"Tabula Rasa" bei der Deutschen Bank: Milliardenschwerer Konzernumbau

2,8 Milliarden Euro Verlust im 2. Quartal, Umbau bis 2020 soll weitere 7,4 Milliarden kosten – Abbau von 18.000 Stellen.

Die Deutsche Bank zollt der seit Jahren anhaltenden Krise, aus der sich das Kreditinstitut bislang nicht so recht befreien konnte, nun radikal Tribut: ein Unterfangen, dass man sich Milliarden kosten lässt. Am Sonntag kündigte die Deutsche Bank nach einer Aufsichtsratssitzung den Rückzug aus dem weltweiten Aktiengeschäft und eine Verkleinerung des Handels an.– 18.000 Stellen werden abgebaut.

Der Konzern plant im Zuge der Umstrukturierung bis 2022 den Abbau von rund 20 Prozent seiner Belegschaft, was in etwa 18.000 Stellen entspricht. Die Bank werde damit nach dem Umbau noch rund 74.000 Vollzeitstellen haben, aktuell sind es rund 91.500. Im Vorfeld der Sitzung war von 20.000 Stellen die Rede, die gestrichen werden sollten.

Milliardenschweres Unterfangen

Bis Ende 2022 rechnet der Vorstand mit Belastungen von insgesamt 7,4 Milliarden Euro durch den Umbau. Wegen der Kosten für den Umbau schreibt die Bank im zweiten Quartal einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro nach Steuern. Diese will das Geldhaus aus eigener Kraft stemmen und ohne erneute Kapitalerhöhung auskommen. 13 Milliarden Euro sind für Investments im Bereich Digitalisierung geplant. Die Aktionäre sollen dafür heuer und 2020 auf ihre Dividenden verzichten. Die bereinigten Kosten sollen im Zuge der Neuaufstellung auf 17 Milliarden Euro sinken.

Zudem wird eine interne "Bad Bank" gegründet, um Bilanzpositionen abzuwickeln, die aus den Geschäftsfeldern stammen, die aufgegeben oder verkleinert werden sollen. Diese Positionen umfassen 74 Milliarden Euro an risikogewichteten Aktiva.

Tribut für jahrelange Krise

Die Deutsche Bank zieht damit die Konsequenzen aus der jahrelangen Krise und der Talfahrt des Aktienkurses. Die Kosten der Bank sind hoch und die Ergebnisse niedrig. Im Investmentbanking sind die Konkurrenten von der Wall Street längst außer Reichweite, die einstige Vorzeigesparte schreibt seit zwei Quartalen rote Zahlen. Dennoch erhalten die Mitarbeiter Boni in astronomischer Höhe. In der Liste der größten deutschen Firmen belegt die Deutsche Bank mittlerweile nur noch Platz 24.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete sie ihren ersten Jahresgewinn seit 2014. Doch das erste Quartal des laufenden Jahres zeigte, wie angespannt die Lage nach wie vor ist: Die Deutsche Bank verdiente in den drei Monaten gerade einmal 201 Millionen Euro, während die US-Konkurrenz Milliardengewinne einfuhr.

Katar will mitgestalten

Die Führungsstruktur wird zum 1. August geändert. Neben Garth Ritchie, der die Bank bis Ende September weiter beraten wird, werden auch die Vorstände Sylvie Matherat und Frank Strauß bis zum 31. Juli gehen.

Der Großaktionär Katar will die Neuausrichtung der Deutschen Bank offenbar aktiv mitgestalten und hat seinen Vertrauensmann im Vorstand installiert. Stefan Simon, der bislang die Interessen der Scheichs im Aufsichtsrat vertrat, wird im Führungsgremium der Bank nun Chief Administrative Officer (CAO) und ist damit für die Beziehungen zu den Aufsichtsbehörden und die Rechtsabteilung verantwortlich, wie die Bank am Sonntag mitteilte. Der Anwalt und Steuerberater leitete zuletzt den Integritätsausschuss im Aufsichtsrat.

Neu in den Vorstand ziehen außerdem Christiana Riley (regionale Verantwortung für das Geschäft in Nord- und Südamerika) und Bernd Leukert (Digitalisierung, Daten und Innovation) ein. Die drei Neuen sollen zunächst als Generalbevollmächtigte tätig sein, bis die entsprechenden Freigaben der Aufsichtsbehörden vorliegen. (red)

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