Wer vor rund 20 Jahren dachte, dass die Neue Deutsche Rechtschreibung eine Herausforderung ist, hat wohl aktuell mit genderneutraler Sprache bzw. genderneutraler Schreibweise ein mindestens ebenso großes Thema. Eine unlängst durchgeführte Umfrage unter Journalist:innen hat ergeben, dass am "Gendern" langfristig kein Weg vorbeiführen werde – über das Wie ist man sich allerdings noch nicht ganz im Klaren.
Diese Diskussion, die manchen schon zu viel ist bzw. ihnen übertrieben erscheint, kratzt aber ohnehin nur an der Oberfläche, an der es um die sprachliche Gleichbehandlung von Mann, Frau und einem dritten Geschlecht geht, das sich weder dem einen noch dem anderen zugehörig fühlt. So weit, so kompliziert, wer sich aber tiefergehend mit der Materie beschäftigt, stößt auf genderneutrale Pronomen wie xier, xie, nin, sier, sif, es, per oder dey – und das sind nur deutschsprachige! Noch nie gehört? Googeln Sie mal rein, die Thematik ist gleichermaßen interessant wie verwirrend, und – dessen müssen wir uns bewusst sein – auch keine Randerscheinung, sondern etwas, mit dem man sich als Kommunikator*in in Zukunft definitiv auseinandersetzen wird müssen.
Aber zurück an die "Oberfläche". Es ist in meinen Augen absolut notwendig, dass hier gekratzt wird und eine Diskussion in Gang kommt. Wo, wenn nicht bei der Sprache sollten wir damit beginnen, den Blick für ein Thema zu schärfen, das damit ganz eng verknüpft ist? Genderneutrale Sprache kann unsere Wahrnehmung ganz maßgeblich beeinflussen, zur Inklusion beitragen und sich positiv auf unser Verhalten auswirken und damit zu mehr Gleichberechtigung beitragen. Nicht umsonst sind viele Begriffe, die wir bis vor wenigen Jahren noch recht gedankenlos verwendet haben, in der Kiste der politisch unkorrekten Wörter verschwunden. Und das ist gut so. Gendern in Texten sollte aber andererseits nicht dazu führen, dass Texte gar nicht mehr lesbar oder in ihrer literarischen "Schönheit" und im Wortfluss vernichtet werden, weil wir in jedem Satz über eine Vielzahl von Binnen-I oder Asteriksen regelrecht stolpern.
Wie gendern wir denn richtig?
Ein Ort, an dem Sie viele unterschiedliche gendergerechte Schreibweisen auf engem Raum finden können, sind etwa Stellenanzeigen. Asteriks, Binnen-I, Doppelpunkt, Gender_gap, alles da. Die eingangs zitierte Umfrage brachte unmissverständlich auch den Wunsch nach einer einheitlichen Regelung für gendergerechtes Schreiben zutage. Dies kann ich nur unterstreichen und wir sollten sobald wie möglich zu einer einheitlichen pragmatischen Lösung kommen.
In unserer 237-jährigen Firmengeschichte gab es sicherlich schon viele verschiedene Sprach-Regelungen. Ich bin aber sehr froh, dass bei JTI Austria geschlechtsneutrale Formulierungen schon längst Einzug gehalten haben. Wobei bei unserer hauptsächlichen Firmensprache - Englisch - das Gendern viel, viel einfacher funktioniert als im Deutschen. Dass wir jedoch aufgrund der Konzernstruktur, die viele Länder und Sprachen umfasst, noch keine einheitliche Regelung für alle Sprachen haben, ist ein nachvollziehbarer Teil eines Entwicklungsprozesses. Viel wichtiger ist – und darüber bin ich sehr froh und auch ein wenig stolz –, dass Gleichstellung als das übergeordnete Thema des Genderns bei uns im Unternehmen ein fix verankerter und gelebter Wert ist und keine theoretische Absichtserklärung. Das zeigt sich unter anderem auch darin, dass bei uns Equal Pay gelebte und zertifizierte Praxis ist.
Warum beschäftige ich mich in meinem Kommentar mit diesem Thema? Weil in wenigen Tagen Weihnachten ist, und (bitte dies keineswegs despektierlich zu verstehen!) egal, ob zu Ihnen ein Weihnachtsmann, eine Weihnachtsfrau oder das Christkind kommt, ich Ihnen von Herzen erholsame und besinnliche Feiertage wünsche. Rutschen Sie gut ins neue Jahr, auch ich pausiere ein wenig und darf mich im neuen Jahr wieder mit neuen Gastkommentaren melden.
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