"Mich künstlerisch auszudrücken, ist seit jeher eine Obsession"

Carola Lindenbauer, kaufmännische Geschäftsführerin der Wiener Stadthalle, im Interview über eine erste Bilanz, die Positionierung als Frau in oberen Managementpositionen sowie ihre zweite Identität als Künstlerin.

Seit rund einem Jahr herrscht Frauenpower an der Spitze der Stadthalle Wien. LEADERSNET hat die kaufmännische Geschäftsführerin Carola Lindenbauer zum Interview gebeten und mit der Juristin, Immobilienexpertin, Wirtschaftsprofi und Künstlerin über die Highlights der Stadthalle 2019, ihren fachlich anspruchsvollen aber sehr menschlichen Führungsstil, ihr Dasein als Lola Lindenbaum und wie sich diese diametralen Welten in einer Person vereinen, geplaudert.

LEADERSNET: Wie fällt die Bilanz aus, wenn Sie nach einem Jahr ihre Kaufmännische Geschäftsführung beurteilen sollten?

Lindenbauer: 2019 war ein spannendes Jahr mit vielen Konzert-Highlights, wir hatten eine enorm hohe Veranstaltungsdichte und konnten die Besucherzahlen steigern, diese liegen über 1 Mio.
Es waren neben Show-Größen wie Elton John, Grönemeyer, Cher, Ariana Grande, Mark Knopfler, Eric Clapton viele weitere Stars zu Gast. Ein besonderes Highlight war natürlich auch das spannende Erste-Bank-Open mit Dominik Thiem als Sieger, das Rekord-Besucherzahlen bescherte.

LEADERSNET: Wie beschreiben Sie ihren Führungsstil? Ist es schwierig, sich in der Branche als Frau durchzusetzen?

Lindenbauer: Es hängt in oberen Managementpositionen betreffend eines Führungsstiles weniger davon ab, ob man ein  Mann oder eine Frau ist, sondern von der Prämisse, ob bei der Führungsperson der Gestaltungswille im Vordergrund steht oder ein "Machtstreben" Motivator ist. Ich persönlich habe einen fachlich anspruchsvollen aber sehr menschlichen Führungsstil.

LEADERSNET: Sie sind seit 25 Jahren als bildende Künstlerin und Lyrikerin tätig und leben Ihr Künstlerinnendasein als zweite Identität aus. Was treibt Sie an?

Lindenbauer: Von Triebkraft oder Motivation kann man eigentlich gar nicht sprechen, ich kann nicht anders, mich künstlerisch auszudrücken, ist seit jeher eine Obsession. Das Leben bietet dafür so viel Stoff, dass man kaum mit der künstlerischen Umsetzung nachkommt. Was bei mir dazukommt ist, dass ich das Kokettieren mit dem Ambivalenten, mit dem Negativen, mit dem Imperfekten, mit dem Schatten liebe und in meinen Arbeiten und Texten manifestiere.

LEADERSNET: Sie haben ein Jus-Studium absolviert und sind seit vielen Jahren erfolgreiche Managerin – wie gehen sich diese diametralen Welten in einer Person aus?

Lindenbauer: Ich habe in den 1990er Jahren eine künstlerische Ausbildung genossen, dann jedoch das Studium der Rechtswissenschaften absolviert- ein vermeintlicher Widerspruch, der die Dualitäten, in denen ich mich künstlerisch – und auch im Leben generell- bewege, anschaulich widerspiegelt. Neben der Kunst, die ich sehr ernsthaft und intensiv betreibe, bin ich als  Managerin tätig. Seit 1.1.19 bin ich als Geschäftsführerin der Wiener Stadthalle tätig, davor war ich 10 Jahre Geschäftsführerin der base-homes for students GmbH sowie eine Zeit lang parallel dazu GF des Wissenschafts- und Technologieparks Tech Gate Vienna.

LEADERSNET: Wie switchen Sie zwischen diesen Rollen?

Lindenbauer: Nun, ich muss sagen, ich kopple die geistige Distanz vom Alltag mit räumlicher Distanz. Dh.ich verbringe die Wochenenden fast ausschließlich in meinen Atelierräumlichkeiten in Niederösterreich und bin dort nicht oder wenn dann nur positiv abgelenkt und kann mich ganz meiner künstlerischen Obsession hingeben bzw. Texte schreiben. Natürlich hat dies auch eine therapeutische Komponente.

LEADERSNET: In einem Artist-Talk mit Ö1-Redakteurin Christine Scheucher im Rahmen des „Salon im Looshaus, No 6“ am Michaelerplatz haben sie ihre künstlerische Affinität zu ambivalenten historischen Frauenfiguren aus der Literatur- und Kunstgeschichte thematisiert. Welche Themenbereiche bearbeiten Sie derzeit?

