Monika Kober trat Anfang 2022 den verdienten Ruhestand an, Jürgen Klingenschmid avancierte zum alleinigen Geschäftsführer. Was vor 40 Jahren mit einer Lehre zum Bürokaufmann begann, ist eine Bilderbuchkarriere geworden. Im Gespräch mit LEADERSNET zieht das "gemischte Führungsdoppel" Bilanz, verrät seine Erfolgsgeheimnisse und gibt einen Blick in die Zukunft.
LEADERSNET: Wie fühlt es sich an, nach so langer Verbundenheit mit Klafs, in den Ruhestand zu gehen?
Kober: Das bewegt mich zugegeben schon in diesen Tagen, Wehmut ist auch dabei doch die Freude auf diesen neuen Lebensabschnitt überwiegt. Über 40 Jahre intensives Berufsleben als Mutter von drei Kindern war doch eine große Herausforderung. Meine Eltern sind in den späten 60er Jahren zu dem Thema Sauna beziehungsweise Klafs gestoßen und dadurch habe ich den Unternehmensaufbau von Klafs in Österreich hautnah miterlebt. Das Thema Sauna war in den Anfängen ja doch etwas exotisch und noch nicht so bekannt wie heute.
Mit 23 Jahren habe ich mich dann mit dem Handel von Fitnessgeräten selbstständig gemacht und auch selbst Fitness-Studios betrieben. Saunieren, Kneippen und das Wissen um einen gesunden Lebensstil hat mich sehr interessiert und die angenehme Wirkung gehört für mich und meiner Familie zum Ausgleich und zur Entspannung fix dazu.
LEADERSNET: Wurde Ihnen die Leidenschaft für dieses Business sozusagen schon in die Wiege gelegt?
Kober: Ich hatte gestandene Geschäftsfrauen (Großmutter, Mutter) um mich herum und es hat mir auch Spaß gemacht selbst einen Betrieb aufzubauen und diesen ständig weiter zu entwickeln mit Angeboten, Leistungen und effizienter Organisation.
LEADERSNET: Ihr Vater gilt als Saunapionier und hat bereits in den 1960er Jahren das Geschäft in Österreich aufgebaut. Was konnten Sie von ihm lernen?
Kober: Von ihm habe ich viel gelernt unter anderem auf Menschen und potentielle Kunden zuzugehen, die notwendige Disziplin und Leistungbereitschaft, den wichtigen ersten Eindruck und das Selber-Mit-Anpacken.
LEADERSNET: Wie war es, plötzlich und ständig mehr Verantwortung übertragen zu bekommen?
Kober: Das ist genau das, was ich gesucht habe, ich mag es, Verantwortung zu übernehmen und mich neuen Herausforderungen stellen, ich gestalte gerne und es ist mir wichtig, dabei das Team ins Boot zu holen und für die Rahmenbedingungen zu sorgen, damit die Mitarbeiter:innen ihre Aufgabe gut machen können.
LEADERSNET: Was waren die größten Herausforderungen in Ihrer Schaffenszeit?
Kober: Die größte Herausforderung war die Führungsverantwortung und manchmal die IT (schmunzelt).
LEADERSNET: Seit 1997 ist Jürgen Klingenschmid als Geschäftsführer tätig. Vor 40 Jahren kam er mit einer Lehre zum Bürokaufmann ins Unternehmen. Wie würden Sie seine Karriere beschreiben?
Kober: Jürgen hat sehr viel Interesse und Engagement mitgebracht und wurde von meiner Mutter, die vor uns in der Klafs Geschäftsführung war, gefördert. Er hat ein unglaubliches Praxiswissen aufgebaut und saugt Informationen auf, bildet sich weiter und engagiert sich in der Branche und Region.
LEADERSNET: Herr Klingenschmid, war es für Sie eine besondere Ehre, so gefördert zu werden?
Klingenschmid: Es war für mich als junger Mensch, welcher in die Berufsausbildung eingetreten ist, rasch erkennbar das bei Interesse für das Produkt und für das Unternehmen und entsprechendem Einsatz, sehr gute Möglichkeiten für eine interessante Ausbildung aber auch für einen attraktiven Arbeitsplatz entstehen. Offenbar war ich diesbezüglich verhaltensauffällig und so spürte ich auch, dass ich Chancen angeboten erhielt, welche es zu nutzen galt. Heute erkenne ich es als Förderung, damals war es spannend und aufregend, in einem Unternehmen mitwirken zu dürfen. Das hat mir unglaublich gut gefallen.
LEADERSNET: Wie gingen Sie damit um, immer Verantwortung tragen zu müssen?
Klingenschmid: Das war unglaublich aufregend. Anfangs bestehen Zweifel, inwieweit man diesen Herausforderungen gewachsen ist und wie man mit der Verantwortung umgehen kann. Aber gleichzeitig auch ein gewaltiger Vertrauensbeweis und diese Überlegungen und Abwägungen sorgen auch dafür, dass man nicht übermütig wird und gut geerdet an die Aufgaben herangeht. Natürlich spürt man auch, wie man mit den Aufgaben, der Verantwortung wächst und gewinnt an Selbstvertrauen.
