100 Millionen Euro Verlust: Coronavirus lässt AUA tiefrote Zahlen bluten

Flächendeckende Einbrüche bei Umsatz, Ergebnis und Passagierzahlen – AUA-Chef von Hoensbroech setzt sich für Reisefreiheit und flächendeckende Corona-Tests ein.

"Die Zahlen sind tiefrot": Es sind unverblümte Worte, die der noch amtierende AUA-Finanzchef Wolfgang Jani zur Einleitung der Präsentation der Halbjahreszahlen der Austrian Airlines findet. Allein im zweiten Quartal schrieb die rot-weiß-rote Lufthansa-Tochter einen operativen Verlust von 99 Millionen Euro. Eine schmerzliche Bilanz die angesichts der aktuellen Situation – weltweit erneut ansteigende Zahlen, die Furcht vor einer zweiten Welle und erst jüngst die mit Donnerstag von der Österreichischen Regierung verhängte Reisewarnung für Spaniens Festland – wohl nicht auf rasche Besserung hoffen lässt. Das sieht man auch bei der AUA nicht anders, und erneut fand Jani klare Worte für die Lage:"Ich möchte Sie mental darauf vorbereiten, dass es nicht sehr viel besser wird", so der AUA-Finanzboss. Die aktuellen roten Zahlen entsprechen einen Verlust von rund einer Million pro Tag – das rechnet sich (bereinigt) nach sechs Monaten auf einen operativen Verlust von 235 Millionen Euro auf. 

"Vorkrisenniveau frühestens 2023 zu erwarten"

Die wichtigsten Kennzahlen der AUA – Umsatz, Ergebnis, Passagierzahl – sprechen alle dieselbe Sprache: Aufgrund des coronabedingten Stillstands brach im zweiten Quartal um 94 Prozent von 594 auf 35 Millionen Euro ein. "Die weltweiten Reisebeschränkungen haben den Betrieb im zweiten Quartal fast zur Gänze zum Erliegen gebracht. Erst seit der Wiederaufnahme des Flugbetriebs am 15. Juni erholt sich unser Geschäft langsam", so Wolfgang Jani. Am 19. März hatte die AUA ihren Linienflugbetrieb für fast drei Monate komplett eingestellt. In den gesamten 90 Tagen des Stillstands beförderte die Lufthansa-Tochter nicht mehr als 53.000 Passagiere. In guten Zeiten fliegen so viele Menschen normalerweise in eineinhalb Tagen. Im zweiten Quartal 2019 waren rund vier Millionen Passagiere mit der AUA unterwegs.

AUA-CEO Alexis von Hoensbroech zeigt sich ebenso abgeklärt: Man erwarte sich bei der Airline erst mit dem Jahr 2023 das Erreichen von 80 Prozent des Vorkrisenniveaus, womöglich noch später. Trotz allem geht man bei der AUA davon aus, dass das in Summe 600 Millionen Euro schwere Rettungspaket ausreicht. Es handle sich bei dem Hilfspaket um "keine Papierdeckel-Rechnung", sondern wohl der "meistgeprüfte Businessplan der Republik der letzten Jahre", so Jani. Nicht abschätzbar sei indessen, ob es nach Auslaufen der Kurzarbeit zu Kündigungen kommen wird, so die AUA-Bosse. Aktuell befinden sich alle Mitarbeiter geschlossen in Kurzarbeit. Bis 2022 soll die Zahl der Beschäftigten von rund 7.000 vor der Krise um 1.100 sinken – die Mitarbeiterfluktuation sei aktuell aber "ohnehin hoch", wie von Hoensbroech erklärt. Die Konzernmutter Lufthansa hat das zweite Quartal wie erwartet mit einem milliardenschweren Verlust von 1,5 Milliarden Euro abgeschlossen

"Wer gesund ist, soll auch reisen dürfen" – Gesundheits-Check als globale Lösung

Ein größeres Thema ist für den AUA-Boss aktuell die nicht gegebene Reisefreiheit: Vergangenen Freitag hat die österreichische Regierung Landeverbote für 18 Länder auslaufen lassen – Landeverbote, die in anderen EU-Ländern nicht gegolten hatten. Dennoch erschweren die vielen unterschiedlichen Reisebestimmungen in der Europäischen Union den Menschen das freie Reisen und den Fluglinien eine verlässliche Flugplanung. Um diese Situation zu erleichtern, setzt sich der Austrian Airlines CEO für flächendeckende COVID 19-Tests für alle Fluggäste aus Risikoländern ein. "Reisefreiheit ist eine wichtige Säule unserer modernen Gesellschaft, die nicht dauerhaft beschnitten werden darf. Wer gesund ist und nicht ansteckend, der soll auch reisen dürfen", stellt der AUA-Chef fest.

Die Dauer der Coronakrise und die zunehmende Verunsicherung der Passagiere macht den Gesundheits-Check bei Flugreisen als globale Lösung sinnvoll. Sichergestellt werden kann das aktuell nur mit flächendeckenden COVID-19 Tests für Reisende aus Risikoländern. "Wir sprechen uns für eine internationale Lösung aus", betont von Hoensbroech. "Kein anderes Transportmittel bietet eine so gute Möglichkeit für Kontrollen wie die Luftfahrt. Genau diese sollten wir auch nutzen, um das Reisen in Zeiten von Corona zu erleichtern ohne Kompromisse beim Gesundheitsschutz einzugehen", ergänzt er. Den AUA-Experten nach sind jetzt sind Behörden und Regierungen gefragt, um gemeinsam mit den Luftverkehrsunternehmen sichere, praktikable und kostengünstige Testverfahren einzuführen und international abzustimmen.

"USA-Verbindung so schnell wie möglich wiederherstellen"

Zuletzt hatte Lufthansa Chef Carsten Spohr gemeinsam mit anderen Airline-Chefs aus Europa und den USA in einem Brief an U.S. Vizepräsident Mike Pence sowie Ylva Johansson, EU Kommissarin für Inneres, ein US-EU COVID-19 Testprogramm gefordert, um Transatlantikreisen wieder zu ermöglichen. Das Testprogramm soll Einreiseverbote und Quarantäneregelungen ersetzen. Auch Austrian Airlines CEO von Hoensbroech unterstützt eine solche Lösung: "Eine gute Verbindung zwischen USA und Europa ist unabdingbar für die starke ethnische und ökonomische Verflechtung unserer Kontinente. Dafür müssen Flugverbindungen schnellstmöglich wiederaufgebaut werden – selbstverständlich unter der bestmöglichen Vereinbarung von Reisefreiheit- und Gesundheitsschutz", sagt der Austrian CEO. (red)

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