"Das Image von Beton als sicherer und langlebiger Baustoff steigt weltweit"

Claudia Dankl, stv. Geschäftsführerin der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, spricht im Interview über die Vorurteile, die es gegenüber Beton gibt, welche Kriterien für die Ökobilanz entscheidend sind und warum Holz keinen besseren ökologischen Fußabdruck hat.

LEADERSNET: Merken Sie wirtschaftlich bereits die Auswirkungen von mehr Klimabewusstsein in der Bevölkerung?

Dankl: Zum Teil. Viele Bauherren und Entscheidungsträger auf kommunaler Ebene haben die Vorteile der massiven Bauweise für ein klimagerechteres Bauen wie auch die Funktion des Baustoffs Beton als wichtigen Energiespeicher für erneuerbare Energie bereits erkannt. Vielfach steht heute ausschließlich der "Heizwärmebedarf" im Vordergrund, obwohl es zunehmend um die Themen Wohlfühlklima, komfortables und umweltfreundliches Kühlen von Gebäuden und die Steigerung von erneuerbarer Energie geht. Hier braucht es noch ein Umdenken. Die Vorteile der massiven Bauweise für ein klimagerechteres Bauen sind großen Teilen der Bevölkerung, aber auch vielen Entscheidungsträgern auf kommunaler Ebene zu wenig bekannt und deren Potenziale bei weitem nicht ausgeschöpft. Dies trifft auch für die Funktion des Baustoffs Beton als wichtigen Energiespeicher zu.

LEADERSNET: Aber wäre es nicht viel umweldfreundlicher mit Holz zu bauen?

Dankl: Dass Holz gegenüber der Massivbauweise beim ökologischen Fußabdruck vorne liegt, ist ein Klischee, das oft verbreitet, aber falsch ist. Eine Studie des ACR aus dem Jahr 2014, an der auch renommierte Forschungsinstitute – unter anderem die Holzforschung und die Interessenverbände der Wirtschaftskammer – beteiligt waren, hat gezielt den ökologischen und wirtschaftlichen Vergleich unterschiedlicher Bauweisen, verschiedener thermischer Standards und Haussystemen untersucht und widerlegt dieses Klischee damit. Zum gleichen Schluss kommen auch Studien in den Umweltmusterländern Schweden und Deutschland.

Was unserer Branche generell wichtig ist: Derzeit wird für die Bewertung der Klimarelevanz vor allem die CO2-Bilanz herangezogen, aber noch immer nicht über den Lebenszyklus gerechnet, sondern mit Fokus auf die Herstellungs-Phase. Wie bereits mehrfach durch Studien belegt, ist aber für eine gesamtheitlich betrachtete Ökobilanz nicht die Wahl des Baustoffes entscheidend, sondern der Energiestandard eines Gebäudes.

LEADERSNET: Gibt es europäische Länder, in denen Beton ein anderes Image hat als in Österreich?

Dankl: Das Image von Beton als sicherer und langlebiger Baustoff steigt weltweit. Eine Vielzahl an architektonischen und bautechnischen Entwürfen gelingt nur mit Beton. Vor allem aber rückt das Thema Kühlen immer stärker in den Fokus der Stadtplaner, hier punktet Beton durch seine Helligkeit und hervorragende Albedowerte – das Maß für die Helligkeit – die der Klimaerwärmung in Kombination mit klugen Begrünungskonzepten effektiv entgegen wirken. Selbstverständich ist der Leichtbau in den nordischen Ländern traditionell weit verbreitet – dort hat die massive Bauweise eher ein High-tech-Image. In Ländern mit beschränkten Holzressourcen wie Frankreich oder Großbritannien wird Stahl oft als Mitbewerber von Beton wahrgenommen.

LEADERSNET: Was müsste sich aus Ihrer Sicht beim Bauen in Österreich generell ändern, um Schritte in Richtung weniger CO2-Ausstoß zu machen?

Dankl: Der Kurs stimmt: Einsparungen beim Heizaufwand vorantreiben, Energieeffizienz erhöhen, Sommertauglichkeit von Anfang an sicherstellen, Förderungen ausschließlich für Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß über den gesamten Lebenszyklus und tatsächlich verringern. Aus Studien wissen wir, dass für die CO2-Bilanz der Baustoff deutlich weniger Einfluss hat als die Gebäudetechnik. Großes Potenzial gibt es auch im Bereich Sanierungen, wo Beton mit seiner Speicherfähigkeit ins Spiel kommt. Auch hier ist es aus unserer Sicht aber wichtig, den ganzen Lebenszyklus einer Immobilie zu betrachten, um sowohl die einmaligen Bau- als auch die laufenden Betriebskosten gleichermaßen im Blick zu haben.

