"Mein Geschäft lebt von Weihnachtsmärkten"

Der Totalausfall der Christkindlmärkte durch Corona trifft vor allem Kleinst- und Einzelunternehmer. LEADERSNET fragte bei "Amba" nach, wie ihre Geschäftsstrategie ohne Haupteinnahmequelle aussieht und schenkt Lesern einen Sonderrabatt.

Was wäre die Vorweihnachtszeit ohne die glitzernd-rauschige Idylle der Christkindlmärkte mit ihren Punschständen, heißen Maroni und bunten Standlern? Dass wir das eines Tages herausfinden würden, hätte vor einem Jahr noch keiner gedacht, doch durch den Ausbruch der Coronapandemie wurden nicht nur wirtschaftliche Weichen, sondern auch Traditionen und liebgewonnene Bräuche auf eine Bewährungs- und Flexibilitätsprobe gestellt. Besonders hart traf und trifft das jene, deren Lebensunterhalt direkt von Dienstleistungen rund um Face-to-Face-Interaktion ohne Babyelefanten abhängt. So steht es um viele Gastronomie- und Hotelleriebetriebe sowie Eventlocations und -Agenturen im Argen, aber auch Kleinstunternehmer und Einzelpersonenunternehmen in Nischenbereichen des Handels sind die großen wirtschaftlichen Leidtragenden der COVID-19-Krise. Flexibilität und Digitalisierungsfreudigkeit sind gefragt - aber wie kann und wird das umgesetzt, und was tun die, deren Geschäft sich auf saisonale Märkte stützt?

LEADERSNET traf Ingrid Jelinek alias "Amba", eine Einzelunternehmerin aus der Josefstadt, die seit vielen Jahren eine kleine bunte Boutique mit demselben Namen führt und deren Geschäft dieses Jahr besonders hart auf die Probe gestellt wurde, zum Lokalaugenschein. 

© Amba

LEADERSNET: Amba, das Jahr ist beinah vorüber und ein Branchensupergau, den noch Anfang des Jahres niemand kommen sah, ist eingetreten - der Einzelhandel wurde durch zwei Lockdowns schwer angeschlagen, das Weihnachtsgeschäft empfindlich geschwächt und Adventmärkte gab es keine. Was bedeutet das für ihr Geschäft im Speziellen?

Amba: Nun es bedeutet für mich wohl dasselbe wie für so ziemlich jeden meiner Kollegen in der Branche und in vielen anderen Sparten, die nicht systemrelevant sind - eine enorme Herausforderung und einen Flexibilitätstest. (lächelt) Der Ausfall der Weihnachtsmärkte war der letzte und härteste Schlag dieses Jahres, aber die Maßnahmen sind notwendig.

LEADERSNET: Wie wichtig sind die Einnahmen aus Weihnachtsmärkten für Ihren Gesamtjahresumsatz?

Amba: (schmunzelt). Die Einnahmen sind quasi mein Jahresumsatz. In den letzten Jahren hat es sich ergeben, dass mein Hauptumsatz beinah ausschließlich auf den saisonalen Märkten wie Ostermärkten, den Afrikatagen, den marrokanischen Tagen im Aux Gazelles, und aber vor allem auf den Weihnachtsmärkten hwirtschaftet wird. Zuletzt waren wir auf drei verschiedenen Märkten in Wien - auf der Freyung, am Spittelberg und zwischen den Museen - vertreten und haben dort innerhalb von ein bis zwei Monaten zwischen 80 und 90 Prozent des Jahresumsatzes hereingeholt. Das ist dieses Jahr komplett ausgefallen.

LEADERSNET:  Wann haben Sie erfahren dass die Christkindlmärkte wirklich nicht öffnen werden? Wie haben Sie die Kommunikation hier empfunden und haben Sie seitens etwas von den Standgebühren rückerstattet bekommen?

