Oberösterreichisches Start-up erhält Mega-Investment von internationalen Investoren

Franz Tretter, CEO und Founder von hello again, im exklusiven Interview über die kräftige Finanzierungsrunde, Expansionspläne, wie man hilft, Unternehmen wieder schnell ins Geschäft zurückzuholen und die große Chance für Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Die Digitalisierung bekommt durch Corona einen nie da gewesenen Schub und somit auch digitale Kundenlösungen, wie sie hello again anbietet. Im Zuge einer kräftigen Finanzierungsrunde steigen namhafte Investoren aus Österreich und Deutschland in eines der schnellst wachsenden Start-ups Österreichs ein: Prominente deutsche Gesichter, die mit der fentus-Gesellschaft bei hello again andocken, und einer der erfolgreichsten Business Angels, Hansi Hansmann (bekannt von runtastic, shpock, busuu, pioneers), schließen sich der Investorengruppe (bestehend aus den Runtastic Gründern und Hubert Tretter, ehemaliger CEO des Unternehmens PAGO, Finanzdirektor von Heineken CEE) rund um hello again an. 

LEADERSNET hat den CEO und Founder von hello again, Franz Tretter, zum ausführlichen Interview gebeten.

LEADERSNET: Bei hello again stehen alle Zeichen auf Wachstum und Expansion. Was reizt die Investoren an hello again? Was ist das Erfolgsgeheimnis ihres Kundenbindungsprogrammes?

Tretter: Wir sehen in der Gesellschaft drei große Trends: Durch das steigende Angebot und die höhere Vergleichbarkeit im Internet sinkt die natürliche Kundenloyalität. Zudem ist es für Unternehmen wesentlich günstiger, mit bestehenden Kunden Umsätze zu generieren, als permanent Neukundenakquise zu betreiben. Der zweite große Trend: Das Smartphone ist das wichtigste Medium der Gesellschaft, Unternehmen müssen daher einen Platz am Smartphone der Kunden einnehmen. Und wenn man nun seine Kunden besser kennt, kann man mit persönlichen Nachrichten, die auf das Einkaufsverhalten vom Kunden abgestimmt sind, in der Informationsflut wieder hervorstechen. Genau das lösen wir bei hello again und genau da liegt unser großes Expansionspotential, das die Investoren und Gründer sehen.

LEADERSNET: Sie haben gerade ein riesiges Investment bekommen? Was war dafür ausschlaggebend? Wie hoch ist die Summe?

Tretter: Wir haben in den letzten drei Jahren hello again von 0 auf 250 Unternehmens-Kunden in sieben Ländern aufgebaut, die erfolgreich unsere Lösung einsetzen. Bis dato ist die ganze Expansion aus dem laufenden Cashflow finanziert worden. Unser rasantes Wachstum zeigt, dass digitale Kundenbindung immer wichtiger wird. Um die Expansion schneller voranzutreiben, haben die Investoren die Initiative ergriffen und haben einen höheren sechsstelligen Betrag investiert.

Mit der Corona-Krise sehen wir nochmal zusätzlich, dass der Bedarf an Kundenbindung und die Digitalisierung massiv an Bedeutung gewinnen. Die Investoren sehen eine einmalige Chance, eine zentrale Position am Kundenbindungsmarkt in Europa einzunehmen. Daher ist der Zeitpunkt denkbar günstig.

LEADERSNET: Florian Gschwandtner hat sogar doppelt investiert (neben dem Investment mit den Runtastic Co-Foundern auch noch alleine). Was schätzt er besonders an Ihrem Unternehmen? Ist es ein besonders signifikantes Ereignis, wenn sich ein Juror von "2 Minuten 2 Millionen" am Unternehmen direkt beteiligt?