Lindenbauer: Wiederkehrend interessieren mich Themen wie beispielsweise "Gazing out of the window". Ich finde, dass das kontemplative Momentum des selbstvergessenen Ausdemfensterschauens zu wenig Platz in unserer Gesellschaft findet und es findet sich in meiner Kunst wieder. Derzeit sind rund 40 Werke dazu in einer Anwaltskanzlei am Schottenring in Wien – mit Fensterblick auf den historischen Ringturm- ausgestellt. Ich beobachte Menschen gerne, wenn sie absichtslos aus dem Fenster schauen, denn diese haben dann einen besonderen Gesichtsausdruck. Ich habe das Gefühl, dass sich die „Geschichten“, die sich im Laufe des Tages auf ein Gesicht gelegt haben kurzfristig abfallen und die Menschen ihr ursprüngliches Gesicht wiederfinden.

LEADERSNET: Sie schlüpfen – schon wenn ich mir die Spannweite zwischen ihrem Managementalltag und ihrem Künsterinnendasein ansehe- gerne in verschiedene Rolle bzw. wollen sich nicht auf eine festlegen. Ist dies auch die Motivation beim Kunstprojekt “literatur outdoors“ mitzumachen und immer wieder in verschiedene Rollen, Zeiten und Setting zu schlüpfen?

Lindenbauer: Ja, ich bin ein facettenreicher Mensch und im Rahmen des Projektes Literatur outdoors wanderte sich bislang an den Originalschauplätzen und in den Rollen von Ingeborg Bachmann, Hansi Lang, Erich Fried und Alma Mahler-Werfl. Versatzstücke aus den bei diesem Projekt entstehenden fotographischen Dokumenten verwende ich dann wiederum zum Teil in meinen Collagen.

www.stadthalle.com

www.lolalindenbaum.com

Carola Lindenbauer

Carola Lindenbauer ist ausgebildete Juristin und hat das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien absolviert. Ihre berufliche Karriere startete Lindenbauer im Personalberatungsunternehmen Dr. Rantasa Consulting. Ihr beruflicher Werdegang führte sie danach als Leiterin der Rechts- und Personalabteilung in die WSE Wiener Standortentwicklung GmbH sowie als Einzelprokuristin in die Wiener Messe Besitz GmbH. Beide Unternehmen gehören zur Wien Holding.

Von 2014 bis 2016 war Lindenbauer Geschäftsführerin des Wissenschafts- und Technologieparks Tech Gate Vienna und hat dort unter anderem das Veranstaltungsmanagement „The Stage“ entwickelt und etabliert. Zuletzt hat sie als Alleingeschäftsführerin die base - homes for students GmbH geleitet, die ebenfalls zur Wien Holding gehört. Unter ihrer Führung wurde nicht nur das base19 (Studentenhaus Döbling) generalsaniert, sondern mehrere weitere neue Studierendenheime in diversen Wiener Bezirken realisiert.

 Lindenbauer auch Aufsichts- und Universitätsrätin in der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien GmbH (ehem. Konservatorium der Stadt Wien). Carola Lindenbauer ist verheiratet und hat einen Sohn.

Carola Lindenbauer

Carola Lindenbauer ist ausgebildete Juristin und hat das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien absolviert. Ihre berufliche Karriere startete Lindenbauer im Personalberatungsunternehmen Dr. Rantasa Consulting. Ihr beruflicher Werdegang führte sie danach als Leiterin der Rechts- und Personalabteilung in die WSE Wiener Standortentwicklung GmbH sowie als Einzelprokuristin in die Wiener Messe Besitz GmbH. Beide Unternehmen gehören zur Wien Holding.

Von 2014 bis 2016 war Lindenbauer Geschäftsführerin des Wissenschafts- und Technologieparks Tech Gate Vienna und hat dort unter anderem das Veranstaltungsmanagement „The Stage“ entwickelt und etabliert. Zuletzt hat sie als Alleingeschäftsführerin die base - homes for students GmbH geleitet, die ebenfalls zur Wien Holding gehört. Unter ihrer Führung wurde nicht nur das base19 (Studentenhaus Döbling) generalsaniert, sondern mehrere weitere neue Studierendenheime in diversen Wiener Bezirken realisiert.

 Lindenbauer auch Aufsichts- und Universitätsrätin in der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien GmbH (ehem. Konservatorium der Stadt Wien). Carola Lindenbauer ist verheiratet und hat einen Sohn.

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