Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben die Börsen weiter im Griff. Auslöser der drastischen Kurseinbrüche war eine toxische Mischung aus Gewinnwarnungen zahlreicher Unternehmen, gekürzten Wachstumsprognosen für die Wirtschaft sowie der schlechten Stimmung vieler Manager und Ökonomen, die eine globale Rezession als unvermeidlich sehen.
Inzwischen haben sich die wichtigsten Indizes wieder von ihren Verlusten erholt, doch die Unsicherheit unter Anlegern mit Blick auf die kommenden zwölf Monate bleibt. Vor diesem Hintergrund rückt das Risikomanagement in den Fokus vieler Investoren.
Doch was bedeutet Risiko im ursprünglichen Sinne? Für einen Anleger in Aktien entsteht Risiko aus dem Fehlen eines langfristigen Wachstumspotenzials, dem Verfall von Kapitalrenditen oder aber einer verfehlten Kapitalallokation von Unternehmen. Umgekehrt sind die richtigen Investitionen zur richtigen Zeit Quelle langfristiger unternehmerischer Wertschöpfung und des Gewinnwachstums. Fondsmanager, die Risiko demnach nicht als relative, sondern als absolute Größe verstehen, konzentrieren sich vor allem auf die Qualität der Unternehmen.
Qualität wird dabei als Potenzial der Wertsteigerung durch langfristig stabiles Gewinnwachstum des jeweiligen Unternehmens definiert. Merkmale solcher Unternehmen sind zum Beispiel hohe Markteintrittsbarrieren, Preissetzungsmacht oder die Fähigkeit, wiederkehrende Erträge zu erzielen und den Marktanteil zu steigern. Dieser Investmentansatz erlaubt die Konzentration auf einige wenige Titel im Portfolio. Was auf den ersten Blick nach einem erhöhten Risikopotenzial durch geringe Diversifizierung klingt, erweist sich jedoch bei näherer Betrachtung als folgerichtige Entscheidung bei der Suche nach Qualitätswachstumsaktien.
So zeichnen sich Unternehmen mit den oben genannten Qualitätsmerkmalen vor allem durch eine hohe Vorhersehbarkeit des langfristigen Wachstumspfades aus. Dadurch mildern sie die Volatilität eines Portfolios und helfen, negative Überraschungen zu vermeiden. Im aktuellen Marktumfeld macht es daher wenig Sinn, mit historischen Daten und Vergleichen zu arbeiten, die im klassischen Risikomanagement immer noch häufig zum Einsatz kommen.
Zumindest hat sich die konsequente Umsetzung des oben beschriebenen Qualitätswachstumsansatzes für Comgest seit mehr als 30 Jahren immer wieder als nützlicher Schutzschild gegen makroökonomische Turbulenzen erwiesen. Zwar haben auch unsere Fonds seit Ausbruch der Krise in der Breite gelitten. Doch gegenüber ihren jeweiligen Vergleichsindizes fällt ihr Drawdown weit niedriger aus.
Doch wie sieht Qualitätswachstum in der Praxis aus? Mit Blick auf China, wo die Pandemie ihren Anfang nahm, sind wir trotz kurzfristiger Unsicherheit zuversichtlich, dass das Reich der Mitte als erstes Land zur Normalität zurückfinden wird. In China kann man die positiven Begleiterscheinungen der Pandemie beobachten. Die Digitalwirtschaft zum Beispiel gewinnt schon länger an Bedeutung. Aber infolge der Coronakrise nutzen immer mehr Chinesen das Internet, um Filme anzusehen, für Einkäufe, virtuelle Treffen und vieles mehr.
Als einer der größten Profiteure der letzten Monate erweist sich dabei der Internet-Gigant Tencent, zu dessen Schwerpunkten soziale Netzwerke, Gaming und Fintech-Dienste zählen. Tencent ist ein klassischer COVID-19-Hedge, allerdings ist die Entwicklung auch unabhängig von der Pandemie langfristig vielversprechend.
Mit Blick auf den deutschen Markt wird deutlich, dass die Investition in Qualitätswachstumsaktien immer auch eine langfristige Perspektive braucht. Ein Beispiel ist der in München ansässige Triebwerksspezialist MTU Aero Engines. Die heftigen Kursverluste mögen zwar auf den ersten Blick verständlich sein. Schließlich ist der weltweite Luftverkehr wegen der Pandemie fast vollständig ausgesetzt. Dennoch erscheint uns der Kursabschlag übertrieben, da das Wartungsgeschäft, das immerhin 50 Prozent des Umsatzes ausmacht, der Gesellschaft so schnell nicht wegbrechen dürfte. Sobald sich nämlich abzeichnet, dass der Luftverkehr wiederaufgenommen werden kann, dürfte sich die Nachfrage in dieser Sparte beleben. Denn nur Flugzeuge, deren technisch einwandfreier Zustand nachgewiesen werden kann, dürfen abheben.
Die Situation an den Börsen dürfte bis auf Weiteres volatil bleiben. Langfristig orientierten Investoren bietet ein solches Umfeld aber auch Gelegenheiten, zu günstigen Kursen in vielversprechende Unternehmen zu investieren. Denn bisher haben sich jene Geschäftsmodelle als resistent in der Krise erwiesen, die strenge Qualitätskriterien erfüllen. Und genau hier liegen auch die größten Chancen in der Krise.
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