Tretter: Ich habe drei Jahre lang an der Seite von Florian bei Runtastic im Produkt Management gearbeitet, daher kennen wir uns persönlich sehr gut. Unsere Meetings waren meist kurz, da wir in wichtigen Fragen eine ähnliche Sichtweise hatten. Florian sagte einmal zu mir, dass für ihn der entscheidende Faktor immer das Team sei. Ich nehme daher an, er hat ein tiefes Vertrauen in uns und unsere Arbeit. Und er sieht wie wir das Potential, das sich im Bereich Kundenbindung in Europa entwickelt. Er hat unzählige Investitionsangebote, besonders auch im TV, da freut es uns besonders, dass Florian bei uns nun "doppelt" investiert.

LEADERSNET: Wofür werden die Investitionsmittel vorrangig eingesetzt?

Tretter: Den Innovationsvorsprung, den wir uns erarbeitet haben, werden wir weiter ausbauen. Ein großer Teil des Investments geht somit in die Produktentwicklung und Daten-Forschung. Wo wir unter anderem eine tiefgehende und sehr gute Zusammenarbeit mit der FH Hagenberg pflegen. Zudem geht es darum, ein gutes Produkt auch erfolgreich zu vermarkten. Daher suchen wir Sales Mitarbeiter und Vertriebspartner für die Expansion im DACH-Raum.

LEADERSNET: Wird das verstärkte Interesse von Unternehmen nach mehr Kundenbindung auch durch Corona beflügelt?

Tretter: Die jetzige Situation zeigt auf, wie wichtig Kundenbindung ist und wie groß die Vorteile von Digitalisierung sein können. Unsere bestehenden Kunden haben die tollen Möglichkeiten genutzt und auch während der schwierigen Situation mit ihren Kunden kommuniziert. Gerade für den stationären Handel ist es jetzt wichtig, Maßnahmen zu setzen, um die Kunden wieder zurück ins Geschäft zu bringen. Und ist der Kunde erstmal wieder da, möchte man ihn dazu bewegen, regelmäßig und auch öfter zu kaufen. Genau da können wir helfen. Wir merken seit ca. vier Wochen eine stärkere Nachfrage nach unserer Lösung, stärker sogar als vor Corona. Unternehmen sind jetzt auf der Suche nach Lösungen um ihre Kundenbindung zu stärken. Wir sehen natürlich auch einen starken Digitalisierungsschub, zusätzlich getrieben von Förderungen in diesem Bereich. Dies hat zum Beispiel jetzt eine große Versicherungs-Agentur dazu genützt, neben Kundenbindung  beispielsweise auch Schadensmeldungen, Vertragsverwaltung und Angebotsanfragen über eine Kunden-App zu digitalisieren.

LEADERSNET: Ist gerade der deutsche Markt für hello again aufgeschlossen?

Tretter: In Deutschland herrscht dieselbe Situation wie in ganz Europa: wachsender Wettbewerb, voranschreitende Digitalisierung und Kunden wünschen sich eine persönliche Betreuung. Die Expansion nach Deutschland war bei uns auf natürlichem Wege, von Österreich heraus: Ein Beispiel ist myShoes, ein Tochterunternehmen des deutschen Deichmann-Konzerns: Der digitale Treue-Club wurde zu Beginn nur in Österreich eingeführt und getestet. Nachdem die Lösung hierzulande sehr erfolgreich läuft, wird diese nun in weitere Länder ausgerollt. Jeder zweite Kunden nutzt dort bereits die myShoes App. So hatten wir einen guten Einstieg in den deutschen Markt, haben nun ca. 25 Kunden in Deutschland, und möchten dort die Expansion schrittweise vorantreiben.

LEADERSNET: Wie ist die Marktsituation am österreichischen Kundenbindungsmarkt? Wo liegen die Ziele?

Tretter: Mit 250 Unternehmen, die auf unsere Lösung setzen, sehen wir uns in Österreich als die Nr. 2 hinter dem JÖ Bonusclub. Wobei wir keine Plattform bieten, sondern für jedes Unternehmen einen eigenen, maßgeschneiderten Kundenclub aufbauen. Langfristig möchten wir 1.000 Unternehmen haben, die ihr Kundenbindungsprogramm mit einer Lösung von hello again abwickeln.