LEADERSNET: Welche Meilensteine sind Ihnen beiden besonders im Gedächtnis geblieben?
Kober: Die Einführung eines digitalen CRM-Systems bereits in den 80er Jahren, der Aufbau weiterer Vertriebsstandorte mit Ausstellungen, das digitale Dokumentenmanagement läuft seit fast zehn Jahren – ein Wartungskonzept für gewerbliche Saunabetreiber.
Klingenschmid: Wir haben uns vom Saunahersteller zu einen ganzheitlichen Wellnessausstatter weiterentwickelt. Das war herausfordernd und für das gesamte Unternehmen sehr anstrengend. Aber eine strategisch richtige Entscheidung – und diese Wandlung sehe ich als bedeutenden Meilenstein.
LEADERSNET: Vom Lehrling zum Co-Geschäftsführer: Gab es in all diesen Jahren auch Reibereien?
Klingenschmid: Wir verstanden uns immer als Führungsteam. Wir haben beide rasch verstanden, dass wir als Team deutlich stärker und entschlossenen wahrgenommen werden. Dieses Vorgehen braucht aber auch Einigkeit und Vertrauen, wir haben darüber nie wirklich intensiv gesprochen, aber wir haben tatsächlich einen Arbeitsstil entwickelt, der auf gegenseitiger Wertschätzung und auf Respekt aufgesetzt ist. Dadurch haben wir möglicherweise auch Konflikte vermieden. Was natürlich nicht bedeutet, dass wir in der Sache immer einer Meinung waren.
LEADERSNET: Welche Rolle spielt für sie beide Wertschätzung beziehungsweise sehen Sie diese als Erfolgsrezept?
Kober: Eine enorm wichtige Basis. Das war in meiner Wahrnehmung eine Bank über die gesamte Zeit unseres gemischten Doppels.
Klingenschmid: Es ist unabdingbar, eine Gesprächs- und Handlungskultur zu pflegen, die von Wertschätzung ausgeht oder besser, diese voraussetzt. Wäre das nicht gegeben, hätten wir kaum über Jahrzente zusammenarbeiten können und vor allem nicht 25 Jahre gemeinsam als Geschäftsführer ein erfolgreiches Unternehmen gelenkt.
LEADERSNET: Welche Eigenschaften betrachten Sie in Ihrer persönlichen Erfolgsgeschichte als besonders wertvoll?
Kober: Ausdauer, Neugierde, Genauigkeit, Empathie, Disziplin.
Klingenschmid: Das sehe ich ganz ähnlich wie Frau Kober: Ausdauer, Disziplin, Teamfähigkeit, Die Fähigkeit "dran zu bleiben"!
LEADERSNET: In den vergangenen Jahren stellte Klafs die Weichen für die Zukunft. Was haben Sie jetzt alles auf der Agenda?
Klingenschmid: Erfreulicherweise ist das Interesse an gesundheitsfördernden Produkten und Dienstleistungen nach wie vor sehr groß, damit wir auch weiterhin erfolgreich die Marktentwicklung mitgestalten können, werden wir uns nach wie vor mit der Entwicklung von innovativen Wellness-Produkten beschäftigen. Es geht natürlich auch, darum unseren Kund:innen einen komfortablen Zugang zu Zubehörprodukten, über ein modernes Webshopkonzept, anzubieten.
Die Digitalisierung im Unternehmen wurde bereits begonnen und wir erkennen noch umfassendes Potential in diesen Zusammenhang. Dabei wollen wir aber keinesfalls auf die persönliche Betreuung und Beratung unserer Kund:innen verzichten, somit werden unsere Vertriebszentren in Wien, Graz, Salzburg, Klagenfurt und Hopfgarten immer aktuell gehalten, damit unsere Kund:innen ein interessantes Einkaufserlebnis erleben.
LEADERSNET: Welche Visionen werden Sie als alleiniger Geschäftsführer umzusetzen versuchen?
Klingenschmid: Die Vision lautet, weiterhin unseren Kunden qualitative Produkte und Dienstleistungen zu bieten.
LEADERSNET: Was halten Sie heutzutage eigentlich von Lehrberufen?
Klingenschmid: Ich bin ein großer Befürworter der dualen Ausbildung. Die Kombination aus praktischer Ausbildung im Lehrbetrieb und der schulischen Wissensvermittlung ist wohl mehr als bewährt und als Erfolgsmodell zu bezeichnen. Aber generell dürfte es in der Gesellschaft ja eher so sein, dass das Image der Lehre in Frage gestellt wird und nicht das Ausbildungskonzept als solches. Insofern versuche ich auch bei jeder Gelegenheit für diese Form der Berufsausbildung zu werben. Im übrigen übernehmen auch wir bei Klafs die Verantwortung für die junge Menschen, welche bei uns eine Lehre beginnen wollen. (jw)
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