Pupeter redet Klartext

Chatbot - Objekt der Begierde

Tschett Bott. Fünf harte, gesprochene T. Das klingt nicht gerade zärtlich. Die Stimmen allerdings, die hinter dem Chatbot stehen, säuseln mit zuckersüßem Timbre in dein Ohr, obwohl es sich nur um ein einfaches Frage-Antwort-Spiel zwischen Mensch und Maschine handelt.

Immer mehr Unternehmen setzen auf diese Technik, um Kommunikation an eine Sprechmaschine auszulagern. Die Idee dazu ist nicht neu. Joseph Weizenbaum erschuf in den 1960er Jahren mit Eliza eine virtuelle Psychotherapeutin, der man Liebes- und anderen Kummer anvertrauen konnte und die entsprechend einfühlend antwortete.

Die Chatbots von heute reden mit uns. Sie bauen Bilder und Videos in die Beantwortung einer Frage ein und berücksichtigen unseren Standort, den Wetterbericht und andere nützliche Informationen aus unserem Umfeld.

Sagen Sie nach getaner Arbeit im Büro „Ich mag heim“ und der Chatbot (das Kürzel Bot steht für Roboter) wird Ihnen die nächstmögliche Zugverbindung raussuchen und das Ticket gleich dazu mitliefern. Wenn Sie dann zuhause auf der Couch die Beine hochgelagert haben, sagen Sie zu Ihrem Tablet freundlich „Hunger“. Und Ihr Tablet  - wo Chatbots wie Siri, Alexa & Co zu Hause sind – wird Ihnen entweder die Speisekarte vom nächst gelegenen Pizzaservice anzeigen oder das Gasthaus ums Eck vorschlagen.

Nach und nach werden uns diese intelligenten HelferInnen - meist sind sie weiblich - immer vertrauter. „Wenn Millionen von Nutzern plötzlich in natürlicher Sprache mit ihren Rechnern kommunizieren, wird das den Umgang mit der Technik grundlegend verändern“, sagt Reinhard Karger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen (DGI). Wenn wir künftig mit dem Rechner wie mit einem Freund reden, wird sich auch unser Zugang zur Technik grundlegend verändern .

Mein Nachbar beispielsweise umgarnt seine Siri geradezu – „anbraten“ hätte man im vorigen Jahrtausend dazu gesagt. Passen Sie auf und verlieben Sie sich nicht in Ihren Chatbot. Es gibt lohnendere Objekte der Begierde.

(* Eveline Pupeter ist Eigentümerin des österreichischen Handy-Herstellers emporia und Expertin für einfache Kommunikation)

 

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