BFI Wien ExpertenClub: "Wer zu Hause bleibt, findet nichts"

Welche Kompetenzen Menschen benötigen, um im Wettbewerb mit KI, Robotern und Co. reüssieren zu können – das diskutierten Patricia Neumann, Markus Hengstschläger, Henrik Starup-Hansen und Jan Trionow.

Blockchain-Guru, KI-Experte, Softwaredeveloper – der Stellenmarkt liest sich aktuell wie ein Wörterbuch für hochstehende IT-Kompetenzen. Kein Thema polarisiert derzeit mehr als die Frage nach den Werkzeugen, mit denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer die digitale Transformation erfolgreich meistern können.

Auseinanderklaffende Extreme

Und kein Thema verläuft sich derzeit in weiter auseinanderklaffende Extreme, wie BFI Wien-Geschäftsführer Franz-Josef Lackinger anlässlich des ExpertenClub des BFI Wien unter dem Motto "Me, myself and A.I. – Was muss der arbeitende Mensch im 21. Jahrhundert eigentlich können?" klarstellte.

"Wenn es um die Vermittlung von Digitalkompetenzen geht, geht es auf der einen Seite meist um die Frage 'Wo drehe ich den Computer auf?' und auf der anderen Seite sind wir auf der Ebene 'Raketenwissenschaft'. Dazwischen spielen sich aber vermutlich 80 Prozent der Bedürfnisse der heimischen Arbeitnehmer und Unternehmer ab", so Lackinger.

Logikverständnis, Sozialkompetenz und Co.

Das kann Jan Trionow, CEO Hutchison Drei Austria, nur unterstreichen: "Mehr als die Hälfte der heimischen KMU befinden sich auf der digitalen Reifeskala noch am Anfang und die Digitalisierung ist eine Entwicklung, die sich rasch weiterdreht." Und obwohl die Digitalisierung gerade erst begonnen habe, spreche man schon jetzt von einem Fachkräftemangel.

Patricia Neumann, CEO IBM Österreich, ist nicht zuletzt wegen dieser rasanten Entwicklung überzeugt, dass die digitale Transformation alle betrifft. Das bedeute zwar nicht, dass künftig jeder Programmierkenntnisse entwickeln müsse, aber die "Menschen brauchen künftig mehr Technologieverständnis und mehr Offenheit für Technik." Das sei auch nicht als Bedrohungsszenario zu sehen. Henrik Starup-Hansen, Geschäftsführer Wiesenthal Handel und Service GmbH, teilt diese Einschätzung. Vor allem ältere Mitarbeiter hätten mit der rasanten Entwicklung aber doch auch Schwierigkeiten: "Wir sind hier als Unternehmen gefordert, mittels Schulungen die Mitarbeiter bei der Entwicklung zu unterstützen."

Für Markus Hengstschläger, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik der MedUni Wien, geht es primär darum, die Talente zu wecken, die in allen von uns schlummern, und neben technischen Fertigkeiten vor allem die sogenannte ungerichtete Bildung zu forcieren: "Wichtig ist, dass wir den Menschen Mut, Flexibilität, das psychische Umgehen mit diesem Mehr an Flexibilität, die richtige Selektion von Information, intra- sowie interpersonelle Intelligenz vermitteln."

Von nichts kommt nichts

Klar sei für alle vier auch, dass in die Kompetenzvermittlung der Menschen aktiv investiert werden muss. Denn "das lebenslange Lernen hört nicht auf", wie Neumann betont. Eine bedeutende Rolle spielen dabei aber nicht nur die Bildungseinrichtungen, sondern auch die Unternehmen. Fest stehe jedenfalls, dass die Zukunft am Arbeitsmarkt des 21. Jahrhunderts als Chance nicht als Bedrohung zu betrachten ist.

Dass sich über das Thema Digitalisierung vortrefflich diskutieren lässt, zeigten auch die intensiven Gespräche im Anschluss an die Podiumsdiskussion. Und so tauschten sich in der Wiener Labstelle die rund 100 Gäste, unter anderem AMS Wien-Chefin Petra Draxl, Gabriela Grottenthaler-Riedl (AWS), Sabine Bretschneider (medianet), Andreas Eichler (fair-finance Holding), Brigitte Heller (Bildungsdirektion für Wien), Christian Horak (Contrast Ernst & Young), Christoph Matzl (Kronen Zeitung), Monika Ottenschläger (BAWAG P.S.K.), rege zur Frage aus, was wir nun können müssen, um mit den Maschinen erfolgreich koexistieren zu können. (as)

Impressionen von der Veranstaltung finden Sie in unserer Galerie.

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