„In Österreich sehen wir keine Konkurrenz für uns"

Kronos Advisory-Chef Sven Rischko über die Zukunft der heimischen Banken, Veranlagungstipps und die Besonderheiten eines Multi Family Offices.

Seit 2009 agiert das Multi Family Office Kronos Advisory am österreischen Markt. leadersnet.at hat Kronos-Gründer Sven Rischko getroffen und sich mit ihm über die heimische und internationale Konkurrenz unterhalten und nachgefragt wieviel Geld ein Kronos Advisory-Kunde mitbringen muss, was ein Multi Family Office überhaupt auszeichnet und welche Auswirkungen der Brexit für die heimische Wirtschaft haben wird.

leadersnet.at: Sie haben die Kronos Advisory vor rund sieben Jahren gegründet. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?

Rischko: Ich war vorher lange im Private Banking, sprich in der Vermögensverwaltung tätig. Da schlagen immer zwei Herzen in der Brust und man muss auf zwei Interessenslagen Rücksicht nehmen: einerseits die des Kunden und andererseits natürlich das wirtschaftliche Eigeninteresse des jeweiligen Anbieters. Das konnte ich irgendwann mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren. Daraufhin habe ich mir überlegt, was ich mit dem Wissen und dem Know-how, das ich mir angeeignet hatte, machen kann. Deswegen habe ich die Kronos als Multi Family Office gegründet, um mein Know-how auf Seiten des Kunden zur Verfügung zu stellen.

leadersnet.at: Galt es am Anfang viel Überzeugungsarbeit für Kronos zu leisten oder wurden die Leistungen sofort von den potentiellen Kunden angenommen?

Rischko: Es hat ein wenig Überzeugungsarbeit bedurft, den Investoren zu zeigen, dass wir keine Zusatzkosten für sie verursachen. Aber abgesehen davon wurden wir sehr gut angenommen.

leadersnet.at: Die Kronos Advisory bezeichnet sich selbst als das führende Multi Family Office in Österreich. Was zeichnet ein Multi Family Office eigentlich genau aus?

Rischko: Das ist nicht so einfach zu erklären, da der Begriff Multi Family Office nicht geschützt ist. Wir verstehen darunter eine ganzheitliche Betreuung des Vermögens eines Investors, das nicht nur liquide Mittel, sondern auch Immobilien, Kunst usw. beinhaltet. Wir führen selbst keinerlei Veranlagungen durch. Wir suchen für unsere Kunden im Rahmen eines strukturierten Prozesses die bestmöglichen Anbieter und verhandeln mit diesen insbesondere auch die Konditionen. Zusätzlich erhält der Investor ein konsolidiertes Reporting über sein Gesamtvermögen und eine laufende Überwachung der gewählten Anbieter.

leadersnet.at: Welche Benefits kann sich ein Kunde aus dem Portfolio von Kronos Advisory erwarten?

Rischko: Da gibt es eine ganze Reihe davon. Es beginnt damit, dass wir die Vermögensstruktur des Kunden komplett frei von Interessenskonflikten erarbeiten können. Es ist für uns nicht wichtig, was in dieser Struktur am Ende enthalten ist, da wir selbst keine Produkte anbieten. Darüber hinaus gleichen wir fehlendes Know-how auf Seite des Kunden aus. In der Regel ist es so, dass der Kunde das Geld hat und die Anbieter das Know-how haben. Das gleichen wir aus. Somit hat der Kunde sowohl das Geld als auch das Know-how. Ferner hat unser Kunde den Vorteil einen Ansprechpartner für sein Gesamtvermögen zu haben, der alle Anbieter koordiniert. Last but not least wird der Kunde erhebliche Kosteneinsparungen haben.

leadersnet.at: Welcher Adressatenkreis kann von Ihrer Beratungsleistung besonders profitieren?

Rischko: Unsere Kundenstruktur reicht von Privatpersonen über Familien, Unternehmen bis hin zu Universitäten und Stiftungen. Wir haben also ein sehr breites Kundenumfeld. Voraussetzung ist lediglich ein einigermaßen großes Vermögen.

leadersnet.at: Was heißt ein einigermaßen großes Vermögen konkret?

Rischko: Wir haben mal ausgerechnet, dass es ab einem liquiden Vermögen von rund 1,5 Millionen Euro Sinn macht, unsere Dienste in Anspruch zu nehmen. Optimal ist ein liquides Vermögen ab 2,5 Millionen Euro.

leadersnet.at: Kommen Ihre Kunden in erster Linie aus Österreich?

Rischko: Der Kernmarkt ist ganz klar Österreich. Wir haben aber auch Kunden in Deutschland und in der Schweiz. Vereinzelt haben wir auch Kunden außerhalb dieses geographischen Bereichs.

leadersnet.at: Gibt es eigentlich viel Konkurrenz auf dem Gebiet auf dem Sie tätig sind?

