Digitaler Spiegel könnte bald das Kleidung-Einkaufen revolutionieren

"Der Einzelhandel braucht weniger Ware und für die Kund:innen ist es bequem"

Forscher der Universität Tokio haben eine Art digitalen Spiegel zur virtuellen Anprobe von Kleidungsstücken entwickelt. In der virtuellen Umkleidekabine sehen Kund:innen fotorealistisch, ob die ausgewählten Stücke auch stilsicher sind. Konsument:innen werden hierzu zunächst mithilfe einer Kamera erfasst. Das funktioniert laut Entwickler Takeo Igarashi derzeit aber nur im Labor.

Das aufgenommene Bild wird gewissermaßen einer digitalen Schaufensterpuppe übergelagert, sodass der Käufer das ausgesuchte Kleidungsstück an sich selbst sieht. Die Puppe macht verschiedene Bewegungen, damit Käufer:innen sehen können, wie das Kleidungsstück dynamisch wirkt. Dabei wird sogar Faltenwurf sichtbar.

Ausweitung des Angebots

Das System könnte vom Einzelhandel verwendet werden, der damit sein Angebot erheblich ausweiten könnte, ohne mehr Ware in seinem Geschäft vorrätig zu halten. Es könnte in einem späteren Stadium allerdings auch für den Online-Kauf von zu Hause aus genutzt werden, ist sich Igarashi sicher. "Einerseits mussten wir eine Vielzahl von Kleidungsstücken digitalisieren, andererseits mussten wir sie fotorealistisch auf den Käufer übertragen." Das gelang mit einer virtuellen Schaufensterpuppe und Künstlicher Intelligenz mit maschinellem Lernen.

Spezielle Beleuchtung und zwei Tage Zeit

Die Digitalisierung eines einzigen Kleidungsstücks dauert zwei Stunden. Es folgt ein zwei Tage dauernder Deep-Learning-Prozess zum Trainieren von Modellen für die spätere Visualisierung. Die virtuelle Puppe zieht schließlich ein speziell angefertigtes Outfit mit einem ungewöhnlichen Muster an, das die Forscher "Maßkleidung" nennen, und macht die vorgegebenen Bewegungen. Dies wird gewissermaßen zum Kalibrieren des Systems genutzt.

Bei der realen Nutzung wird die Puppe durch ein Bild des Käufers und die Maßkleidung durch digitalisierte Kleidungsstücke ersetzt. "Das kann sehr realistisch aussehen", sagt Igarashi, allerdings nur, wenn die Beleuchtung präzise ausgerichtet ist. Als nächstes wollen die Forscher das System so weiterentwickeln, dass es in jeder beliebigen Umgebung funktioniert. (jw/pte)

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