LEADERSNET: Sollte nicht generell weniger gebaut werden – egal mit welchen Baustoffen – wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen?

Dankl: Der weiterhin stark wachsende Flächenverbrauch ist in Österreich sicherlich kritisch zu hinterfragen. Da sich die Bauwirtschaft nach dem Bedarf richtet, braucht es hier umfassende raumplanerische Konzepte sowie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Planungsexperten, den Kommunen und der Immobilienwirtschaft. Prinzipiell kann Beton bei der Reduzierung des Flächenverbrauches einen wertvollen Beitrag leisten, da mit seiner Hilfe in die Höhe und die Tiefe gebaut werden kann. Verbaute und versiegelte Flächen können damit gemäß der Nachhaltigkeitsstrategie der aktuellen Bundesregierung reduziert werden.

Großes Potenzial bietet auch der Bereich der besseren Verwertung bestehender Gewerbe- und Industrieflächen, wenn zum Beispiel aus Brachen neues Baumaterial gewonnen wird oder ehemalige Industrieflächen saniert und neuen Nutzungen zugeführt werden. Es geht im Sinne der Klimaziele auch darum, den Bestand klimafit zu machen. Dazu braucht es sowohl Sanierungen als auch eine Neubautätigkeit unter energieeffizienten Gesichtspunkten. Wenn langlebiger gebaut wird, ist langfristig weniger zu bauen. Das beste Beispiel dafür sind Gründerzeitbauten als Inbegriff für die massiven Bauweise und Wertbeständigkeit für mehrere Generationen.

LEADERSNET: Welche positiven Beiträge könnte der verstärkte Einsatz von Beton zur Lösung von Problemen in Österreich und generell leisten?

Dankl: Beton ist sicher, langlebig, wartungsfrei, schont Ressourcen, ist regional verfügbar und besitzt eine hohe Speicherfähigkeit. Ein gerade für wachsende Städte riesiger Pluspunkt ist jedoch das Thema Brandschutz: Beton brennt nicht. Beton ist als nicht brennbarer Stoff in die Baustoffklasse A1 eingestuft und der einzige Baustoff, der zur Entfaltung seiner Brandschutzwirkung nicht auf Kühlmaßnahmen oder Bekleidungen bzw. Überdimensionierungen angewiesen ist. Ob Hochwasser-, Hang- oder Brandschutz: Beton kommt dort zum Einsatz, wo Gefahr von außen droht und außerdem für sichere – oft kürzere und direktere – Verkehrswege durch Berg und Tal. Auch unsere Versorgungssicherheit mit Strom und die Umsetzung der Energiewende sind ohne Beton nicht denkbar: So sind beispielsweise Wasserkraftwerke oder auch die Sockelkonstruktionen und oft auch Türme für Windräder aus Beton gefertigt.

LEADERSNET: Gibt es in Österreich nicht einen Mangel an Rohstoffen?

Dankl: In Österreich sind die Rohstoffe für die Zementerzeugung sowie die Gesteinskörnungen für Beton in bester Qualität und ausreichend vorhanden – Importe sind nicht erforderlich. Durch die lokale Verfügbarkeit dieser Rohstoffe hat die Belieferung der Fertigteil- und Transportbetonwerke nur einen geringen Einfluss auf die CO2-Bilanz. Gerüchte, dass Sand und/oder Kies ausgehen, sind für Österreich nicht zutreffend.

LEADERSNET: Wird in der Zement- und Betonproduktion nicht auch wertvolles Wasser vergeudet?

Dankl: Nein. Der Wasserverbrauch in der Zement- und Betonherstellung ist marginal. Der schonende Umgang mit Wasser als wertvolle Ressource steht in den Werken an oberster Stelle. Sie verfügen über Wasseraufbereitungsanlagen, in denen Restwasser wiederverwertet wird. Geschlossene Wasserkreisläufe verhindern außerdem das Eindringen von Prozesswasser in die öffentliche Kanalisation und das Grundwasser.

www.natuerlich-beton.at

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Über Betonmarketing Österreich

© BMÖ

Das Betonmarketing Österreich (BMÖ) ist ein Zusammenschluss von Verbänden der Zementindustrie, der Beton- und Fertigteilwerke sowie der Transportbetonwerke innerhalb Österreichs.

Gemeinsames Ziel ist, die Bedeutung des Baustoffs Beton für umwelt- und klimagerechtes Bauen sowie die bisher erreichten Fortschritte der Branche bei der CO2-Reduktion in der Gesamtheit der Gesellschaft zu verankern.

www.baustoffbeton.at

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