Flughafen Wien: Keine Extrawürste für Ryanair

Warum die Lage jetzt trotzdem kocht: Michael O'Leary wollte Sonderrabatte für seine Airline erwirken und blitzte ab: Nun droht er mit der endgültigen Schließung der Basis, jeder zweite "Lauda-Job" ist in Gefahr.

Ryanair und ihr CEO Ryan O'Leary gelten schon seit Jahren als "enfant terrible" der Flugbranche, und auch im Angesicht der Coronakrise arbeitet die irische Billig-Airline nicht an einer Verbesserung ihres Images. Die Fluglinie steht immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik, sei es aufgrund der Arbeitsbedingungen ihres Personals oder etlichen Beschwerden von Passagierseite. In Österreich stand das Unternehmen, das auch Niki Laudas Laudamotion bzw. Lauda aufgekauft hat, zuletzt mehrmals erfolglos vor Gericht. Nun spitzt sich die Lage zu, nachdem der Flughafen Wien Ryanair und ihrer Tochter Lauda einen Korb für ihren jüngsten Wunsch nach einer finanziellen Sonderbehandlung gegeben hat, wie Aviation Direct und der Standard berichten.

Der Hintergrund: Ryanair hatte den Flughafen Wien, welcher laut Angaben der Airline "einer der teuersten Flughäfen" in ihrem Standortportfolio ist, im Rahmen eines "Programmes zur Wiederherstellung und zum Wachstum des Flugverkehrs" um Rabatte für die eigene Flotte gebeten. Der Wunsch nach einer Preisreduzierung für die Lauda-Flotte in der Wien-Basis der Airline wurde nun jedoch zurückgewiesen. Der Sprecher des Flughafen Wien, Peter Kleemann, erklärte die Zurückweisung wie folgt: "Sonderregelungen für einzelne Fluglinien darf es schon aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht geben", so der Sprecher des Vienna Airport am Montag und ergänzte: "Auch wir als Flughafen sind massiv davon betroffen." Man komme den Airlines zwar soweit es geht gerne entgegen, Sonderrabatte werde es aber nicht geben. Und weiter: "Wir haben bereits im Vorjahr Unterstützungsmaßnahmen für Airlines zur Kostenreduktion und Kapazitätserhöhung beschlossen, die auch von allen Airlines angenommen wurden", stellte Kleemann klar.

Drohungen und Vorwürfe von Ryanair

Ryanair nimmt den Korb nicht gut auf und droht nun (erneut) mit drastischen Schritten: Wie aus einem internen Schreiben von Lauda-Europe-Chef David O'Brien hervorgeht, erwägt Ryanair nun drastische Schritte: Die Airline überlegt, heuer die Zahl der Lauda-Flugzeuge in Wien von zehn auf fünf zu reduzieren, und auch eine komplette Schließung der Basis in Wien steht im Raum. Die Schuld hierfür gibt O'Brien in dem Schreiben der österreichischen Regierung, der er unter anderem "Marktmanipulation" und eine Besserstellung der AUA unterstellt:

"Der Flughafen Wien, einer der teuersten Flughäfen im Netz der Ryanair-Gruppe, ist in jüngster Zeit noch teurer geworden, nachdem die österreichische Regierung beschlossen hat die Steuern auf europäischen Kurzstrecken zu erhöhen und gleichzeitig die Steuern auf Langstrecken zu senken. Die Austrian-Airlines-Zubringerflüge sind komplett von der Ticketsteuer befreit. Vor kurzem hat die österreichische Regierung vorgeschlagen den Fluggesellschaften das Recht auf Preisfreiheit ("Mindestpreis") zu verweigern, um den Wettbewerb mit der vom Staat geretteten Lufthansa-Tochter AUA zu erschweren", so David O'Brien in dem Schreiben, das Aviation Direct in englischer Originalsprache vorliegt. Angesichts dieser steigenden Kosten in Wien und der Marktmanipulation durch die österreichische Regierung kann die Ryanair-Gruppe nicht in der Lage sein Wien nach COVID-19 erhebliche Kapazitäten zuzuweisen, auch weil langsame Impfprogramme die Verbrauchernachfrage weiterhin belasten. Es ist wahrscheinlich, dass nicht mehr als fünf Flugzeuge ab Beginn des Sommerflugplans in Wien im Einsatz sein werden. Wir wissen, dass wir Besatzungsmitglieder für mindestens die doppelte Anzahl an Flugzeugen in Wien haben".

Jeder zweite Lauda-Job in Wien ist in Gefahr

Diese Worte verheißen nichts Gutes für das in Wien stationierte Personal der Lauda - konkret bedeutet es, dass jeder zweite Job bei der Ryanair Tochter in Österreich in akuter Gefahr ist: "Wir hoffen, weitere Kündigungen vermeiden zu können, aber hohe – von der Regierung kontrollierte – Flughafenkosten und der Protektionismus der österreichischen Regierung sind eine Bedrohung für unser Geschäft. Wir können uns keine weiteren Kostensteigerungen leisten. Seit unserer Gründung im September 2020 haben uns neue COVID-Wellen und Reiseverbote auf weniger als 10 Prozent unserer normalen Kapazität beschränkt, während wir für unsere effektiv gegroundeten Besatzungen die Mindestlohnabkommen ohne staatliche Unterstützung) eingehalten haben", schreibt David O'Brien.

Von ihrem fliegenden Personal fordert die Lauda nun, dass der Jahresurlaub vor beziehungsweise bis inklusive Juni 2021 in Anspruch genommen werden soll. Alternativ solle man in unbezahlte Urlaube treten, um dem Arbeitgeber bei der Senkung der Kosten zu helfen.

Aus für Wien-Basis?

Nicht nur eine enorme Reduktion der Kapazitäten, sondern auch eine komplette Schließung des Standorts Wien stehen nun im Raum: "Wenn wir unsere Kosten nicht senken oder kontrollieren können, ist es nicht möglich, unsere Wiener Basis auf unbestimmte Zeit aufrechtzuerhalten", so der Lauda-Europe-Chef in dem brisanten Schreiben. 

Nun bangen nicht nur die Mitarbeiter und deren Familien um ihre Jobs, sondern es kommen auch Erinnerungen an die ehemalige Laudamotion-Basis in Düsseldorf hoch, bei der es auch Uneinigkeiten und Wünsche zu Preisnachlässen mit Airport und Bodendienstleistern gegeben hatte. Die Düsseldorfer Basis hätte eigentlich an den Nachfolger Lauda Europe übergeben werden sollen, wurde dann allerdings geschlossen, und das obwohl alle Dienstverträge bereits unterschrieben worden waren. Statt einer Übergabe folgte die komplette Schließung der Basis sowie die Kündigung aller dort stationierten Mitarbeiter. Zu der Causa Düsseldorf sind aktuell zahlreiche Prozesse beim Arbeitsgericht anhängig.

Das Vorgehen der Airline in Deutschland sowie der Umstand, dass Lauda auch in Österreich wiederholt die gesamte Belegschaft beim Arbeitsmarktservice Niederösterreich zur Kündigung angemeldet hat, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, legen die Befürchtung nahe, dass sich die Geschichte nun in Wien wiederholen könnte. (red)

www.viennaairport.com

www.ryanair.com

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