"Was unsere Energie-Abhängigkeit betrifft, ist es eigentlich jetzt schon 5 nach 12"

Stefan Gubi, Geschäftsführer Windhager Zentralheizung GmbH, im Interview über die "explodierende" Nachfrage nach nachhaltigen Heizlösungen, den neuen Markenauftritt und in welchen Bereichen er aktuell besonderes Potenzial ortet.  

LEADERSNET: Herr Gubi, vor etwas mehr als einem Jahr haben Sie die Geschäftsführung bei Windhager übernommen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und welches Resumée können Sie heute ziehen?

Gubi: Meine Zeit bei Windhager war von Anfang an sehr spannend. Wir haben im letzten Jahr wichtige Meilensteine für das Unternehmen setzen können.

Einer davon war unser 100-jähriges Firmenjubiläum. Wir haben diesen besonderen Anlass genutzt, um das Unternehmen Windhager und seine Werte verstärkt ins öffentliche Bewusstsein und näher an unsere Kunden und Partner zu rücken. Dazu wurde auch unser Markenauftritt einem umfassenden Facelift unterzogen. "Die Heizung - Mit der Energie von Morgen" lautet nun unser neuer Slogan, der die Mission und Leidenschaft des Unternehmens für Nachhaltigkeit, Kundenbegeisterung und innovative Heiztechnik mehr als bisher widerspiegeln soll. Eng damit verbunden war auch die Eröffnung der WOW, der World of Windhager. Wir haben damit eine einzigartige Heiz- und Erlebniswelt für Groß und Klein geschaffen. Unsere WOW ist zudem eine ganz besondere Event-Location, die wir auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Gleichzeitig sind wir im letzten Jahr kräftig gewachsen. Wir haben ganz massiv in die Erweiterung unserer Produktions-Kapazitäten im Stammwerk in Seekirchen und in eine neue, moderne Lagerlogistik investiert. Das war dringend notwendig, denn die Nachfrage nach unseren nachhaltigen Heizlösungen ist im letzten Jahr regelrecht explodiert. Wir sind damit rasch an die Grenzen unserer Kapazitäten gestoßen. Es war also allerhöchste Zeit, hier die richtigen Maßnahmen umzusetzen.

Und last but not least haben wir Ende letzten Jahres mit der Unterzeichnung eines Kooperations-Vertrages mit dem Wärmepumpen-Spezialisten M-Tec einen weiteren essenziellen Meilenstein für Windhager gesetzt. Als Spezialist für erneuerbare Energien wollen wir uns zukünftig verstärkt auf den Bereich Wärmepumpen konzentrieren und diese in absehbarer Zeit auch selber produzieren. Die Firma M-Tec unterstützt uns mit ihrer Expertise auf diesem Gebiet und wir stellen unserem Partner im Gegenzug unsere Produktions-Kapazitäten zur Verfügung.

Windhager hat dazu im vergangenen Jahr ein 50.000 Quadratmeter großes Grundstück in Pinsdorf bei Regau im Bezirk Gmunden gekauft. Hier werden wir in den nächsten Monaten eine neue Wärmepumpen-Fertigung samt modernem Logistik-Zentrum bauen. Damit schaffen wir auch bis zu 100 neue Arbeitsplätze. Übrigens haben wir auch in unserer Firmenzentrale in Seekirchen im letzten Jahr unser Personal massiv aufgestockt. Wir sind heute rund 100 Mitarbeiter mehr als noch vor einem Jahr.

LEADERSNET: Alles in Allem war es also ein sehr erfolgreiches Jahr für Windhager. Worauf sind Sie besonders stolz?

Gubi: Dass es uns gelungen ist, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im letzten Jahr unsere Produktion zu verdoppeln. Wir waren gefordert, trotz der aufwändigen Umbauarbeiten in unserer Fertigung den Betrieb aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig sahen wir uns mit massiven Beschaffungsproblemen im Einkauf konfrontiert. Abgesehen von zum Teil monatelangen Lieferverzögerungen waren plötzlich wichtige elektronische Schlüsselbauteile für unsere Heizkessel nicht mehr verfügbar. Wir haben aber rasch darauf reagiert und gemeinsam mit unseren Technikern gleichwertige Alternativen erarbeitet – und das alles natürlich unter immensen Zeitdruck. Gemeinsam ist es uns letztendlich gelungen, unsere Lieferfähigkeit nach anfänglichen Problemen wieder voll herzustellen. Heute sind wir für die in diesem Jahr weiter steigende Nachfrage bestens gerüstet. Auf die Leistung meiner Mitarbeiter bin ich daher besonders stolz.

