Corona hat einen neuen Flugreise-Boom ausgelöst

Tickets "nach Nirgendwo" sind in Asien binnen Minuten ausverkauft.

Seitdem die "Causa Corona" im März die Ausmaße einer globalen Pandemie angenommen hat, erleidet die Luftfahrt überall auf der Welt massive Einbußen. Allein hierzulande beläuft sich der Verlustv der Austrian Airlines auf geschätzt 100 Millionen Euro (LEADERSNET berichtete). Nun geht es für viele Fluggesellschaften ums nackte Überleben, und da wird man schon mal erfinderisch nd in Asien wurde so gerade ein regelrechter neuer Flugtrend um eine ganz spezielle Destination ausgelöst: Und zwar ins Nirgendwo.

Komplett neu ist die Idee ja nicht: Eva Air bietet bereits seit einiger Zeit "ziellose" Reisen mit seinem "Hello Kitty"-Flugzeug an (LEADERSNET berichtete auch hier). Durch die anhaltende Corona-Pandemie ist hier nun allerdings offensichtlich ein neuer Markt entstanden, der in Teilen der Welt auf große Nachfrage stößt: Flüge, die nirgendwohin führen, sind in Asien der Hit. Wo die Flugreise selbst zum Ziel wird, können Einreisebeschränkungen außer Acht gelassen werden und das Erlebnis ausgekostet werden. Und das Bedürfnis nach dieser Art von Kompensationsreisen ist groß, wie unsere Kollegen vom Stern berichten.

Hype um Flüge ohne Ziel

Neben Eva Air bieten mittlerweile auch China Airlines, Starlux und Tigerair Taiwan Rundflüge an, die von Taiwan aus über benachbarte Länder und dann wieder zurück fliegen. Auch das Portal "Focus Taiwan" berichtet, wie begehrt diese Flüge sind, und die Fluggesellschaften lassen sich auch einiges einfallen, um ihren Passagieren den Aufenthalt an Bord besonders zu gestalten. So hob die Fluggesellschaft Starlux Airlines beispielsweise am 7. August mit einem Airbus A321 Neo in Richtung Philippinen ab, nur um gleich wieder zurückzufliegen. An Bord kredenzte ein mit Michelin-Sternen dekorierter Koch ein luxuriöses Menü. Der Rundflug mit kulinarischem Highlight kostete Passagiere in der Economy Class umgerechnet 135 Euro und waren auf 188 Plätze limitiert. Ein Platz in der Business Class schlug mit etwa 600 Euro zu Buche. Alle Tickets waren innerhalb von fünf Minuten ausverkauft. Kein Wunder also, dass Starlux darum plant, bald einen weiteren Flug mit einem ähnlichen Konzept anzubieten.

Auch Tigerair Taiwan setzt auf einen Rundflug ohne Ziel mit einem besonderen kulinarischen Angebot an Bord, während All Nippon Airways im August den größten Passagierjet der Welt zu einem 90-minütigen Rundflug in Japan startete. Ein ganz besonderes Highlight, denn der Airbus A380  kommt bei ANA eigentlich nur auf der Route zwischen Tokio und Hawaii zum Einsatz. An Bord des Sonderflugs waren 334 Passagiere, die per Los ausgewählt wurden.

Ziehen andere Kontinente bald mit?

Der neue Trend zu Flügen ohne Ziel schwappt auch auf andere Kontinente über: Auch in Australien schmiedet man Pläne für ähnliche Angebote. Zwar plant Quantas aufgrund des verlängerten Lockdowns bis Ende des Jahres keine internationalen Flüge mehr, doch der Bedarf an längeren Flugtrips scheint weiterhin zu bestehen: Ein im Oktober geplanter Rundflug über den Kontinent war nach zehn Minuten ausgebucht. Dieser große Zuspruch hat selbst die Fluglinie überrascht: "Das ist wahrscheinlich der am schnellsten ausverkaufte Flug in der Geschichte von Qantas", sagte ein Unternehmenssprecher am vergangenen Freitag.

Und Europa? Hier dürften sich Verständnis und Begeisterung für derartige Flüge eher in Grenzen halten  – nicht zuletzt in Bezug auf die Klimafrage. Eine Alternative, deren CO2-Abdruck mit Null gleichzusetzen ist, gibt es doch auch für Flug-Enthusiasten – China Airlines macht es vor: Schon im Juli ermöglichte der Songshan Airport in Taipeh Flugfetischisten ein besonderes Erlebnis: einen "Fake-Flug" am Boden mit vollem Programm samt Check-in mit Gepäckaufgabe, Lounge-Aufenthalt, Airport-Shopping und Betreten des Flugzeuges, Sicherheitsanweisungen durch die Flugbegleiter (inklusive COVID-19-Maßnahmen) und allem Drum und Dran. Nur Abgehoben wird nicht – nach einem Drink an Bord geht es für die Passagiere zurück ins Terminal, durch die Pass- und Zollkontrolle und zu einem abschließenden Essen im Flughafenrestaurant, bevor man wieder die "Heimreise" antritt. (rb)

www.singaporeair.com

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