"Das ist das Schöne an Krisen: Wenn man sie bewältigt hat, hat man auch Erfahrung gewonnen"

Wie schafft man es 16 Prozent mehr Umsatz zu machen als im Jahr zuvor? Dieser Frage ist LEADERSNET nachgegangen und hat den Mann gefragt, der es wissen muss: Spar-Ost-Geschäftsführer Alois Huber.

Alois Huber hat allen Grund stolz auf sein Team zu sein. In den letzten fünf Jahren konnte man immerhin um 50 Prozent erhöhen. Im LEADERSNET-Interview verrät der Spar-Ost-Geschäftsführer, was man aus der Corona-Krise lernen kann und auf welchen Säulen das Spar-Erfolgsrezept aufgebaut ist.

LEADERSNET: Sie sind Geschäftsführer von Spar-Ost – das umfasst die Bundesländer Wien, Niederösterreich und das nördlichen Burgenland – dem Marktführer im Lebensmitteleinzelhandel. Um diese Position zu halten, muss man schon einiges richtig machen. Was ist es, das Sie richtig machen?

Huber: Ich denke, dass die Kund:innen natürlich von unserem Angebot begeistert sind. Wir haben das ganz bewusst auf drei Säulen aufgebaut: Erstens eine tolle Dienstleistung durch unsere fachkundigen Mitarbeiter. Das ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu anderen Supermärkten. Zweitens: Die "Frische Abteilungen", unsere Feinkost. In unseren Märkten gibt es das größte Feinkost-Sortiment – bezogen auf die jeweilige Verkaufsfläche – im Vergleich zu allen anderen Mitbewerbern. Drittens: unsere Preise. Dieser Punkt ist natürlich sehr wichtig. (lacht)

LEADERSNET: 2020 Spar hat in Österreich 16 Prozent Plus verbuchen können – das ist enorm viel. Wie haben Sie das geschafft?

Huber: Diese Umsatzsteigerung wurde 2021 sogar noch einmal getoppt. Hier muss ich mich wirklich bei unseren Mitarbeiter:innen bedanken. Das sind schon unglaubliche Leistungen, die da bewältigt werden. Und weil wir gerade bei Zahlen sind: In den letzten fünf Jahren konnten wir unseren Warenausstoß um 50 Prozent erhöhen. Da merkt man schon, was für ein unglaubliches Wachstum wir im Osten hingelegt haben. Darauf dürfen unsere Mitarbeiter:innen wirklich stolz sein.

LEADERSNET: Kommt das alleine aus dem Wachstum oder auch daraus, dass man Mitbewerbern Prozente wegnimmt?

Huber: Das kommt aus Eigenexpansion, aber auch aus einem starken Wachstum auf der bestehenden Fläche. Wir sprechen mit unserem Angebot einfach immer mehr Österreicher:innen an.

LEADERSNET: Stichwort Angebot: Was gehört da alles dazu, was macht Spar da einzigartig?

Huber: Wir haben eine duale Bewirtschaftung unseres Marktes – auf der einen Seite selbstständige Kaufleute, auf der anderen Seite eigengeführte Filialbetriebe. Diese zwei Zweige unterscheiden sich dann nochmal in der Größe der Verkaufsfläche. Die kleinste Einheit ist der Spar-Supermarkt. Der hat bis zu 600 Quadratmeter Verkaufsfläche. Dann folgt der Eurospar, das ist die nächstgrößere Einheit mit 1.200 bis 1.500 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die größte Vertriebsschiene ist der Interspar mit über 50.000 verschiedenen Artikeln auf einer Fläche von 3.500 Quadratmetern. Im urbanen Bereich kommt dann noch der Spar-Gourmet dazu, wo wir auf kleinster Fläche – vier bis fünfhundert Quadratmeter – das dichteste Angebot an Lebensmitteln haben. Da gibt es weniger Non-Food, sondern da ist der Fokus wirklich auf Lebensmittel.

 

LEADERSNET: Die Spar-Gruppe ist auch international tätig. Wie sind Sie hier aufgestellt?