LEADERSNET: Das heißt, Sie gehen von weiterem Wachstum aus?

Gubi: Ja, auf jeden Fall. Wir sind schon sehr gut ins neue Jahr gestartet. Und jetzt sorgen gerade die ständig steigenden Energiepreise dafür, dass viele Öl- und nun verstärkt auch Gasheizungsbesitzer auf eine alternative Wärmequelle umsteigen wollen. Wir bieten diesen Kunden eine breite Palette an Lösungen dafür – von komfortablen Pelletsheizungen bis hin zu energieeffizienten Wärmepumpen. Auch mit unseren Wärmepumpen-Hybrid-Heizungen bieten wir hier zukunftsweisende Alternativen.

Dieser Trend zum Umstieg zeichnet sich übrigens nicht nur in Österreich ab sondern in ganz Europa. Wir gehen daher auch in diesem Jahr von einem weiteren, massiven Wachstum in allen unseren Märkten aus.

LEADERSNET: Wann ist aus Ihrer Sicht der beste Zeitpunkt für den Heizungstausch?

Gubi: Der ist auf jeden Fall jetzt – und das aus mehreren Gründen.

Was unsere Energie-Abhängigkeit betrifft ist es eigentlich jetzt schon 5 nach 12. Wir weisen schon seit vielen Jahren darauf hin, dass wir zu sehr von Öl- und Gaslieferungen aus politisch unberechenbaren Staaten abhängig sind. Jetzt wird deutlich, was das für uns alle bedeutet. Die Öl- und Gaspreise explodieren derzeit, auch weil die Angst umgeht, dass uns Russland den Gashahn plötzlich komplett abdreht. Wir müssen jetzt also rasch heraus aus dieser Energie-Abhängigkeit.

LEADERSNET: Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Förderungen?

Gubi: Es gibt derzeit besonders attraktive Förderungen. Mit Jahresbeginn hat die Bundesregierung die Aktion "Sauber Heizen für alle" gestartet, die den Heizungstausch nun für jedermann und –frau leistbar machen wird. Je nach Einkommen und geplantem Heizsystem kann sich der Kunde damit bis zu 26.050 Euro Förderung holen – das sind bis zu 100 Prozent der Investitionskosten. Wir werden dazu demnächst auf unserer Webseite einen eigenen Förder-Rechner installieren. Hier werden dem Kunden die für ihn relevanten Förderprogramme angezeigt und die maximal mögliche Fördersumme errechnet. Zusätzlich erhält er weiterführende relevante Informationen und Links, wie beispielsweise zu der Energieberatungsstelle oder Förderseite sowie zu den -Formularen usw.

Zum anderen bietet sich der Heizungskauf als sichere und sehr attraktive Investition an. Die gängigen Sparformen bieten derzeit so gut wie gar keine Rendite, und das Kapital wird durch die aktuell hohe Inflation von rund 6 Prozent regelrecht aufgefressen. Wenn ich mein Geld in eine neue Heizung investiere, profitiere ich dauerhaft von niedrigen bzw. eingesparten Heizkosten. Da macht sich so ein Umstieg rasch bezahlt.

LEADERSNET: Wie sollte ein Kunde vorgehen, wenn er seine Öl- oder Gasheizung tauschen möchte?

Gubi: Grundsätzlich raten wir unseren Kunden, sich auf jeden Fall mit einem Fachmann oder mit einem Energieberater in Verbindung zu setzen. Er prüft die Gegebenheiten vor Ort und kann beurteilen, welche Heiz-Alternative letztendlich in Frage kommt. Viele wünschen sich eine Wärmepumpe, die ist aber nicht immer sinnvoll. Vor allem wenn das Zuhause noch über Radiatoren beheizt wird, ist oft eine Pelletsheizung die bessere weil auf Dauer sparsamere Alternative. Will ein Kunde von Gas auf Pellets umsteigen, braucht er auf jeden Fall einen Kamin und einen Platz für den Heizkessel sowie für die Lagerung der Pellets. Grundsätzlich gibt es aber eine Vielzahl von Lösungen, die wir als Komplett-Anbieter dem Kunden zur Auswahl stellen.

