"Corona, Lieferengpässe, Inflation und politische Risiken können eine explosive Mischung bilden"

Franz Maier, Atradius Generaldirektor Österreich, Ungarn und Südosteuropa, belegte bei der Wahl "Krisenmanager:innen 2021" den ersten Platz in der Kategorie "Finanzen". Im Interview spricht er über Teuerungsrate, politische Unsicherheiten, Firmeninsolvenzen und warum es trotzdem Grund zur Zuversicht gibt.

Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von Atradius angebotenen Produkte schützen Unternehmen weltweit vor den Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf Kredit. Franz Maier, Atradius Generaldirektor Österreich, Ungarn und Südosteuropa, darf sich heuer zum zweiten Mal über die Auszeichnung Krisenmanager des Jahres in der Kategorie Finanzen freuen. LEADERSNET hat ihn zum Interview gebeten.

LEADERSNET: Wodurch hat hat sich das zweite Corona-Jahr vom ersten unterschieden?

Maier: Das Jahr 2021 stellte Unternehmen und Volkswirtschaften vor eine beispiellose Fülle von Herausforderungen. Die wirtschaftliche Erholung im Jahr 2021 liegt hinter den Erwartungen und die stark gestiegene Zahl der Neuinfektionen und die damit verbundenen Maßnahmen wie etwa Lockdowns trafen bereits Branchen wie Gastronomie, Tourismus oder die Veranstaltungswirtschaft mit voller Wucht. Die wirtschaftlichen Langzeitfolgen der Corona-Krise wirken zwar langsamer als die Lockdown-Maßnahmen, dafür umso unerbittlicher – und dies dürfte auch zu einer steigenden Zahl von Firmenpleiten im Jahr 2022 führen.

LEADERSNET: Wie sieht die Lage für 2022 aus?

Maier: Tatsächlich ist das Jahr 2021 anders als 2020 gewesen und 2022 wird ebenso anders als 2021 sein. Die Wirtschaft leidet seit Monaten bereits unter anhaltenden Rohstoff-, Material- und Lieferengpässen. Für die Fertigstellung von Aufträgen fehlen wichtige Vorprodukte wie Computerchips, Holz, Aluminium oder Plastik und Papier. Diese Mangelwirtschaft trifft insbesondere die Automobilindustrie. Aufgrund fehlender Halbleiter können weniger Fahrzeuge produziert werden, Milliardenverluste drohen. Vor allem die Automobilbranche dürfte länger als ursprünglich angenommen mit diesem Problem zu kämpfen haben.

LEADERSNET: Ist auch die Teuerungsrate eine große Herausforderung?

Maier: Ja, vor allem für Branchen, die mit  Energie und Baumaterialien zu tun haben. Der Grund: Die Lieferverträge der Energieanbieter sind langfristig ausgehandelt, so dass ihnen wenige Möglichkeiten bleiben, Preissteigerungen an die eigenen Kunden weiterzureichen. Ein ähnliches Problem ergibt sich für Baufirmen angesichts der höheren Materialpreise. Hier werden viele unerwartete Kosten ebenfalls nicht komplett weitergegeben werden können. Viele Unternehmen befürchten, dass sie die kommenden sechs bis neun Monate nur auf Sicht fahren können – das verhindert Investitionsentscheidungen.

LEADERSNET: Wie könnten sich die politische Unsicherheiten auswirken? Was ist zu befürchten?

Maier: Die erheblichen politischen Unsicherheiten könnten das kommende Jahr prägen. Als Beispiele möchte ich hier den Ukraine-Konflikt nennen. Kommt es zu den von den USA ins Spiel gebrachten, weitreichenden Sanktionen gegen Russland, werden sich die Unsicherheiten im internationalen Geschäft weiter erhöhen. Hinzu kommen die Lage in der Türkei, die Spannungen zwischen den USA und China sowie zwischen der EU und Russland. All dies könnte zu enormen Verwerfungen führen.

LEADERSNET: Werden die Insolvenzen steigen?

Maier: All diese Herausforderungen dürften auch Auswirkungen auf die Firmeninsolvenzen in Österreich haben. Corona, Lieferengpässe, Inflation und politische Risiken können eine explosive Mischung bilden, aber eines ist sicher. Wir werden auch diese Krisen meistern. (jw)

www.atradius.at

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