LEADERSNET: Welche Dimensionen ergeben sich in Deutschland?

Tretter: Normalerweise würde man sagen, der Markt ist zehn Mal so groß wie Österreich, also hat er zehnfaches Potential. Wir wissen, dass wir hier strukturiert und schrittweise vorgehen müssen. Durch unsere 25 deutschen Unternehmen, die bereits mit uns arbeiten, sehen wir, dass unsere Lösung auch in anderen Ländern sehr gut funktioniert. Perspektivisch werden wir auch in Deutschland zu einer guten Marktposition kommen.

LEADERSNET:  Können aus der Corona-Krise auch Erkenntnisse über die besondere Bedeutung der Regionalität gewonnen werden?

Tretter: Die Corona-Krise stärkt die Bedeutung der Regionalität und gibt der Digitalisierung einen kräftigen Schub. Genau hier setzen wir an: Regionale Unternehmen haben oft nicht die finanziellen Möglichkeiten wie Großkonzerne und manchmal fehlt es ihnen auch an fundiertem digitalen Fachwissen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Komplexität der digitalen Welt so weit zu reduzieren und zu vereinfachen  – ohne dabei auf Funktionalität zu verzichten, dass unsere Lösung vor allem auch regionalen Klein- und Mittelbetriebe hilft. Wir bieten umfangreiche Funktionen zu einem erschwinglichen Preis und helfen somit die Regionalität zu unterstützen.

Was wir gerade auch jetzt sehen ist, dass sich Unternehmen in einer Region zusammenschließen und gemeinsam ein regionales Incentivierungs-Programm starten, nach dem Motto "Kauf in der Region, jeder Einkauf zählt, und du bekommst etwas zurück". 

LEADERSNET: Wie sieht die Kundenstruktur des Unternehmens eigentlich aus?

Tretter: Unsere Kundenstruktur ist vielschichtig. Einerseits setzt ein großer Drogerie-Konzern in mehreren Ländern auf unsere Lösung, andererseits haben wir eine standardisierte Lösung, die sogar für Kleinunternehmen leistbar ist. Die 250 Kunden verteilen sich über alle Unternehmensgrößen und Branchen mit wiederkehrendem Kundenkontakt.

Angefangen bei Bäckern, Friseuren, Sport- und Modehändlern, Apotheken, Restaurants etc. bis hin zu ganzen Regionen, die gemeinsam eine Lösung nutzen, sowie Großkonzerne, die unsere Lösung in mehreren und mehrsprachig Ländern einsetzen.

LEADERSNET: Wo liegen die Wurzeln des außerordentlichen Erfolgs der seinerzeitigen Joint-Venture-Gründung?

Tretter: Der Erfolg steht und fällt mit dem Team und den permanenten Fokus, den Kunden zum Erfolg zu führen. Der wirkliche Erfolg kommt auch nicht von heute auf morgen, sondern ist das Ergebnis von vielen, ganz vielen kleinen Schritten die man täglich aufs Neue macht.

LEADERSNET: Was können Sie anderen Unternehmern aus ihrem Erfahrungsschatz mit auf den Weg geben?

Tretter: Such dir ein Thema, das du leidenschaftlich gerne machst. Ich glaube, ohne diesen Aspekt wird der Aufbau von einem Unternehmen schwierig. Und gründe nicht alleine, such dir ein geiles Team. Das hilft, wenn es mal unrund läuft, und das Feiern macht auch doppelt Spaß.

LEADERSNET: Bedeuten Krisen für Sie persönlich auch Chancen?

Tretter: Die jetzige Situation ist eine große Herausforderung, für die ganze Gesellschaft. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir in Summe gestärkt aus der Krise hervorgehen werden. Wichtig ist, die Chance für Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu sehen und vor allem zu nützen. Wir werden unseren Teil dazu beitragen, damit Unternehmen wieder schnell ihre Kunden aktivieren und ins Geschäft zurückholen können.

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