LEADERSNET: Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn man zum Beispiel seine Heizung von Gas auf Pellets bzw. von Gas auf eine Wärmepumpe umstellt?

Gubi: Ehrlich gesagt kann man das nicht pauschal mit einem Wert sagen. Relevant sind natürlich nicht nur die Kosten des Pelletskessels bzw. der Wärmepumpe alleine, sondern der gesamte Ein- und Umbau durch den Fachmann sowie die Entsorgung der fossilen Altanlage. In der Regel wird es dabei sinnvoll sein, auch die Warmwasserbereitung, die Heizungsverteilung bzw. die alten Heizungspumpen, die Heizkreisregelung sowie gegebenenfalls auch den Kamin zu sanieren bzw. erneuern. Die Bandbreite liegt hier geschätzt zwischen 18.000 bis maximal zirka 30.000 Euro. Davon muss man nun natürlich noch die Förderung abziehen. Je nach Bundesland liegt diese immer zumindest über 10.000 Euro. Bei geringem Einkommen decken die aktuellen Förderungen bis zu 100 Prozent der Umstiegskosten.

LEADERSNET: Wie schnell rechnet sich eigentlich so ein Umstieg auf Pellets ausgehend von den aktuellen Energiepreisen?

Gubi: Wenn wir von einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 3.000 Liter Öl und einem aktuellen Preis für Heizöl von 1,50 Euro ausgeht, hat sich der Umstieg schon nach drei bis vier Jahren amortisiert. Bei einer Gasheizung, wenn man dabei auch die stark steigenden Gas-Preise sowie die CO2-Steuer einrechnet, werden es wohl etwa sieben bis zehn Jahre sein. Diese Schätzungen sind natürlich ein Blick in die Glaskugel, da wir alle nicht genau wissen, wie es mit den Energiepreisen weitergeht. Eins ist jedenfalls klar – die Zeiten von billigem Öl, Gas und Strom sind definitiv vorbei. Grundlegend gilt bei der Amortisation, dass je höher der aktuelle Gas-/Öl-Verbrauch ist, umso schneller wird sich das neue Heizsystem rechnen.

LEADERSNET: Apropos Heizkosten, wie sehen Sie persönlich die Entwicklung der Energiepreise? Die Preise für Pellets und Strom sind ja in den letzten Monaten auch gestiegen?

Gubi: Ja das stimmt, aber auf keinem Fall in dem Ausmaß wie Öl und Gas. Viele glauben immer noch, dass der Pelletspreis an den Ölpreis gekoppelt ist, aber das stimmt einfach nicht. Pellets werden aus Holzabfällen der Sägeindustrie hergestellt und werden daher vielmehr vom Holzpreis dominiert. Da auch die Nachfrage nach Holzprodukten in den letzten Monaten massiv gestiegen ist, hat sich das auch auf den Pelletspreis ausgewirkt. Die kleinen Holzpresslinge sind allerdings immer noch mehr als 40 Prozent günstiger als Öl und Gas.

Der aktuellen Strompreisentwicklung lässt sich mit dem weiteren Ausbau von Photovoltaik gut gegensteuern. Schon jetzt holen sich viele Wärmepumpen-Betreiber Ihren Strom von der eigenen Photovoltaik-Anlage und erhöhen dadurch auch ihre Energie-Unabhängigkeit.

LEADERSNET: Wenn Sie in die Zukunft blicken, was sind Ihre mittelfristigen Ziele und langfristigen Visionen für das Unternehmen Windhager?

Gubi: Wie zu Beginn erwähnt wollen wir in den nächsten Jahren unsere Kompetenz im Bereich Wärmepumpe rasch und massiv ausbauen, da wir hier noch großes Potential sehen. Unser Ziel ist es, Windhager in den nächsten Jahren als Top-Anbieter am Wärmepumpen-Markt zu etablieren. Durch dieses zusätzliche Standbein und unseren klaren Fokus auf "Die Energie von morgen" schaffen wir gleichzeitig die Voraussetzungen für den weiteren Erfolg und auch für das internationale Wachstum des Unternehmens. Langfristig sehe ich Windhager als erfolgreichen Global Player im Bereich der Wärmeversorgung und Klimatisierung mit erneuerbaren Energien. (red)

www.windhager.com

 

 

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