Rischko: In Österreich per se sehen wir eigentlich keine Konkurrenz. Es gibt zwar Unternehmen, die hier Family Office-Dienstleistungen anbieten, die sehen wir aber nicht als Konkurrenz, weil sie in der Regel nicht unabhängig sind. Es gibt einen großen Mitbewerber, dessen Hauptgesellschafter eine Bank ist. Das kann ich nicht als echte Konkurrenz wahrnehmen, weil Unabhängigkeit für ein Family Office aus unserer Sicht zwingend notwendig ist. So gesehen sind wir in Österreich in einer sehr komfortablen Position. Es gibt auch ein paar kleinere Anbieter, die am Markt agieren, aber die bemerken wir kaum. In Deutschland ist der Markt der Family Offices hingegen deutlich stärker vorangeschritten. Dort gibt es viele unabhängige Institute und somit ist die Konkurrenzsituation dort auch deutlich größer.

leadersnet.at: Ist das der Grund, warum Sie Kronos Advisory als das führende Multi Family Office in Österreich bezeichnen?

Rischko: Wir sind tatsächlich das einzige Multi Family Office in Österreich, das wesentlich ist. Wir brauchen uns auch vor der internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken. Es gibt international einige Family Office Organisationen, wie etwa den Family Office Club mit seinen 90.000 Mitgliedern. Das ist mit Abstand die größte Family Office Organisation der Welt. Wir wurden vom Family Office Club angefragt, ob wir beim Family Office Deal Flow Summit in New York als Sprecher auftreten. Das kleine österreichische Family Office in der Hochburg des Kapitalismus – das ist schon eine besondere Auszeichnung und zeigt auch unseren Stellenwert. Aber wir sind auch Vortragende beim Family Office Forum, dem DACH Elite Gipfel, usw.

leadersnet.at: Bleiben wir kurz auf dem internationalen Parkett. Welche Auswirkungen hat der Brexit für Ihr Business?

Rischko: Für uns als Unternehmen hat es erst einmal gar keine Auswirkungen. Was den Finanzmarkt per se betrifft, wird es sicherlich zu einer Verschiebung kommen, beispielsweise wird London seinen Stellenwert als Finanzplatz in der derzeitigen Form verlieren. Hier wird in erster Linie Frankfurt profitieren. Für die österreichische Wirtschaft wird es insgesamt kaum nennenswerte Auswirkungen haben. Zwar könnte die Abwertung des Britischen Pfund für exportorientierte Unternehmen zum Thema werden, aber nachdem Großbritannien nur der achtgrößte Handelspartner Österreichs ist, wird sich auch das in Grenzen halten. Auf den Tourismus könnten die Auswirkungen ein bisschen größer sein, da es für die englischen Urlauber teurer werden wird, nach Österreich zu reisen.

leadersnet.at: Sparen ist beim derzeitigen Zinsniveau ein großes Thema. Mit welchen Veranlagungsformen kann überhaupt noch ertragreich angelegt werden?

Rischko: Das Thema Anlagen und Sparen ist schwierig geworden, da man mit den herkömmlichen Anlageformen kaum noch Erträge zu erzielen sind. Nichtsdestotrotz muss man veranlagen. Wir glauben, dass heute eine wesentlich breitere Diversifikation notwendig ist. Man kann nicht mehr einfach sagen, dass man größtenteils in Anleihen und ein bisschen was in Aktien investiert, so wie es früher gang und gäbe war. Es ist heute notwendig über den Tellerrand hinauszuschauen und ähnlich wie die großen institutionellen Investoren Themen wie erneuerbare Energien , Immobilien, usw. miteinzubeziehen. Letztendlich geht es darum, wesentlich weiter zu diversifizieren und Produkte aufzunehmen, an die man früher nicht gedacht hat, die eventuell sogar illiquide sind, so dass man eine „Illiquiditätsprämie" kassiert. Man braucht aber ganz sicher eine wesentlich fundiertere Beratung als noch vor ein paar Jahren.

leadersnet.at: Welche Entwicklungen erwarten Sie sich am heimischen Bankensektor in den kommenden Jahren?

Rischko: Ich erwarte mir einige tiefgreifende Veränderung. Als erstes muss man mal festhalten, dass die Filialdichte in Österreich extrem hoch ist. Hier muss man nur Wien mit Berlin vergleichen. Berlin ist von der Einwohnerzahl ungefähr doppelt so groß wie Wien, hat aber nur halb so viele Banken. Das macht natürlich wenig Sinn. Die österreichischen Banken haben massive Kosten- und Ertragsthemen. Aus unserer Sicht wird es eine erhebliche Bereinigung des Marktes geben. Die Schließung von Filialen wird noch deutlich weiter gehen. Schaltertätigkeiten und ähnliches werden definitiv weiter abgebaut und automatisiert werden. Wir denken auch, dass sich die eine oder andere Niederlassung ausländischer Privatbanken vom österreichischen Markt wieder verabschieden wird.

leadersnet.at: Denken Sie, dass sich auch von den großen Banken die eine oder andere verabschieden könnte oder dass es zumindest Zusammenschlüsse bei den großen Geldinstituten geben wird?

Rischko: Das kann ich mir gut vorstellen. Das Thema Bank Austria ist natürlich in aller Munde. Da gab es vor nicht allzu langer Zeit schon Überlegungen, das Privatkundengeschäft zu veräußern. Ich denke schon, dass es hier zu großen Zusammenschlüssen kommen wird. In welchem Zeitraum dies geschieht, ist derzeit aber noch schwer abzuschätzen.

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