Amba: Nicht viel früher als der Rest der Bevölkerung fürchte ich. Wir haben ja alle bis zuletzt gehofft, dass es eine Möglichkeit geben wird, zu öffnen - natürlich unter strengen Auflagen, aber ich denke viele konnten es sich lange Zeit auch nicht vorstellen, dass es tatsächlich soweit kommen würde - oder wollten es sich nicht vorstellen müssen, denn viele der Händler, die auf Märkten ausstellen, sind zu großen Teilen darauf spezialisiert. Ich habe zumindest durch mein Geschäft noch eine Art Schauraum und einen alternativen Ort, meine Ware auszustellen - viele Händler haben gar keinen eigenen Standort, sondern nur Lager und verkaufen ausschließlich von ihren Ständen aus. Was die Standgebühren betrifft ist es eine schwierige Sache, denn die Gebühr wird oft schon lange im Voraus bezahlt. Viele Standler kommen ja Jahr für Jahr wieder, da ist das eine fixe laufende Ausgabe und für die Organisatoren eine fixe Einnahme mit der man rechnet - nur dass es jetzt jedem an allen Ecken und Enden an Einnahmen fehlt. Selbst wenn ein Teil zurückerstatten wird, kann das kein Plus mehr aufs Konto zaubern, schon allein weil ja auch die ganze Ware, die für die Weihnachtsmärkte gedacht war, ausgelegt und bezahlt ist.

LEADERSNET: Was ist mit der zusätzlichen Ware, die Sie für die Christkindlmärkte bestellt haben, passiert? 

Amba: (lacht und zeigt auf die überquellenden Regale und Tische um sich herum) Sehen Sie sich um - es ist alles da! Mein Geschäft ist so voll wie nie, die gesamte Ware, die sonst in die Stände an den Christkindlmärkten gebracht worden wäre, habe ich umgelenkt und hierher schicken lassen beziehungsweise selbst her gebracht. Es war und ist alles schon bezahlt, die Händler von denen ich meine Waren beziehe sind selbst keine Großunternehmen sondern meist Handwerksbetriebe und kämpfen teilweise selbst ums Überleben. Ich telefoniere dieser Tage fast täglich mit einem von ihnen und bekomme Vorschläge, welche Waren ich mit welchen Rabatten anbieten könnte, damit der Weihnachtsumsatz zumindest noch ansatzweise hereinfließen kann. Stornos oder Rückerstattungen gibt es hier nicht. Die Ware ist bestellt, bezahlt und wartet hier bei mir auf ihre neuen Besitzer und ich hoffe, dass sie den Weg zu ihnen auch in diesen herausfordernden Zeiten findet!

© Amba

LEADERSNET: Gab und gibt es Ihre Waren auch während des Lockdowns irgendwo online zu sehen und zu kaufen? Wie rüsten Sie sich für einen etwaigen dritten Lockdown?

Amba: Ja und Nein. Mein Webauftritt war durch den Fokus auf die Märkte und den direkten Kontakt zu den Kunden lange Nebensache - auch wenn es in Zeiten wie diesen seltsam klingen mag, aber tatsächlich war und ist die beste Werbung für mich immer der Mix aus Stammkunden, Mundpropaganda und Beschenkten gewesen, die nachgehakt haben, woher die besonderen Stücke denn kommen. Dann haben sie mich entweder direkt im Geschäft oder auf einem der Märkte besucht, und sind selbst zu Kunden geworden. Mein Geschäft lebt vom Besonderen und vom Charakter - dem Charakter der besonderen Menschen, die bei mir einkaufen, genauso wie von den besonderen Waren, die man so kaum woanders findet. Viele Sachen sind Einzelstücke und meine Kunden wissen und schätzen das, andere werden im Vorbeigehen und am Markt von den Stücken angezogen. Im Netz übersetzt sich dieser Zauber nicht auf dieselbe Art und Weise, aber ich bemühe mich gerade mit der Hilfe meiner Tochter um den Aufbau meines Instagram-Profils und lasse die Sachen abfotografieren. Ich habe auch einen kleine Shop auf myy.boutique, das ist aber alles noch im Entstehen - durch die lange Ungewissheit um die Weihnachtsmarktsituation fehlte die Zeit, hier die nötige Energie zu investieren.

Exklusiver Rabatt für LEADERSNET-Abonnenten

Wer noch ein Last Minute Weihnachtsgeschenk, Mitbringsel oder ein schönes Stück für sich selbst ergattern möchte, der bekommt im Amba Store in der Lange Gasse 74 in der Josefstadt mit dem Code "LEADERSNET" 10 Prozent Rabatt auf den gesamten Einkauf.(rb)

www.ambafriends.com

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