:innen in Leitbetrieben und anderen Unternehmen Grundlagen für richtige Weichenstellungen für die Zukunft zu liefern", so Leitbetriebe-Austria-Geschäftsführerin Monica Rintersbacher anlässlich der Präsentation der Studie, für die im Mai und im Juni 2022 1000 OnlineInterviews mit in Österreich lebenden jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren durchgeführt wurden.

"Die Studie entlarvt das Bild der emotional agierenden weiblichen und der rational entscheidenden männlichen Arbeitskräfte zumindest für die jüngere Generation als bloßes Klischee. Tatsächlich gehen Frauen im Durchschnitt aber systematischer vor. Sie setzen sich mir den Vor- und Nachteilen eines Jobangebots gründlicher auseinander, sie achten deutlich mehr auf das Gehalt sowie geldwerte Sozialleistungen und sie gewichten Flexibilitätsthemen – Arbeitszeiteinteilung, Möglichkeit für Homeoffice, Viertagewoche – stärker. Männer hingegen achten mehr als Frauen auf weniger konkrete Kriterien wie das Unternehmensimage oder ob sie von einem Unternehmen aktiv angesprochen wurden. Offenbar ist ihnen diese Form von Wertschätzung, die aber keinen realen Vorteil bringt, wichtiger als das bei Frauen der Fall ist."

Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender von Leitbetriebe Austria und Initiator der Studie weist aber auf einen Aspekt hin, bei dem Frauen noch Aufholpotenzial haben: "Das einzige objektiv wichtige Entscheidungskriterium, bei dem die Männer höhere Werte erzielen, ist die Frage nach Aufstiegschancen. Diesem Aspekt sollten Frauen tatsächlich größeres Augenmerk schenken."

"Ich arbeite also bin ich" gilt für Jugendliche und junge Erwachsene nicht mehr

Eine große Herausforderung für Unternehmen ist die generell gesunkene Bedeutung der Erwerbsarbeit im Wertesystem junger Menschen. Diese rangiert unter den wichtigen Lebensbereichen gerade noch auf Platz vier, nur knapp 77 Prozent der Befragten messen ihrem Beruf einen hohen Stellenwert bei. Familie, Hobbys/Freizeit und Freunde erreichen hingegen deutlich höhere Zustimmungsraten bis 87 Prozent. "Eine positive Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter muss ein selbstverständliches Unternehmensziel sein, um qualifizierte und motivierte Arbeitskräfte zu finden und zu halten", betont Gnesda.

Work-Life-Balance schlägt Nachhaltigkeit um Längen

Überraschend gering ist hingegen die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz als Entscheidungskriterium für die Arbeitsplatzwahl. Mit nur 64 Prozent Nennungen als wichtig oder sehr wichtig liegt das Thema etwa um zehn Prozentpunkte hinter "Eigenes Aussehen/Attraktivität". "Nachhaltigkeit ist zweifellos ein wichtiges Thema für jedes Unternehmen, aber als Entscheidungskriterium für die Arbeitsplatzwahl rangiert es unter ferner liefen", so Gnesda. "Der Stellenwert von Familie/Partnerschaft, Hobby/Freizeit oder Freunden ist bei weitem höher als der von Nachhaltigkeit und Umweltschutz und die ohnehin starke Diskrepanz ist bei den über 19-jährigen noch viel größer als bei Jugendlichen, die noch nicht im Erwerbsleben stehen."

Die gesamte Studie gibt es hierLEADERSNET war bei der Präsentation der Studie dabei. (ca)

www.leitbetriebe.at

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