Huber: Spar hat auch versucht die Nachbarländer für sich zu gewinnen und so sind wir heute mit Spar in Ungarn, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Norditalien mit Lebensmittelgeschäften vertreten. Zusätzlich sind wir dort – plus Rumänien und Deutschland – auch mit der Hervis-Gruppe vertreten. Die Hervis-Gruppe ist eine Tochter von uns und ist unsere Sportartikel-Händler.

LEADERSNET: Ticken im Osten die Uhren anders?

Huber: Im Osten ticken die Uhren nicht anders, sie ticken schneller. Wien ist ja die mittlerweile zweitgrößte deutschsprachige Stadt – nur Berlin ist größer. Die österreichische Hauptstadt ist eine Weltstadt und dort drehen sich die Uhren natürlich schneller.

LEADERSNET: Ein großes Thema ist Regionalität. Geht sich das aus, die Großstadt Wien regional zu bedienen?

Huber: Regionalität ist in der Stadt sicher etwas anderes. Aber der Trend zum händisch Erzeugten und zur Top-Qualität ist in aller Munde und auf den setzen wir auch sehr stark. Das ist eine unserer Stärken. Unser Fleisch etwa ist fast zu 100 Prozent aus Niederösterreich, weil wir die Philosophie vertreten, mit unseren Qualitäts-Marken wirklich nur Fleisch aus der nächsten Umgebung anzubieten. Da haben wir wirklich kürzeste Transportwege.

LEADERSNET: Jetzt könnte man fast sagen, dass Sie mit diesem Riesenwachstum eigentlich "Krisengewinner" sind. War das abzusehen?

Huber: Wir waren sicher nicht die Verlierer, aber man muss berücksichtigen, dass wir im Vorjahr auch unglaubliche Aufwendungen hatten, um diese Menge an Nachfrage zu bewältigen. Ich darf ergänzen, dass zu uns auch das Spar-European-Shopping-Center gehört. Wir sind große Errichter und Betreiber von Shoppingcentern in Österreich und mit diesem Standbein wurden wir genau vor die selben Probleme gestellt, die Vermieter überall hatten. Wir mussten Händlern mit Unterstützungen entgegenkommen. Das hat sich somit in Waage gehalten.

LEADERSNET: Wie kann man eine Mannschaft in solchen Zeiten "bei Laune" halten? War das nicht hin und wieder auch durchaus ein Kraftakt?

Huber: Das war sogar ein enormer Kraftakt. Ich erinnere mich noch genau an den ersten Lockdown. Da hieß es: Home-Office für die einen und Präsenz für die anderen. Dazu kam, dass keiner wusste, was dieses Virus wirklich ist, wie er sich auswirkt. Da war es für mich einfach wichtig, vor Ort zu sein und Präsenz zu zeigen. Wir waren alle vor Ort und haben gemeinsam mit unseren Kolleg:innen in den Märkten Fahne gezeigt und das Beste für unsere Kund:innen tagtäglich geleistet.

LEADERSNET: Fördert das auch den Zusammenhalt in der Mannschaft?

Huber: Das ist ja das Schöne an Krisen: Wenn man sie bewältigt hat, hat man auch Erfahrung gewonnen. Diese Erfolgserfahrungen, dass man es geschafft hat und dadurch noch einmal gestärkt herausgeht, pushen natürlich die Mannschaft und das Team unglaublich. Und was man auch anmerken muss: Wir hatten in der Zeit des Lockdowns weniger Krankenstände als im Vergleichszeitraum zum Vorjahr. Da gab es eine unglaubliche Dynamik und wir haben gemerkt, was wir an unseren Mitarbeiter:innen wirklich haben.

LEADERSNET: Eine abschließende Weihnachts- und Neujahresfrage:  Was wünschen Sie sich wirtschaftlich fürs nächste Jahr?

Huber: Da gibt es nur einen Wunsch: Nämlich, dass wir diese Pandemie wirklich so handhaben dass es keinen Lockdown mehr gibt und alle am Wirtschaftsleben normal teilnehmen können. (ca)

www.spar.at

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