Umdenken bringt Leitbetriebe im Ringen um Arbeitskräfte auf Überholspur

Aufschlussreiche Podiumsdiskussion zum Thema "Arbeit – ist es das wert?".


Auf Initiative von Leitbetriebe Austria gemeinsam mit der VBV-Vorsorgekasse AG vertreten durch Generaldirektor Andreas Zakostelsky als Gastgeber der Veranstaltung, kam am Montagabend (9. Mai) ein hochkarätiges Wirtschaftspodium zusammen, um darüber zu diskutieren, was es braucht, Positionen gut und dauerhaft besetzen zu können. Aufgrund des Wandels vom Arbeitsmarkt zum Arbeitnehmer:innenmarkt brauche es ein Umdenken, um Mitarbeiter:innen zu gewinnen und im Unternehmen zu halten.

"Unsere Wirtschaft steht vor der Herausforderung, dass der Arbeitsmarkt sich einem großen Wandel unterzogen hat. Um Arbeitskräfte zu finden und im Unternehmen zu halten, müssen wir Arbeit neu denken und genau das gehen wir gemeinsam mit unseren Leitbetrieben an. Denn die Einstellung zur Arbeit hat sich nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie grundlegend geändert", betont Leitbetriebe Austria Geschäftsführerin Monica Rintersbacher. Begrüßt wurden die Gäste in den Räumlichkeiten der Schelhammer Capital Bank im Palais Esterhazy in der Wiener Innenstadt von Vorstand Constantin Veyder-Malberg.

"War of Talents"; bleibt das Homeoffice?

Thomas Angermair, Partner und Leitung Arbeitsrecht bei Dorda Rechtsanwälte, beobachtet, dass die Loyalität von Mitarbeiter:innen durch die Pandemie zurückgegangen sei. In seiner Keynote Speech betont er: "Viele sind im Homeoffice versandet, nun müssen wir schauen, dass wir diese Menschen wieder zurückholen." Am leichtesten finde im Moment die Startup-Szene Mitarbeiter. "Diese Szene hat ein gutes Image, sie gilt als jung, sexy und dort herrscht Aufbruchsstimmung und viel Flexibilität", so Angermair. Ein Best-Practice Beispiel im "War of Talents" kam am Podium vom Generaldirektor der VBV, Andreas Zakostelsky. Die VBV ist seit Jahren als „Great Place To Work" ausgezeichnet und beschäftigt sich kontinuierlich mit der Mitarbeiterzufriedenheit. "Mit Mitarbeiterbefragungen messen wir die Stimmung und holen Vorschläge ein. Dann wird nach intensiven Beratungen ganz klar kommuniziert was umgesetzt wird, und was nicht und weswegen. Mitarbeitermotivation ist das wichtigste Tool damit unsere Leute an Bord bleiben und Leistung erbringen." „Eines ist fix, Homeoffice ist gekommen um zu bleiben", meint Rudolf Schrefl, CEO von Drei Österreich. „Wir probieren gerade aus, wie es funktioniert, wenn unsere MitarbeiterInnen fix zwei Tage pro Woche im Homeoffice bleiben. Wenn das klappt, blieben noch immer drei Tage übrig für Kreativprozesse und soziales Miteinander."

Eine völlig andere Erfahrung herrsche im Kulturbereich. Hier sei kaum etwas von Arbeitskräftemangel zu bemerken, sagt Alexandra Althoff, stv. künstlerische Direktorin des Wiener Burgtheaters: "Das liegt daran, dass unsere MitarbeiterInnen sich sehr stark mit dem Burgtheater identifizieren. Was man schon merkt, ist das die Einstellung bei der Jugend eine andere ist als früher."

Trend zur Arbeitszeitverkürzung

Früher habe ein gutes Gehalt und ein Firmenwagen gereicht, um Beschäftigte zu gewinnen und zu halten. Heute sei es die Wahlfreiheit hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsort. Diese Erfahrung macht Wolfgang Kaps, Geschäftsführer der Sanofi-Aventis GmbH: "Wir haben Homeoffice und Zoom-Meetings schon vor der Pandemie gekannt und setzen schon lange auf flexible Arbeitszeiten." Bei der TGW Mechanics GmbH arbeitee man sehr ausgeprägt an der Wertehaltung und der Unternehmenskultur, um sich im Ringen um Arbeitskräfte zu positionieren. "Wir bemerken einen Trend zur Arbeitszeitverkürzung. Ich denke es gibt das Potential, dass Menschen effizienter anstatt länger arbeiten. Da gibt es noch genug zu tun", so der CEO von TGW Markus Sturm.

Viel Erfahrung im Bereich Recruiting und Employer Branding bringt Leitbetriebe Austria-Beirätin und HR-Unternehmerin Manuela Lindlbauer mit. Sie erlebt, das HR und Personalvermittlung enorm an Bedeutung gewonnen haben. Dem Trend zur 4- Tage-Woche und der Arbeitszeitverkürzung kann sie nur wenig abgewinnen: "In der Pandemie haben wir oft gehört bleib daheim und schau auf dich, schau auf mich. Das hat sich in den Köpfen verankert, das Thema Leistung war in letzter Zeit nicht sehr opportun. Wir müssen uns aber fragen, wie lange die Wirtschaft sich es noch leisten kann weniger Leistung zu verlangen?"

Flexibilität und Selbstbestimmung

In einem Punkt waren sich alle PodiumsteilnehmerInnen einig: Flexibilität und Selbstbestimmung liegen ganz weit oben bei den Anforderungen der Österreicher:innen an einen Arbeitsplatz, ein breites Umdenken sei daher unerlässlich. Im Kampf um die besten Arbeitskräfte sind die besten Mittel ein gutes respektvolles und wertschätzendes Arbeitsumfeld, Flexibilität sowie die Möglichkeit sich ins Unternehmen einzubringen und mitzugestalten. Aber auch die Identifikation mit dem Unternehmen scheine ein Schlüssel zu sein, wie man am Beispiel des Wiener Burgtheaters sieht. (ts)

LEADERSNET war beim Themenabend mit dabei. Eindrücke finden Sie in der Galerie.

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