Neues Forschungszentrum für erneuerbare Energien

Die Sicherung einer nachhaltigen Energieversorgung steht im Fokus des Josef Ressel Zentrums am Standort Pinkafeld der FH Burgenland.

Was im Hintergrund genau passiert, wenn wir unsere Heizung einschalten oder das Elektroauto aufladen, muss niemand genau wissen. Wichtig ist, dass die Energie in Form von Strom, Wärme oder Kälte immer dann verfügbar ist, wenn wir sie brauchen. Die dahinterliegenden Systeme werden zunehmend komplexer, zum Beispiel wenn die Konsument:innen über ihre PV-Anlagen am Dach auch zu Produzent:innen werden.

Nachhaltige Energieversorgung

Ebenso wachsen die Anforderungen, die an Energienetze und demnach die Energieversorger gestellt werden. In Österreich werden derzeit 24 Prozent aller Wohnungen mit Nah-/Fernwärme versorgt, die Tendenz ist steigend. Thermische Netze können somit einen bedeutenden Beitrag zur Dekarbonisierung des Wärme- und Kältesektors leisten. In Wien und im Burgenland werden solche Netze bereits betrieben. Das neue Josef Ressel Zentrum "LiSA", das am 1. Februar am Standort Pinkafeld der FH Burgenland feierlich eröffnet wurde, soll in den nächsten fünf Jahren wesentliche Erkenntnisse darüber liefern, wie diese Versorgung mit thermischer Energie aus technischer, ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht nachhaltig(er) bewerkstelligt werden kann. Vorrangig werde dabei mit Computersimulationen und komplexen Modellierungen gearbeitet, heißt es in einer Aussendung

Konkret liegt der Forschungsschwerpunkt im neuen Josef Ressel Zentrum auf der vernetzten Systembewertung einer nachhaltigen Energieversorgung. Denn umfassende Bewertungsmethoden zur technischen, ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit von thermischen Energiesystemen würden bisher fehlen. Um diese Systeme umfassend zu verstehen und zu bewerten, sollen im neuen Zentrum Methoden zur technischen Simulation entwickelt, sowie ökologische, soziale und ökonomische Lebenszyklusanalysen und eine Anwendbarkeit auf thermische Energiesysteme abgeleitet werden.

Neues Forschungszentrum an der FH BurgenlandLeonhard Schneemann, Landesrat für Wirtschaft und Forschung, Bundesministerin Margarete Schramböck (Mitte) und Doris Rixrath, Leiterin des Josef Ressel Zentrums © FH Burgenland

"Energieversorgung ist die Achillesferse Europas"

"In der aktuellen Krise sehen wir, die Energieversorgung ist die Achillesferse Europas. Energie ist ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Daher unterstützen wir als Wirtschaftsministerium das neue Josef Ressel Zentrum hier an der FH Burgenland. Mit seiner Forschung trägt es maßgeblich zur Bewältigung der Energiewende bei. Für die Mamutaufgabe 'Klima- und Energiewende' braucht es einen Schulterschluss des Bundes, der Länder und Regionen", so Wirtschafts- und Forschungsministerin Margarete Schramböck.

"Unser erklärtes Ziel ist es, das Burgenland als Forschungsstandort weiter zu stärken. Die Fachhochschule spielt dabei eine besonders wichtige Rolle. Forschung passiert hier sehr nah an den Bedürfnissen der Wirtschaft und gleichzeitig auf sehr hohem wissenschaftlichen Niveau. Das Josef Ressel Zentrum in Pinkafeld wird dabei unterstützen, Antworten auf wichtige Fragen im Energiebereich zu finden. Zu Gute kommt uns, dass das Burgenland in Sachen Nachhaltigkeit und bei der Nutzung erneuerbarer Energieträger schon lange eine Vorreiterrolle einnimmt. Wir arbeiten daran, im Burgenland bereits bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Die Forscher:innen, die sich am neuen Forschungszentrum engagieren, werden dabei helfen, noch mehr wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und dieses Ziel zu erreichen", sagt Leonhard Schneemann, Landesrat für Wirtschaft und Forschung.

Nachhaltigkeitsbewertung komplexer Energiesysteme

Fachliche Expertise in Sachen Energie und Umwelt ist an der FH Burgenland seit 1994 am Studienstandort Pinkafeld angesiedelt. "Die Forscher:innen an FH Burgenland und Forschung Burgenland leisten großartige Arbeit und haben Expertise in Bereichen aufgebaut, die uns alle heute und noch mehr in Zukunft betreffen. Das Josef Ressel Zentrum bedeutet für uns die Anerkennung dieser Kompetenzen und die Möglichkeit, als Partner regionaler Unternehmen unsere Erkenntnisse im Sinne des Gemeinwohls zu teilen", betont FH Burgenland Geschäftsführer Georg Pehm.

Das Josef Ressel Zentrum läuft über fünf Jahre. Leiterin ist die Lehrende und Forscherin Doris Rixrath, selbst Absolventin der FH Burgenland. Ihr Fokus liegt auf dem Wissenstransfer aus der Forschung in die Lehre: "Jede Art von Forschungserkenntnis fließt bei uns sehr stark in die Lehre ein. Für die wissenschaftliche Community planen wir regelmäßige Publikationen." Im Team fördert das Josef Ressel Zentrum zumindest drei Dissertationen. Auch seien Studierende in Form von Masterarbeiten in das Zentrum eingebunden, so Rixrath. Die von der Christian Doppler Forschungsgesellschaft und den Unternehmenspartnern gewährten Fördermittel im Umfang von knapp 900.000 Euro fließen fast ausschließlich in Personalkosten, wie die Forscherin erklärt: "Für unsere Simulationen und Berechnungen brauchen wir keine teuren Versuchsaufbauten. Wir nutzen vor allem IT Infrastruktur." Der wissenschaftliche Fokus liege in der Entwicklung von Methoden zur Nachhaltigkeitsbewertung.

Auslastung und Effizienz verbessern

Die Energieversorgungsunternehmen Energie Burgenland und Wien Energie bringen konkrete Fragestellungen zu ihren regenerativen Erzeugungsanlagen und Fernwärmenetzen ein und stellen Verbraucherdaten zur Verfügung. In den Simulationen können Varianten durchgespielt werden – mit dem Ziel, Auslastung und Effizienz der Anlagen zu optimieren. Geplant ist, den Unternehmen das nötige Handwerkszeug mitzugeben, um auf lange Sicht selbst derartige Bewertungen durchführen zu können. (ts)

www.fh-burgenland.at

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