Rückzug eines Regionalisten
Unimarkt verschwindet endgültig: Spar und Rewe greifen zu, Behörde prüft

| Wolfgang Zechner 
| 22.12.2025

Der österreichische Lebensmittelhandel erlebt mit dem vollständigen Rückzug der Kette eine Zäsur. Rund ein Drittel der mehr als 90 Standorte dürfte schließen, knapp die Hälfte wird von Spar und Rewe übernommen. Während erste Filialen bereits zugesperrt haben, prüft die Bundeswettbewerbsbehörde die geplanten Übernahmen. 

Bereits im September hatte Unimarkt angekündigt, sich bis zum Jahresende 2025 vollständig vom Markt zurückziehen zu wollen. KEYaccount/LEADERSNET berichtete hier. Nun werden die Folgen konkret. Am 20. Dezember haben zunächst acht Filialen geschlossen: vier in Oberösterreich, drei in der Steiermark und eine in Niederösterreich. Insgesamt könnte laut Unternehmensangaben rund ein Drittel der mehr als 90 Standorte vom Markt genommen werden. Unimarkt war zuletzt vor allem in Oberösterreich, der Steiermark und Niederösterreich präsent. Gerade in kleineren Gemeinden und regionalen Lagen droht damit der Verlust eines wohnortnahen Nahversorgers. Gespräche mit selbstständigen Kaufleuten über einzelne Filialen laufen noch und sollen im Jänner finalisiert werden.

Spar und Rewe als Hauptprofiteure

Den größten Teil des Filialnetzes teilen sich Spar und Rewe untereinander auf. Rewe übernimmt 21 Standorte, davon 13 in Oberösterreich, sechs in der Steiermark und zwei in Niederösterreich. Die Mehrheit dieser Märkte soll künftig unter der Marke Adeg geführt werden, einzelne Standorte werden in Billa- oder Penny-Filialen umgewandelt.

Marktführer Spar übernimmt 23 Unimarkt-Filialen. Elf davon liegen in der Steiermark, fünf in Oberösterreich, vier in Niederösterreich, zwei in Salzburg und ein Standort im Burgenland. Über die Kaufpreise wurde Stillschweigen vereinbart. Die Übergaben sind für die ersten Monate 2026 geplant, die betroffenen Filialen sollen im Übergabezeitraum geöffnet bleiben.

Wettbewerbshüter schauen genau hin

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) prüft seit Mitte Dezember die geplanten Übernahmen. Dabei analysiert sie jeden Standort einzeln und betrachtet lokale Einzugsgebiete von etwa fünf bis zwanzig Autominuten. Im Fokus stehen mögliche Auswirkungen auf Preise und Auswahl für Kund:innen ebenso wie die Folgen für regionale Lieferanten. BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf warnt vor einer weiteren Konzentration im österreichischen Lebensmittelhandel. Diese könne die Verhandlungsmacht großer Handelskonzerne gegenüber regionalen Produzenten erhöhen und sich mittelfristig auch negativ auf Ladenpreise auswirken. Ziel sei es, rasch Klarheit zu schaffen und für jede Region die wettbewerblich beste Lösung zu finden.

Offene Fragen für Beschäftigte und Regionen

Mit dem Rückzug von Unimarkt sind auch zahlreiche Arbeitsplätze betroffen. 120 Beschäftigte in der Zentrale sowie rund 500 Mitarbeiter:innen in den Filialen wurden beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet. Wie viele von ihnen von Spar, Rewe oder möglichen selbstständigen Kaufleuten übernommen werden, hängt vom Ausgang der Prüfverfahren und den regionalen Lösungen ab.

Fest steht: Mit Unimarkt verschwindet ein regional stark verankerter Anbieter vor allem aus Oberösterreich und der Steiermark. Der Fall zeigt exemplarisch, wie schwierig es für mittelgroße Handelsketten geworden ist, sich zwischen den dominierenden Marktführern zu behaupten.

www.rewe-group.at

www.spar.at

www.bwb.gv.at

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