"Wir stellen uns auf ein schwieriges Jahr ein": Warnschüsse und Troubleshooting bei der voestalpine

Für den börsennotierten Konzern sieht es aktuell eher duster aus – erneute Gewinnwarnung macht Personalabbau notwendig.

Wenig weihnachtliche Neuigkeiten für den oberösterreichischen Stahlriesen voestalpine: der börsennotierte Konzern hatte schon vor einiger Zeit mit beunruhigenden Neuigkeiten aufhorchen lassen, und nach jüngsten Informationen hat das Unternehmen immer noch mit einigen gröberen Problemen zu kämpfen – ein massiver Gewinneinbruch ist hier nur die Spitze des Eisbergs.

Nun hat die voestalpine erneut eine Gewinnwarnung abgesetzt. Die globale Konjunkturflaute, die besonders schwache Automobil-Konjunktur, die Handelskonflikte und Strafzölle sowie eigene Planungsfehler rund um die US-Standorte fordern ihren Tribut. Das bekommen auch die Aktionäre zu spüren: Die ausgeschüttete Dividende wird schmäler ausfallen als zuletzt. Wie stark die Kürzung ausfallen wird, könne man jetzt, rund fünf Monate vor Ende des Geschäftsjahres, noch nicht sagen. "Das ist noch zu früh", erklärte Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner.

"Schwieriges Jahr" 2020: Personalabbau in Deutschland

Spüren werden den schwächeren Ausblick auch die Mitarbeiter in Deutschland. Am Standort Wetzlar, wo die Voestalpine rund 1.500 Mitarbeiter bei ihrer Tochter Buderus Edelstahl beschäftigt und bereits in Kurzarbeit produzieren ließ, laufen schon mit Ende 2019 rund 125 befristete Arbeitsverträge aus, die nicht verlängert werden. Dazu werden nächstes Jahr voraussichtlich weitere rund 200 Mitarbeiter ihren Job verlieren.

In Österreich gibt es "im Moment keine Pläne, Kurzarbeit einzuführen", sagte Eibensteiner in einer eilig einberufenen Telefonkonferenz. Auch seien keine Arbeitsplätze in Österreich gefährt. Die Voestalpine versucht allerdings im Zuge ihres laufenden Einsparungsprogramms, den Personalaufwand zu senken. Das passiert über Einsparungen bei Leasingfirmen, Abbau von Überstunden und das Nicht-Nachbesetzen frei werdender Stellen. Der Ausblick für das kommende Jahr 2020/21 fällt nicht besser aus, es gebe keine positiven Anzeichen. "Wir stellen uns auf ein weiteres schwieriges Jahr ein", so Eibensteiner.

"Gewinn gerade noch positiv"

Wegen der verminderten Erwartungen musste die voestalpine die Firmenwerte etlicher Gesellschaften korrigieren. Das betrifft die Werke in Traisen und Kindberg (Österreich), Wetzlar (Deutschland) sowie in Cartersville,Georgia, und in Texas (beide USA). Das bedeutet, dass das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende März) mit Einmaleffekten von rund 360 Millionen Euro belastet, wie der Konzernam Montag nach der Vorstandssitzung mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll gegenüber dem Vorjahr von 779,4 Millionen Euro auf "gerade noch positiv" zusammenschmelzen.

Auch die Prognose für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde heute von zuletzt 1,3 Milliarden auf 1,2 Milliarden Euro noch einmal nach unten geschraubt. Schon im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte die voestalpine mit zwei Gewinnwarnungen aufhorchen lassen. Das EBIT war 2018/19 um 34 Prozent auf knapp 780 Millionen Euro eingebrochen, das EBITDA um knapp 20 Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro.

Mehrfachbelastungen aus den USA

Den Konzern belasten vor allem die deutlich gebremste Automobilkonjunktur, massive Anlaufschwierigkeiten infolge von Managementfehlern im neuen US-Autowerk in Cartersville, höhere Rohstoffkosten, das international generell schwächere wirtschaftliche Umfeld sowie die US-Strafzollpolitik.

Bei letzterer sind die "indirekten Effekte" deutlich schwerwiegender als anfangs eingeschätzt. Erst vergangene Woche hatte die Voest zudem eine empfindliche Kartellstrafe in Höhe von 65,5 Millionen Euro wegen illegaler Preisabsprachen bei Grobblechen in Deutschland ausgefasst.

Die aktuelle "Belastung" durch Einmaleffekte im Volumen von 360 Millionen Euro umfasse im Wesentlichen "Sonderabschreibungen aufgrund von Wertminderungen von Vermögensgegenständen" (Impairment) und sei "Ausfluss der im letzten Ausblick angekündigten Analyse möglicher Auswirkungen der geänderten globalen ökonomischen Rahmenbedingungen auf die wesentlichen Geschäftsbereiche der voestalpine", hieß es in der heutigen Unternehmensaussendung.

64 Prozent Gewinneinbruch im ersten Halbjahr

Zudem seien – in geringerem Umfang – auch "Vorsorgen für Risiken mit negativen finanziellen Auswirkungen" gebildet worden. Die Einmaleffekte reduzierten das heurige EBIT und seien in einer Höhe von rund 80 Millionen Euro auch EBITDA-wirksam, teilte die voestalpine weiters mit. Schon im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2019/20 musste der Konzern einen Gewinneinbruch vermelden. Der Nettogewinn schrumpfte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 64 Prozent von 320 Millionen auf 115 Millionen Euro ein. (red)

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